Das wir gewinnt

Barrierefreiheit im ÖPNV

An Bahnhöfen und anderen Verkehrsknotenpunkten des öffentlichen Verkehrs sind Treppen nicht die einzigen Barrieren. Die folgenden Illustrationen zeigen, welche Hindernisse es gibt und wie sie überwunden werden können.

Ein Bahnhof für alle: So könnte es aussehen, wenn Barrierefreiheit bei der Planung priorisiert und konsequent umgesetzt wird. Neben den Anforderungen von Menschen mit körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen werden auch die von Menschen mit kognitiven Einschränkungen mitgedacht. Die Kombination aus baulichen, digitalen und personellen Maßnahmen sorgt für eine umfassende Barrierefreiheit und macht das Reisen für Menschen mit und ohne Behinderung leichter.
Illustration eines Bahnhofs mit farblich hervorgehobenen Maßnahmen für Barrierefreiheit
Illustration eines alten Herren am Informationspunkt im Bahnhof

Informationspunkte

Problem

Das Personal am Infoschalter ist im Regelfall nicht für die Beratung von Menschen mit Behinderung geschult und kann sie daher nicht bedarfsgerecht unterstützen. Um Barrieren an Bahnhöfen auszugleichen, ist persönliche Unterstützung aber wichtig: Nicht alle Passagiere können oder wollen sich allein auf technische Hilfsmittel verlassen. Im persönlichen Kontakt können individuelle Schwierigkeiten oft schneller und besser gelöst werden.

Lösung

Gut ausgebildete Ansprechpartner*innen stehen am Informationspunkt bereit, um bei Fragen und Problemen weiterzuhelfen. Kooperationen mit Behindertenverbänden oder Selbsthilfeorganisationen sowie regelmäßige Schulungen sensibilisieren das Servicepersonal und bilden es regelmäßig weiter. Beschäftige, die Gebärdensprache beherrschen, sind ein großer Vorteil. Auch Informationen und Übersichten in Brailleschrift, in extra großer Schrift und in Leichter Sprache liegen am Informationspunkt aus.

Smartphone als digitales Leitsystem

Problem

Gerade für Menschen mit kognitiven Einschränkungen kann es schwierig sein, sich alle wichtigen Informationen für die Reise zu beschaffen. Sind Fahrkartenautomat und Buchungs-App nicht barrierefrei, entpuppt sich schon der Fahrkartenkauf als Hindernis. Häufig sind digitale Navigationshilfen nicht auf die Suche nach dem barriereärmsten Weg ausgerichtet. Spontaneität ist so für viele Menschen auf Reisen kaum möglich.

Lösung

Um Barrieren zu überwinden, sammeln Apps aktuelle Informationen aller Verkehrsanbieter und bereiten sie in Leichter Sprache, in großer Schrift, mit Piktogrammen oder als Audiospur auf. Auch als Screenreader oder für den einfachen Kauf einer Fahrkarte kann das Smartphone mit der richtigen App dienen. So können sich Menschen mit kognitiven Einschränkungen durch den Bahnhof und zum Anschlussverkehr leiten lassen. Menschen mit körperlicher oder Sinnesbehinderung können sich über barrierefreie Routen informieren und werden bei Änderungen sofort per Pushnachricht informiert. Das Smartphone als persönliche*r Assistent*in ermöglicht so mehr Unabhängigkeit und Spontaneität.
Illustration einer Frau, die ein digitales Leitsystem auf dem Smartphone nutzt
Illustration einer Frau mit Blindenführhund am Fahrkartenautomaten

Barrierefreier Fahrkartenautomat

Problem

Bei heutigen Fahrkartenautomaten liegen Tastatur und Bildschirm oft zu hoch für Rollstuhlfahrer*innen und kleine Menschen. Auch sind sie meist unzureichend gekennzeichnet und kompliziert beschriftet, sodass Menschen mit Lernbehinderungen schon beim Finden des Automaten oder spätestens bei seiner Bedienung Hilfe benötigen. Fehlt die Option, auf Leichte Sprache umzuschalten, oder fehlt ein integriertes Screenreader-Programm, wird der Ticketkauf zur Barriere.

