Maike Funk: Mentoringprojekt „Balu und Du“
Ich engagiere mich seit Oktober 2024 ehrenamtlich beim Mentoringprogramm „Balu und Du“ in Freising. Das Konzept lehnt sich an das „Dschungelbuch“ an: Dort begleitet der Bär Balu das Waisenkind Mogli auf seinem Weg durch den Dschungel. Im echten Leben übernehmen junge Erwachsene wie ich die Rolle des „Balu“ und verbringen regelmäßig Zeit mit einem „Mogli“, einem Kind im Grundschulalter. Meistens einmal pro Woche über ein Jahr hinweg.
Die Kinder im Programm kommen oft aus Familien, die nicht so privilegiert sind: Die Eltern müssen viel arbeiten, haben vielleicht wenig Zeit oder es fehlt an Geld für gemeinsame Freizeitaktivitäten.
Neue Erfahrungen ermöglichen
Unsere Aufgabe ist es nicht, Nachhilfe zu geben, sondern einfach da zu sein, Zeit zu schenken und den Kindern neue Erfahrungen zu ermöglichen. Es geht darum, gesehen zu werden, jemanden an seiner Seite zu haben und kleine Alltagsabenteuer zu erleben.
Bevor die Patenschaft beginnt, wird ein Steckbrief erstellt, in dem zum Beispiel auch steht, welche Interessen man hat oder ob man ein Haustier hat. Ich habe einen Hund, deshalb war es wichtig, dass mein Mogli keine Angst vor Hunden hat und nicht allergisch ist. Mein Mogli ist ein Mädchen, das bald in die dritte Klasse kommt. Wir überlegen uns vor jedem Treffen gemeinsam, was wir machen möchten: mal schwimmen gehen, mal in die Bücherei oder einfach Eis essen.
Ich versuche, ihr die Welt ein Stückchen zu öffnen und zu zeigen, wie viel Schönes es zu entdecken gibt. Es ist immer wieder berührend zu sehen, wie viel Kinder schon können und wie stolz sie auf kleine Fortschritte sind. Wenn mein Mogli zum Beispiel sagt: „Ich habe mich heute zum ersten Mal alleine im Auto angeschnallt!“, dann ist das ein großer Moment – für sie und auch für mich.
Das Programm bietet ihr in ihrem besonderen Fall neben der Familie einen zusätzlichen sicheren Raum, in dem sie, wenn die möchte - oder auch nicht, über einen Verlust sprechen kann, der ihr widerfahren ist. Ich bin einfach da, höre zu, wenn sie reden will.
Neulich waren wir zusammen im Wald, meinem Lieblingsort. Ich bin 24 und studiere Forstingenieurwesen. Ich möchte Försterin werden. Im Wald haben wir verschiedene Vögel gehört, unter anderem einen Zilpzalp. Der macht ein ganz typisches Geräusch, das genau wie sein Name klingt. Jetzt ruft mein Mogli beim Spazierengehen immer: „Zilpzalp, Zilpzalp!“, sobald sie ihn hört. Ich finde das wunderschön, weil ich merke, dass sie sich Dinge merkt, dass sie sich begeistert und dass ich etwas von meiner eigenen Freude am Wald an sie weitergeben konnte.
Auch wenn ich sonst nichts mit Pädagogik zu tun habe, habe ich mich bewusst für ein Ehrenamt mit Kindern entschieden. Ich wollte etwas ganz anderes machen. Und jetzt ich habe das Gefühl, dass ich nicht nur gebe, sondern auch selbst ganz viel zurückbekomme. Ich mache viele Erfahrungen, die mich persönlich bereichern.
Das Programm „Balu und Du“ gibt es in vielen Regionen. In Freising wird das Projekt von der Stadt organisiert. Wir „Balus“ werden gut betreut, haben regelmäßig Koordinationstreffen, können uns austauschen und bekommen Unterstützung, wenn es mal hakt. Das gibt einem Sicherheit, vor allem, wenn es, wie in meinem Fall, auch emotionale Themen gibt.
Ich kann allen, die sich für ein Ehrenamt interessieren, nur raten: Probiert es aus! Wenn man beim Gedanken an die Aufgabe lächelt, ist das ein gutes Zeichen.