Inklusionsunternehmen fit machen für die Zukunft
Inklusionsunternehmen sind Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarkts, die wirtschaftliche Ziele verfolgen und gleichzeitig dauerhaft einen großen Anteil von Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen, in der Regel zwischen 30 und 50 Prozent. Sie werden branchenüblich oder tarifgebunden bezahlt. Um ihre Mitarbeiter*innen mit Behinderung bedarfsgerecht unterstützen zu können, erhalten die Betriebe Mittel aus der Ausgleichsabgabe, die andere Unternehmen zahlen müssen, die weniger als die vorgeschriebenen 5 Prozent schwerbehinderte Mitarbeiter*innen beschäftigen.
Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität sowie das soziale Ziel, Teilhabe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, müssen also in einem solchen Betrieb erfolgreich in Einklang gebracht werden.
Inklusionsunternehmen gibt es seit den 1970er Jahren. Bis zum Jahr 2020 ist ihre Zahl auf knapp 1.000 in ganz Deutschland gestiegen. Gut die Hälfte davon verteilt sich auf die Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Die Gesellschafter*innen der Unternehmen kommen zum überwiegenden Teil aus der Wohlfahrtspflege (41 Prozent); 24 Prozent von ihnen sind Vereine und 18 Prozent private Unternehmen.
In der Regel handelt es sich bei Inklusionsbetrieben um kleine Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitenden. Nur vier Prozent aller Inklusionsbetriebe beschäftigen mehr als 50 Arbeitnehmer*innen. Insgesamt arbeiten bundesweit fast 30.000 Beschäftigte in Inklusionsbetrieben, etwa 12.500 von ihnen haben eine Schwerbehinderung.
Die Aktion Mensch ist seit vielen Jahren der größte private Geldgeber für den Aufbau von Inklusionsunternehmen. Allein im Jahr 2020 lag das Gesamtfördervolumen für Inklusions- und Zuverdienstbetriebe bei 16,1 Millionen Euro.
Förderprogramm
Zum 01. Juli 2022 startete die Aktion Mensch ihr neues Förderangebot "Strukturentwicklung für Inklusionsunternehmen". Seit diesem Termin finden sie alle Informationen zu dem Förderangebot und zur Antragsstellung online.
Inklusionsunternehmen: Herausforderung und Unterstützung
Angesichts gravierender Marktveränderungen, digitaler und ökologischer Transformationen, des Fachkräftemangels und den Folgen der Corona-Pandemie stehen Inklusionsunternehmen vor großen Herausforderungen, wie sie ihre Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung sichern beziehungsweise möglichst noch ausweiten können. Das zeigt eine Studie, die die Aktion Mensch im Sommer 2021 in Auftrag gegeben hatte.
Sie belegt, dass Inklusions- und Zuverdienstbetriebe aufgrund ihrer erforderlichen Markt- und Wettbewerbsfähigkeit bei der gleichzeitigen Ausübung des sozialpolitischen Auftrages zur Inklusion in einem außergewöhnlichen Spannungsfeld stehen. Das führt dazu, dass sie mehr noch als andere kleine und mittlere Unternehmen von den Auswirkungen der Marktveränderung betroffen sind, weil es für sie schwieriger ist flexibel darauf zu reagieren. Gleichzeitig sind öffentliche Wirtschafts- oder Strukturförderungsprogramme für einen Großteil der gemeinnützigen, sozialen Unternehmen nicht zugänglich. Dies betrifft auch einige Hilfen während der Corona-Pandemie. Die vielfach bei Inklusions- und Zuverdienstbetrieben vorherrschende Rechtsform „gemeinnützig“ versperrt den Zugang zu bereitgestellten Wirtschaftshilfen, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung.
Die Studie „Inklusionsunternehmen – Zukunftsprozesse erfolgreich gestalten“, arbeitet die aktuellen Herausforderungen und vielfältigen strukturellen Anpassungsbedarfe heraus, denen sich Inklusionsfirmen stellen müssen, wenn sie als Akteure des allgemeinen Arbeitsmarktes konkurrenzfähig bleiben wollen. Daraus abgeleitet gibt der Bericht konkrete Empfehlungen, wie öffentliche und private Förderer die annähernd 1.000 Inklusionsbetriebe Deutschlands bei der Strukturanpassung unterstützen können.
Die Aktion Mensch hat gemeinsam mit Expert*innen diese Empfehlungen aufgegriffen, Fördermöglichkeiten entwickelt und legt nun zum 01. Juli 2022, ihr neues Förderprogramm "Strukturentwicklung für Inklusionsunternehmen" auf. Es ermöglicht erstmals die Förderung bereits tätiger Inklusionsbetriebe um sie bei einer zukunftsorientierten Personal- und Organisationsentwicklung, beispielsweise im Hinblick auf Digitalisierung, zu unterstützen.