Carlotta und Jasper - Geschwister-Tandem

Material für die Arbeit mit Jugendlichen zum Thema "Anderssein"

Carlotta - ein Frau mit halblangen brauen Haaren und Brille - und Jasper - ein schlanker Mann mit kurzen dunkelblonenden Haaren und Brille - sitzen auf Treppenstufen und lachen miteinander. — Nein, du!? Nein, ich? Carlotta und Jasper sind nur zwei Jahre auseinander. Auf die Frage, wer von beiden besser kochen könnte, sind sich beide eher uneinig.
© Andi Weiland

Carlotta und Jasper gehen nebeneinander in der Stadt spazieren. Sie überqueren an einer Ampel eine Straße. — Einen weißen Langstock oder das Blindenzeichen trägt Carlotta nicht. Doch nimmt sie die Umgebung etwas anders wahr. Sie kann keine Farben sehen und hat nur 10 Prozent Sehfähigkeit, sagen die Ärzte.
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Nahaufnahme von der lachenden Carlotta. — Carlotta ist 22 Jahre alt und studiert Rehabilitationspädagogik. Sie möchte später mal mit Menschen mit Behinderungen arbeiten.
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Carlotta und Jaspar stehen sich in einem Park gegenüber. Von Carlotta sieht man den Rücken, Jasper sieht man von vorne. — “Manchmal kommt es zu komischen Momenten, wenn wir zum Beispiel auf dem Balkon stehen und ich sage ‘wow ein toller Sonnenuntergang’ und Carlotta nur meint ‘jaja witzig’” erzählt Jasper.
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Carlotta und Jasper auf Steinstufen sitzend ins Gespräch vertieft. — FSJ, Studium und auch Arbeit in der evangelischen Gemeinde – beide haben viel gemeinsam, machen aber auch ihr Ding.
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Carlotta und Jasper sitzen im Park auf einer Bank und schauen auf ihre Handys. Im Vordergrund ein Brunnen mit Delfin-Figuren. — Das Gleiche sehen nur anders: “Bei Apps muss ich immer versuchen, die größte Schrift einzustellen und das Handy dicht vor das Gesicht nehmen.”
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Manchmal gibt es schon komische Momente: "Wenn wir zum Beispiel auf dem Balkon stehen und ich sage ‘wow, toller Sonnenuntergang!’ und Carlotta nur meint ‘jaja witzig’”, erzählt Jasper. Er ist 20 Jahre alt, seine Schwester Carlotta ist zwei Jahre älter und hat eine Sehbehinderung. Sie kann keine Farben sehen und ist sehr lichtempfindlich: "Die Ärzte sagen, dass ich nur 10 Prozent sehen kann“, erklärt sie, "aber ich weiß ja gar nicht, wie beispielsweise mein Bruder 90 Prozent mehr sehen kann oder nicht.”

Wer was wie sieht? Wer kann das schon so genau sagen? Dass Carlotta eine Sehbehinderung hat, bekommt man übrigens auch nicht so schnell mit, wenn man sie in einer Umgebung trifft, in der sie sich gut auskennt. Während die Geschwister für das Fotoshooting durch ihren Berliner Kiez laufen, sagt auch die ortskundige Carlotta, wo es langgeht. Einen Langstock oder dieses gelbe Zeichen mit drei Punkten hat sie nicht.

Blick durch das Fenster eines Cafés: dahinter sitzen Carlotta und Jasper an einem Tisch.

Ansichtssache: Meistens spielt Carlottas Sehbehinderung keine Rolle.

Ampeln ohne Farben

Schwieriger wird es zum Beispiel im Museum. "Da lese ich ihr mal was vor, weil es zu klein geschrieben oder dunkel ist oder ich lese die Untertitel bei Filmen vor”, sagt Jasper. Aber sonst kommt es nicht unbedingt dazu: “Das mit den Ampeln habe ich irgendwann gelernt. Ich kann zwar keine Farben erkennen, aber ich merke, wann die Menschen neben mir laufen oder Autos stehen bleiben. Den Summer an der Ampel brauche ich nicht”, erklärt Carlotta. “In vielen Fällen ist es auch egal, aber bei meinen Klamotten möchte ich schon wissen, ob das farblich zusammen passt”, lacht Carlotta.

“Für mich als Bruder war die Sehbehinderung selten ein Thema, weil ich ja auch damit aufgewachsen bin”, erzählt Jasper, “In unserer Kindheit war das manchmal schwierig, weil Carlotta das Gefühl hatte etwas zu verpassen“. Heute ist das anders. Beide sind sehr unabhängig. Carlotta lebt schon länger in einer WG und auch Jasper ist schon ausgezogen. Die Geschwister verfolgen eigene Wege, auch wenn manchmal die Ziele die gleichen sind. So waren beide schon öfters in Jerusalem.

Heute mit Tandem

Die 22-Jährige ist gerade wieder in den Vorbereitungen auf ihre nächsten Klausuren in Rehabilitationspädagogik an der Berliner Humboldt Uni. An der Uni begegnet sie auch manchmal ihrem jüngeren Bruder. Seit einem Jahr studiert er Evangelische Theologie. Dadurch dass die Mutter von Jasper und Carlotta Pfarrerin ist, haben beide einen engen Bezug zur Gemeinde. Überhaupt merkt man, wenn man ihnen zuhört, dass sie sich gut verstehen. Bei einem Kaffee tauschen sich beide über die Neuigkeiten in der Gemeinde aus und überlegen auf der anderen Seite, ob und wann sie einen Rucksack für Jasper kaufen. Die Reiselust beider ist dann wieder das große Thema.

Jasper hat vor einem Jahr ein Freiwilligen Sozialen Jahr in Jerusalem gemacht. Und Carlotta war mit zwei Freundinnen auf einer Radtour in Osteuropa – mit dem Tandem. "Das hat so viel Spaß gemacht und wird wohl ein neues Hobby”, erzählt Carlotta, während Jasper anfängt zu schmunzeln: “Wenn man bedenkt, wie du früher überhaupt keinen Spaß am Fahrradfahren hattest, weil du meintest, dass es dir nichts bringt.” Carlotta ist leicht empört und der kleine Bruder freut sich daran. Und beide verlieren sich in einer brüderlich und schwesterlichen Diskussion.