Lösung

Fahrkartenautomaten sind neben einem kontrastreichen Schriftzug mit Piktogrammen gekennzeichnet. Bei der Bedienung gibt es, orientiert am Zwei-Sinne-Prinzip, neben Brailleschrift und Screenreader eine gut ersichtliche Auswahlmöglichkeit für Leichte Sprache und für große Schrift mit hohen Kontrasten. Mindestens ein Automat ist zudem tiefergelegt und so zugänglich für kleine Menschen und Rollstuhlnutzer*innen.

Gut verbunden

Problem

Wie komme ich zum Bahnhof, und wie geht es von dort aus weiter? Häufig sind Wege nicht deutlich gekennzeichnet, der Aufbau des Gebäudes ist komplex und erstreckt sich über verschiedene Ebenen. Auch der Weg zu Gastronomie, Toiletten, Gepäckfächern oder Servicestellen ist oft mühsam und unzureichend ausgeschildert.

Lösung

Aufzüge und Rolltreppen sind standardmäßig mit audiotaktilen Druckknöpfen ausgestattet. Die Wege zu allen wichtigen Punkten im Bahnhof, zu Anschlussverkehrsmitteln und zum Ausgang sind mit deutlichen Wegweisern, vorzugsweise Schildern mit Piktogrammen, gekennzeichnet. Auch Farbleitsysteme helfen allen Menschen, sich leichter zurechtzufinden. Die S- und U-Bahnen, Busse, Straßenbahnen und Taxihaltepunkte befinden sich im direkten Umfeld des Bahnhofes und sind barrierefrei zugänglich, beispielsweise über Rampen oder durch Niederflurbusse. An Aus- und Eingängen steht geschultes Servicepersonal bereit.
Illustration eines Mannes mit Rollstuhl, der mit einem Lift ins Großraumtaxi gehoben wird
Illustration zweier Personen an einem deutlich ausgeschilderten Gleis, die sich in Gebärdensprache unterhalten

Leitsysteme an Gleisen und Haltestellen

Problem

Auch für Menschen ohne Behinderung sind Durchsagen am Gleis häufig unverständlich oder gar verwirrend. Für Menschen mit Hörbehinderung ist es unmöglich, sich anhand der Ansagen zu orientieren. Visuelle Informationen auf Anzeigetafeln sind oft klein, kontrastarm und bewegen sich im schlimmsten Fall, sind also nur für wenige Sekunden am Stück sichtbar. Ob die nächste Bahn barrierefrei ist, lässt sich am Gleis meist nicht in Erfahrung bringen.

Lösung

Anzeigetafeln, die Auskunft über Gleis sowie An- und Abfahrtszeiten geben, sind mit großen Buchstaben beschriftet, die in hohem Kontrast zum Hintergrund stehen. Ein Rollstuhlsymbol auf der Anzeigetafel zeigt an, ob die nächste Bahn barrierefrei ist. Nach dem Zwei-Sinne-Prinzip gibt es ergänzend Piktogramme und regelmäßige, deutliche Lautsprecherdurchsagen. Sie können per Knopfdruck bei Bedarf wiederholt werden. Auch die Fahrplanauskunft kann per Knopfdruck angehört werden. Mit dem Langstock tastbare Bodenmarkierungen sind am Gleis inzwischen Standard, können aber auch darüber hinaus zur umfassenden Orientierung eingesetzt werden und durch den gesamten Bahnhof leiten. Zusätzlich weisen akustische und optische Signale beispielsweise auf einfahrende Züge oder schließende Türen hin. An den Gleisen ist geschultes Personal anwesend, das bei Problemen und Fragen zur Verfügung steht.

Notrufsäule

Problem

Notrufverbindungen am Gleis und in den Bahnen funktionieren meist über Hör- und Sprachsinn. Menschen mit Hörbehinderung sowie Menschen mit Sprach- oder kognitiven Behinderungen haben im Ernstfall Probleme, Hilfe zu bekommen.

Lösung

Die Notrufsäule bietet neben dem Anrufknopf eine Option auf Kontakt per Videoanruf an. Eine Person, die Gebärdensprache beherrscht, steht rund um die Uhr in Bereitschaft, um im Notfall schnell weiterzuhelfen. Bei Betätigung des SOS-Alarmknopfes wird automatisch eine integrierte Kamera eingeschaltet, sodass das Sicherheitspersonal die Situation selbst erfassen und die SOS-Zeichen sofort erkennen kann.
Illustration einer Person an einer barrierefreien Notrufsäule, die den Bildschirm der Säule bedient

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