Das wir gewinnt
Ein lächelnder junger Mann und eine Frau vor einem Wohngebäude

Wohnen mit Assistenz

Wohnen mit persönlicher Assistenz

Je nach Schwere der Behinderung unterstützen Persönliche Assistent*innen Menschen mit Behinderung bis zu 24 Stunden am Tag in allen Dingen des alltäglichen Lebens: Von der Körperpflege bis zum Einkauf, vom Putzen der Wohnung bis zur Begleitung in der Freizeit. So wird es für Menschen mit Behinderung möglich, selbstständig mit Assistenz zu wohnen. Bezahlt werden die Assistenzkräfte mit Mitteln des Persönlichen Budgets . Seit dem 1. Januar 2008 gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf das Persönliche Budget für leistungsberechtigte Menschen. Wohnen mit Assistenz können Sie in der eigenen Wohnung, aber auch zum Beispiel in einer WG oder zusammen mit Partner*in oder Familie. 

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit Persönlicher Assistenz zu wohnen: 

  • Das Arbeitgebermodell: Mit den Mitteln des Persönlichen Budgets suchen Sie selbst Assistenzkräfte aus, stellen sie ein und bezahlen sie. Sie werden so zur Arbeitergeberin oder zum Arbeitgeber Ihrer Assistenzkräfte. Dieses Modell ist zwar mit einigem organisatorischen Aufwand verbunden. Aber es bietet viel Raum für Selbstbestimmung. 
  • Das Dienstleistungsmodell: Wenn Sie die organisatorische Arbeit als Arbeitgeber*in nicht machen möchten oder können, kann das auch einen Hilfsdienst oder ein Verein übernehmen. Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Menschen mit weniger Zeit entscheiden sich oft dafür. Der Hilfsdienst sucht dann die Assistenzkräfte für Sie aus. Sie haben dann allerdings weniger Mitspracherecht, wer Ihre Assistenzkräfte sein sollen. 

Welches Modell für Wohnen mit Assistenz passt zu mir? 

Beim Abwägen, welches Assistenzmodell das richtige für Sie ist, können Ihnen diese Punkte helfen: 

  • Wenn Sie mit Assistenz wohnen möchten, sind Sie oft oder sogar immer von Angestellten umgeben: Deshalb möchten sich viele Menschen mit Behinderung die Personen selbst aussuchen, die ihnen im Alltag so nahe sind. Das spricht für das Arbeitgebermodell. 
  • Arbeitgeber*in zu sein, bringt aber auch viel Eigenverantwortung mit sich: Sie müssen Assistenzkräfte suchen, Vorstellungsgespräche führen, Einsatzpläne erstellen, Gehälter überweisen, mit Ausfällen durch Krankheit rechnen und sich in ihrer Rolle als „Chef*in“ einfinden: Trauen Sie sich das (noch) nicht zu, spricht das für das Dienstleistungsmodell.

Budgetassistenz

Tipp: Eine Budgetassistenz kann Ihnen helfen, das Persönliche Budget zu organisieren. Sie erhalten zudem Hilfe bei organisatorischen Dingen und beim Einstellen von Menschen für Wohn-Assistenz. Bezahlt wir die Budgetassistenz ebenfalls mit Mitteln des Persönlichen Budgets. Mehr dazu erfahren Sie im Familienratgeber der Aktion Mensch.

Wie finde ich eine persönliche Assistenz? 

Sie können zum Beispiel Stellen-Anzeigen aufgeben oder in Assistenz-Börsen suchen. Eine gute Adresse ist unter anderem assistenzboerse.de . Beratung zur Assistenz bekommen Sie auch bei einer EUTB-Beratungsstelle  in Ihrer Nähe. Auch die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL) berät zum Thema Persönliches Budget und Assistenz. 

Zwei Männer sitzen lächelnd nebeneinander, einer davon im E-Rolli

Erfahrungsberichte von Menschen, die mit Assistenz wohnen 

Hier finden Sie Einblicke in den Alltag mit Assistenz: 

Digital unterstützt wohnen: Technische Hilfsmittel und Ambient Assisted Living

Technische Hilfsmittel sind neben der Wohn-Assistenz ein wichtiger Baustein, um eigenständig mit Behinderung wohnen zu können. Unter dem Stichwort „Ambient Assisted Living (AAL)“ versteht man zudem ein technisch unterstütztes Lebensumfeld. Dabei übernimmt digitale Technik viele alltägliche Aufgaben in der Wohnung oder im Haus. Einige Beispiele: Lampen, Jalousien und technische Geräte lassen sich auf Zuruf oder per Klick an- und ausschalten. AAL-Systeme können auch die Sicherheit erhöhen, zum Beispiel wenn Sensoren im Raum Stürze registrieren oder erkennen, dass es der Person offensichtlich nicht gut geht. Diese Information wird dann sofort an Rettungszentralen weitergeleitet. 

