Das wir gewinnt

Ich habe das Gefühl, zum Thema Inklusion gibt es mittlerweile viele Fortbildungsangebote, aber wo finde ich diese beziehungsweise was zeichnet ein gutes Fortbildungsformat zu diesem Thema eigentlich aus?

Antwort von Stefan Burkhardt

Das richtige Angebot zu finden ist nicht immer einfach, da die Inklusion ein weites und komplexes Feld ist. Die eine Veranstaltung, in der ich alles Wesentliche gleich lernen und dies dann in die Praxis umsetzen kann, gibt es vermutlich nicht. Dennoch gibt es Überlegungen, die bei der Suche hilfreich sind:

  • Suche ich Angebote für den schulischen oder den außerschulischen Bereich?
  • Benötige ich Grundlagen-Wissen (Theorie, Hintergründe, Basiswissen unter anderem zum Thema Behinderung)?
  • Geht es mir um die Initiierung von Projekten, Prozessen oder Strukturen?
  • Geht es mir um die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen oder Eltern?
  • Brauche ich neue pädagogische Konzepte und Methoden für meine Arbeit?
  • Benötige ich konkrete Hilfestellungen zum Transfer in die Praxis?
  • Will ich Kooperationen und Netzwerke aufbauen?
  • Benötige ich Wissen zur Finanzierung inklusiver Projekt- und Prozessarbeit?

Empfehlenswert sind Weiterbildungen, die verschiedene Themen abdecken, sich dann aber auch über einen längeren Zeitraum erstrecken.

Wichtigste Akteure – schulisch und außerschulisch

Das Angebot umfasst sowohl Einzelveranstaltungen als auch mehrtägige Fort- und längerfristige Weiterbildungen. Entscheidend ist auch hier die Frage, was konkret für die aktuelle Situation gebraucht wird und wie akut der Bildungsbedarf ist.

Den schulischen Bedarf an Angeboten decken die Bildungsakademien der Kultusministerien inzwischen sehr gut ab.

Interessante Angebote für die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit gibt es beispielsweise hier:

Interessante Angebote gibt es in Bezug auf das „sozialräumliche Arbeiten“, da sich dieses Fachkonzept für eine Umsetzung inklusiver Projekte und die Gestaltung inklusiver Prozesse in der Praxis als sehr hilfreich erweist: Ein Anbieter ist beispielsweise das Institut Lüttringhaus – Institut für Sozialraumorientierung, Quartier- und Case-Management .

Außerdem empfehlenswert sind folgende Weiterbildungen:

Auf dem freien Markt gibt es zudem freiberufliche Dozentinnen und Dozenten, die selbst aus der Praxis kommen und Inhouse-Veranstaltungen anbieten, welche sehr konkret auf die Dienste und Einrichtungen zugeschnitten werden können. Hier empfiehlt sich etwa:

  • die Anfrage bei Inklusionsbüros beziehungsweise -agenturen freier gemeinnütziger Träger oder Inklusionsnetzwerken (z.B. Inklusionsagentur WIR ALLE Aachen, Netzwerk Inklusion Region Freiburg, Inklusionsbüro Schleswig-Holstein, Invema e.V. Siegen, Martinsclub Bremen, Netzwerk Inklusion Hameln). Sie stehen mitten in der Praxis, haben selbst eine Reihe von Fortbildungen durchlaufen und sind regional wie überregional sehr gut vernetzt. Sie bieten teilweise auch selbst Inhouse-Schulungen an.
  • die Inklusionslandkarte . Dort kann gezielt nach Referentinnen und Referenten beziehungsweise Ansprechpartnern gesucht werden, die teilweise bundesweit unterwegs sind beziehungsweise gut mit Referentinnen und Referenten vernetzt sind.
  • ein Blick in die Fortbildungsprogramme der Akademien von Bundes- und Wohlfahrtsverbänden, beispielsweise
    • Paritätisches Bildungswerk Bundesverband
    • inform – Bildungsinstitut der Lebenshilfe Bundesvereinigung

Hier können Sie gezielt nach Inhouse-Veranstaltungen fragen. Bei der Suche nach Referentinnen und Referenten werden Sie unterstützt.

Die wichtigsten Qualitätskriterien: Woran erkenne ich die Guten?

Viele Fortbildungen sind oft nur unzureichend beschrieben. Daher lassen sich die Qualitätsmerkmale von Veranstaltungen nur schwer ausmachen beziehungsweise vergleichen. Ich empfehle in solchen Fällen die konkrete Nachfrage bei den Anbietern.

Zu den wichtigsten Qualitätskriterien von Fortbildungsveranstaltungen zählen:

  • Ausgewogene Mischung der Programminhalte aus Theorie und dem Blick in die aktuelle Praxis
  • Erfahrene Referentinnen und Referenten, die aus der Praxis kommen und einen klaren Bezug zur Praxis haben (Hinweise lesen beziehungsweise anfordern)
  • Gestaltungs- und Methodenmix: Vermittlung wesentlicher Theorieinhalte, Dialog, interaktives Arbeiten in Arbeitsgruppen und im Plenum, Reflexion
  • Erarbeitung von Transfer des Gelernten in die Praxis
  • Blick auf erforderliche und vorhandene Ressourcen zur Umsetzung
  • Möglichkeiten des Dialogs
  • Vorhandensein hilfreicher Arbeitsmaterialien für die Arbeit in der Praxis

Ganz persönlich empfehle ich Veranstaltungen, die zeitlich nicht zu knapp bemessen sind: Mindestens sechs Stunden Lern-Arbeitszeit zuzüglich Pausen wären optimal.

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