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Studie: Jugend und inklusives Engagement

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Welche Einstellung haben Jugendliche und junge Erwachsene zu den Themen persönliches Engagement und Inklusion? Wie engagiert sind sie selbst und inwiefern hat sich ihre Einstellung durch die Corona-Pandemie verändert? Diesen Fragen geht eine repräsentative Studie der Aktion Mensch auf den Grund.

Im Auftrag der Aktion Mensch hat ipsos im Herbst 2019 und im Herbst 2020 in zwei bevölkerungsrepräsentativen Befragungswellen junge Menschen zum Thema Engagement für eine inklusive Gesellschaft interviewt. Befragt wurden 1.225 in Deutschland lebende Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 25 Jahren. Für die zweite Befragungswelle wurden die Interviews um einen Corona-spezifischen Fragenblock ergänzt, um zu untersuchen, inwieweit sich die COVID-19-Pandemie auf die Engagement-Bereitschaft von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ebenso wie auf die Bewertung des gesellschaftlichen Miteinanders ausgewirkt hat.

Junges Engagement und Corona

Die Ergebnisse der beiden Befragungswellen zeigen bei den Fragen ohne expliziten Corona-Bezug kaum nennenswerte Unterschiede hinsichtlich der allgemeinen Lebenszufriedenheit, der Engagement-Bereitschaft bzw. der Einstellung gegenüber einer inklusiven Gesellschaft. Wird allerdings explizit der Corona-Kontext erwähnt, geben die Befragten eine geminderte Lebenszufriedenheit und einen großen Einfluss der Pandemie auf viele Lebensbereiche an. Die Jugendlichen haben seit Corona vermehrt Sorgen um die eigene Zukunft und das eigene Umfeld. Aber auch wirtschaftliche Aspekte und die eigene Berufsweg-Planung beunruhigen sie. Noch größer sind die Sorgen in Bezug auf das Zusammenleben und den allgemeinen Wohlstand in Deutschland. Schließlich führt Corona auch zu neuen Barrieren für das freiwillige Engagement.

Haltung junger Menschen zu Inklusion und Engagement

Der Begriff Inklusion ist vielen der Befragten bereits bekannt. Einige haben sich mit dem Thema im Kontext der Schule auseinandergesetzt, andere haben bereits selbst Erfahrungen mit Inklusion in ihrem persönlichen Umfeld gemacht. Etwa zwei von fünf Befragten finden, dass in Deutschland noch nicht genug für Inklusion getan wird. Mit dem Begriff verbinden sie in erster Linie den Einsatz für unterschiedliche Personengruppen: Die Hälfte der Befragten ist der Meinung, wer sich für bestimmte Personengruppen einsetzt, tut auch etwas für Inklusion beziehungsweise eine inklusive Gesellschaft. Am häufigsten wird in diesem Kontext die Unterstützung bestimmter Personengruppen genannt, um eine Verbesserung ihrer Lebenssituation zu erreichen. 48 Prozent der Befragten denken in diesem Zusammenhang an die Unterstützung von sozial schwachen und hilfs- beziehungsweise pflegebedürftigen Menschen, an Menschen mit Behinderung sowie an den Einsatz für ein gutes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft.

Grafik zu der Frage, welche Engagement-Bereiche mit Inklusion zu tun haben. 48 Prozent nennen eine Verbesserung der Lebensbedingungen bestimmter Personengruppen, 38 Prozent nennen politische oder soziale Veränderungen, 28 Prozent das eigene Wirkungsfeld. 24 Prozent nannten Umwelt- / Klima- und Tierschutz an und 18 Prozent Kultur, Religion, Brauchtum und Tradition.

