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Barrierefreie Wohnungen: Der Bedarf wird riesig

Schon jetzt gibt es viel zu wenig barrierefreie Wohnungen. Und in den kommenden Jahren wird der Bedarf daran noch stark ansteigen. Der Grund dafür ist, dass die Bevölkerung von Deutschland immer älter wird und damit mehr Menschen auf das inklusive Wohnen angewiesen sein werden. Experten schätzen: Bis zum Jahr 2030 werden 2,9 Mio. neue altersgerechte und barrierearme Wohnungen benötigt. Dafür müssten 50 Milliarden Euro investiert werden.

Barrierefreier Wohnraum galt lange als Nischenthema. „Wer braucht das schon – außer ein paar Menschen mit Behinderung?“, lautete der Tenor in der öffentlichen Diskussion. Inzwischen ist das Bewusstsein für die Bedeutung eines barrierefreien Wohnumfelds gestiegen. Das hängt auch und vor allem mit der demografischen Entwicklung zusammen. In Deutschland leben immer mehr ältere Menschen, und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst stetig. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen. Schon heute ist die Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen die größte in Deutschland – dicht gefolgt von der der über 65-Jährigen. Bis 2035 wird der Anteil der Menschen, die über 67 Jahre alt sind, auf 46 Prozent der Gesamtbevölkerung anwachsen. 2020 lag er noch bei 31 Prozent. 

 Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Schwerbehinderung an. Und damit auch die Wahrscheinlichkeit, auf barrierefreien Wohnraum angewiesen zu sein. Tatsächlich sind nur rund drei Prozent der Behinderungen angeboren, 97 Prozent werden im Laufe des Lebens erworben – durch einen Unfall, eine Erkrankung oder den normalen Alterungsprozess.

Beim Wohnen im Alter ist Behinderung oft ein Thema

Entsprechend steigt auch der Anteil von Menschen mit Behinderung an der jeweiligen Altersgruppe an. Während er in der Altersgruppe zwischen 24 und 55 Jahren noch unter fünf Prozent liegt, sind in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen schon etwa 13 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer von Behinderung betroffen. Dieser Anteil steigt mit fortschreitendem Alter weiter an: Rund 32 Prozent der Frauen und etwa 37 Prozent der Männer über 80 Jahre haben eine Schwerbehinderung

Die Grafik veranschaulicht den zunehmenden Anteil der Gruppe von Menschen über 67 in Deutschland an der Bevölkerung in Deutschland von 2020 bis 2035.
In der Altersgruppe der 25-54-Jährigen haben rund 5% eine Schwerbehinderung. Dieser Anteil nimmt kontinuierlich zu. Bei den über 80-Jährigen haben bereits etwas mehr als 30 % der Frauen und fast 40% der Männer eine Schwerbehinderung.

Häusliche Pflege braucht barrierefreie Wohnungen

Barrierefreier Wohnraum ist auch für Pflegebedürftige und Menschen mit Assistenzbedarf sowie die Pflegenden und Assistierenden ein wichtiges Thema. Zurzeit leben rund 4,13 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland. 3,31 Millionen von ihnen – also 80 Prozent – werden zu Hause betreut, nur 0,82 Millionen in stationären Einrichtungen. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Denn auch hier gilt: Die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, steigt mit zunehmendem Alter an.

Die Grafik zeigt: Von den 4,13 Mio Pflegebedürftigen in Deutschland werden 3,31 Mio. zuhause betreut, zwei Drittel von ihnen von Angehörigen. Weniger als ein Viertel alles Pflegebedürftigen in Deutschland leben in stationären Pflegeeinrichtungen.

Aktuell ist barrierefreier Wohnraum Mangelware

Dem großen und wachsenden Bedarf an barrierefreiem Wohnraum steht ein viel zu kleines Angebot gegenüber. Aktuell sind weniger als drei Prozent der bewohnten Wohnungen in Deutschland barrierefrei ausgestattet. Der weit überwiegende Teil des für alle zugänglichen Wohnraums ist ab 2011 entstanden.
Um den Bedarf an altersgerechten und barrierefreien Wohnungen zu decken, sind in den kommenden Jahren hohe Investitionen notwendig. Bis 2030 müssten 2,9 Millionen zusätzliche barrierefreie Wohnungen mit einem Investitionsvolumen von 50 Milliarden Euro entstehen, um genügend Wohnraum zu schaffen, der für alle zugänglich und nutzbar ist.
Grafik zeigt wie viel Prozent der Wohnungen in Deutschland barrierefreie Türen, Bäder, Zugänge, stufenlose Innenräume haben.
Nur 2,4 % der aktuell verfügbaren Wohnungen erfüllen wirklich alle wesentlichen Kriterien von barrierefreiem Wohnraum. Entweder die Türen sind nicht breit genug, oder die Bäder sind zu klein. oder es gibt Stufen in den Wohnungen. Sogar nur 10 % aller Wohnungen sind barrierefrei zu erreichen. Die allermeisten der barrierefreien Wohnungen sind nach 2011 entstanden.
Quellen: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2021; Prognos AG
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