Ronja Opel: Engagiert bei den Pfadfinder*innen
Ich bin 18 Jahre alt, mache gerade mein Fachabitur und engagiere mich ehrenamtlich beim Bund der Pfadfinder*innen in Leipzig . Genauer gesagt bin ich Gruppenleiterin und Teil der Ortsgruppenleitung.
Pfadfinderin bin ich schon, seit ich neun Jahre alt bin. Eine Freundin meiner Mutter war damals schon lange dabei, und hat mich angesprochen, da sie gehört hat, dass ich gerne in der Natur bin. Also habe ich mal vorbeigeschaut und heute ist Pfadfinden ein fester Bestandteil meines Lebens.
Vor drei Jahren habe ich die Leitung einer Gruppe, der Sippe Sokoke, übernommen. Damals waren die Kinder gerade zehn bis elf Jahre alt. Heute sind sie 13 oder 14. Jede Woche treffen wir uns zu Gruppenstunden, und am Wochenende gehen wir regelmäßig auf Fahrt.
Früh Verantwortung übernehmen
Neben der Gruppenleitung bin ich auch Teil der Ortsgruppenleitung. Unsere Ortsgruppe, der Stamm LEO, hat über 100 Mitglieder. Gemeinsam mit einer weiteren Stammesleiterin kümmere ich mich um die interne Kommunikation, plane Gremientreffen und organisiere größere Veranstaltungen wie Lager und Fahrten.
Bei den Pfadfinder*innen ist es üblich, dass junge Menschen früh Verantwortung übernehmen. Das ist ein wichtiger Teil unseres Konzepts. Bei mir war das ein fließender Prozess: Erst habe ich mal hier und da mitgeholfen, kleine Programmpunkte geplant – und irgendwann stand ich selbst vorne und habe die Gruppe geleitet.
Die Leute, die mich früher angeleitet haben, treten langsam in den Hintergrund, denn viele sind inzwischen zu alt für die aktive Arbeit. Die meisten sind zwischen 15 und 25 Jahren ehrenamtlich aktiv und übernehmen Aufgaben im Stamm.
Ich habe in den letzten Jahren unfassbar viel gelernt, vor allem über Kommunikation, Organisation und Teamarbeit. Vieles davon hilft mir schon jetzt im Alltag und wird mir auch später im Leben etwas bringen. Ich merke, dass ich da einen echten Vorsprung habe.
Durch meine Erfahrungen bei den Pfadfinder*innen habe ich auch eine Idee bekommen, wie ich mir meine Zukunft vorstelle: Ich überlege, Soziale Arbeit zu studieren und später in die Jugendarbeit zu gehen. Ich habe gemerkt, dass mir das liegt und dass es mir wirklich Spaß macht, junge Menschen zu begleiten.
Viele denken bei Pfadfinder*innen an Boy- oder Girlscouts aus amerikanischen Filmen, die Kekse verkaufen und Abzeichen sammeln. Oder sie denken an die Jungpioniere. Aber das hat meistens nichts mit dem zu tun, was wir machen.
Wir tragen zum Beispiel keine verpflichtende Kluft, aber das Halstuch gehört schon dazu. Es verbindet uns als Gemeinschaft und ist ein Erkennungszeichen, besonders wenn wir unterwegs sind. Außerdem hängen auch viele Erinnerungen daran, da es einen überall hin begleitet.
Bei uns entstehen echte Freundschaften, wenn du mit Leuten auf Fahrt gehst, lernst du sie richtig kennen. Ich habe durch die Pfadfinder*innen auch Freund*innen fürs Leben gefunden.
Bei uns kann man übrigens auch mit 18 oder 20 noch einsteigen. Wir haben viele Quereinsteiger*innen, die später dazugekommen sind und das Abenteuer Pfadfinden für sich entdeckt haben. Wer Lust hat, kann sich einfach beim Pfadfinderstamm in der Nähe melden. Wir freuen uns über ein neues Gesicht und helfende Hände.
Da viele Aktivitäten von uns draußen stattfinden – wandern, zelten, unterwegs sein – gibt es leider noch sehr viele Barrieren. Was es immer mehr gibt, sind Awarenessbeauftragte und Rückzugsorte auf Lagern, damit sich alle wohlfühlen können. Wir wollen, dass sich alle gehört fühlen. Dass jede*r bei uns einen Platz hat.
Für mich ist das Ehrenamt bei den Pfadfinder*innen eine Herzenssache. Ich will das zurückgeben, was ich selbst erleben durfte, und ich möchte, dass junge Menschen ein Umfeld haben, in dem sie fern von Eltern und Schule ihren Platz finden können.