In jedem Fall muss die digitale Technik an die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer*innen angepasst werden. So benötigen zum Beispiel manche Rollstuhlfahrer*innen u.a. selbst öffnende Türen oder Treppenfahrzeuge. Menschen mit Sehbehinderung dagegen brauchen zum Beispiel Alltagshilfen mit Sprachausgabe oder andere akustischen Signaltöne. Für kleinwüchsige Menschen muss alles gut erreichbar sein, während gehörlose Menschen unter anderem von Lichtsignalen profitieren. 

Ein E-Rolli-Fahrer betätigt einen Schalter neben einer Tür in einer Wohnung

Erfahrungsberichte von Menschen, die mit Hilfsmitteln und digital unterstützt wohnen 

  • Die gehörlose Influencerin Cindy Klink stellt im Video vier Hilfsmittel vor, die ihr ein barrierefreies Wohnen zu Hause ermöglichen. 
  • Room-Tour mit den Influencerinnen Fabie (blind) und Kübra (Rollstuhlfahrerin): Wie wohne ich?
  • In der SWR -Sendereihe Room-Tour stellt ein junges Elternpaar aus Tübingen seine Wohnung vor. Die beiden haben nach dem Prinzip des Universal Designs Lösungen gewählt haben, die für alle praktisch sind und gleichzeitig auch noch schick aussehen.

Wie finde ich eine Wohnung für mich? 

Wenn Sie auf der Suche nach einer passenden Wohnung mit ggfs. genügend Platz für Ihre Persönlichen Assistent*innen sind, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte Nachricht: Es gibt viel zu wenig (barrierefreie) Wohnungen in Deutschland. Aktuell sind weniger als drei Prozent barrierefrei ausgestattet. Die gute Nachricht: Der Staat stellt Hilfen für die Beschaffung, den Umbau und den Erhalt barrierefreier Wohnungen zu Verfügung. In den Ländern und Gemeinden gibt es zudem zahlreiche Beratungsangebote . Meistens ist die kommunale Wohnberatung eine gute erste Adresse, um sich über Fördermöglichkeiten zu informieren. Auch Online-Immobilienbörsen wie zum Beispiel ImmoScout24 sind geeignet, um barrierefreie und behindertengerechte Wohnungen zu suchen.

Zwei junge Frauen im E-Rolli sitzen nebeneinander in einer Wohnung

Wo gibt es Hilfe und Beratung? 

EUTB-Beratungsstellen 

EUTB steht für „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ . Hier können sich Menschen mit Behinderung kostenfrei beraten lassen: unter anderem zum Thema ambulant betreutes Wohnen. Die Berater*innen haben oft selbst eine Behinderung und bringen so auch ihre eigener Erfahrung ein. Gegebenenfalls vermitteln Sie die EUTB-Mitarbeiter*innen an andere Beratungsstellen weiter. In Deutschland gibt es rund 500 EUTB-Beratungsstellen. 

www.teilhabeberatung.de/beratung/beratungsangebote-der-eutb

Online-Wohnberatung

Der Verein Barrierefrei Leben e.V. bietet eine Online-Beratung zum Thema Wohnen an. Barrierefrei Leben ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für ein möglichst eigenständiges und selbstbestimmtes Leben Menschen mit Behinderungen sowie älteren und pflegebedürftigen Menschen einsetzt. 

www.online-wohn-beratung.de

 

Wohnberatungsstellen

Die Mitarbeiter*innen von kommunalen Wohnberatungsstellen unterstützen Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf, die eine neue Wohnung suchen, die ihre Wohnung barrierefrei umbauen wollen oder Fragen zur Finanzierung haben. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Stadt oder Gemeinde am besten nach dem Kontakt zur Wohnberatung. Eine Linksammlung für die einzelnen Bundesländern gibt es zudem auf

www.online-wohn-beratung.de. 

Weitere Beratung

Es gibt viele weitere Initiative, die Sie unabhängig beraten können. Zum Beispiel die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL) zum Thema Persönliches Budget und Assistenz. Zur weiteren Suche für Beratung rund ums Thema Wohnen können Sie auch die Adressdatenbank des Portals Familienratgeber nutzen. 

www.familienratgeber.de

 

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