Wahrnehmung des gesellschaftlichen Miteinanders in der Corona-Pandemie

Bei der Betrachtung der allgemeinen Lebenszufriedenheit der befragten jungen Menschen wird deutlich, dass eine Mehrheit von ihnen im Großen und Ganzen mit dem eigenen Leben zufrieden sind. Die Ergebnisse der Jahre 2019 und 2020 zeigen kaum Unterschiede. Somit scheint es, als hätte die Corona-Pandemie die allgemeine Lebenszufriedenheit zum Zeitpunkt der Befragung nur geringfügig bis gar nicht beeinflusst. Wird allerdings explizit der Corona-Kontext erwähnt, geben die Befragten eine geminderte Lebenszufriedenheit und großen Einfluss auf viele Lebensbereichen an. Die Jugendlichen haben seitdem vermehrt Sorgen um die eigene Zukunft und das eigene Umfeld. Aber auch wirtschaftliche Aspekte und die eigene Berufsweg-Planung beunruhigen die Befragten. Noch größer sind die Sorgen in Bezug auf das Zusammenleben und den allgemeinen Wohlstand in Deutschland. Auch das gesellschaftliche Miteinander hat sich in der Wahrnehmung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Fast jede*r Zweite ist der Ansicht, dass der Umgang mit anderen Menschen unter der Corona-Krise gelitten hat. Am kritischsten wird die gleichberechtigte Teilhabe von sozial schwachen Menschen betrachtet. Als positiver Nebeneffekt der Pandemie zeigt sich das gestiegene Bewusstsein der Jugendlichen für soziale Missstände und die geringen Teilhabe-Chancen bestimmter Personengruppen. Mehr als ein Drittel der Befragten ist der Meinung, dass das Engagement für eine inklusive Gesellschaft seit dem Ausbruch des Corona-Virus noch wichtiger geworden ist.

Grafik zur Veränderung des gesellschaftlichen Miteinanders in Deutschland durch die Corona-Pandemie. 44 Prozent sagen, dass sich das Miteinander sehr oder eher zum Negativen verändert hat, 25 Prozent sehen keine Veränderung und 22 Prozent sehen eine Veränderung sehr oder eher zum Positiven. 8 Prozent haben keine Angabe gemacht.

Engagement-Bereitschaft in Corona-Zeiten

Haupttreiber für das Engagement von jungen Menschen ist das gute Gefühl, sich für andere einzusetzen sowie der Spaß an der Sache. Im Kontext der Corona-Pandemie nennen Jugendliche, die heute eher zum Engagement bereit sind als vorher, als Grund häufig das gestiegene Bewusstsein für die Not von hilfsbedürftigen Menschen sowie für die Probleme in der Gesellschaft. Die mit Abstand größte Hürde, die viele junge Menschen davon abhält, sich in ihrer Freizeit zu engagieren, ist die fehlende Zeit. Obwohl in vielerlei Hinsicht der Bedarf für mehr Engagement gesehen wird, gibt es auch teilweise neue Hürden, die viele vom Engagement abhalten. Unter anderem entstehen weitere Barrieren durch die Corona-Pandemie, zum Beispiel Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus. Zusätzlich sind aufgrund von Maskenpflicht, Abstandsregeln und den allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen einige Formen des Engagements nicht mehr im gleichen Maße durchführbar.

Grafik zu den Ergebnissen zu der Frage, ob sich die eigene Engagement-Bereitschaft durch die Corona-Pandemie verändert hat. 57 Prozent sehen keine Veränderung, 19 Prozent sind weniger bereit sich zu engagieren, 17 Prozent sind eher bereit, sich zu engagieren. 8 Prozent machten keine Angabe.

Maßnahmen zur Mitgestaltung einer inklusiven Gesellschaft

Da die Mehrheit der Befragten Inklusion und Engagement für eine inklusive Gesellschaft generell als wichtige gesellschaftliche Themen empfinden, liegt der Schluss nahe, dass die Aufklärung über Inklusion eine Sensibilität erzeugt, die auch im Alltag außerhalb von Einbindungen durch Engagement einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat. Zur besseren Verbreitung von Informationen, Engagement-Angeboten und Sensibilisierung für das Thema Inklusion bieten sich sowohl Social-Media-Plattformen wie Instagram, YouTube oder Facebook als auch die Schule, die Universität oder die Arbeitsstätte an. Bei vielen Teilnehmer*innen der Befragung wäre die Engagement-Bereitschaft höher, wenn es einige Barrieren nicht gäbe. Engagement-Angebote sollten vor allem das Ausprobieren ermöglichen, da viele der Befragten vor einer zu schnellen Verpflichtung zurückschrecken. Auch durch mehr Flexibilität, die Option kostenfrei zum Ort des Engagements zu gelangen sowie finanzielle Unterstützung durch kleine Aufwandsentschädigungen wie Gutscheine oder Monatskarten, können Barrieren zum Engagement beseitigt werden.

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