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Regeln für Leichte Sprache kurz erklärt

Leichte Sprache soll dabei helfen, dass alle Menschen Informationen gut verstehen können. Wie jede eigene Sprache hat auch die Leichte Sprache feste Regeln. Diese müssen bei der Erstellung von Texten immer beachtet werden.

Das Regelwerk für die Leichte Sprache wird vom Netzwerk Leichte Sprache verfasst. Es wurde von Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten gemeinsam entwickelt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Texte, die die Regeln befolgen, wirklich gut verständlich und lesbar sind.

Die Regeln für Leichte Sprache werden regelmäßig überprüft und überarbeitet. Derzeit betreffen sie sechs Bereiche:

1. Regeln für Wörter

Leichte Sprache zeichnet sich aus durch einfache, kurze Wörter, die Dinge genau beschreiben. Das heißt zum Beispiel: Redewendungen, bildliche Sprache, Fach- und Fremdwörter sowie Abkürzungen kommen in der Leichten Sprache nicht vor.

In der Leichten Sprache werden Sätze aktiv formuliert. Wenn es möglich ist, werden Verben anstelle von Substantivierungen verwendet. Genitiv und Konjunktiv werden ebenfalls selten verwendet.

2. Regeln für Zahlen und Zeichen in Leichter Sprache

Hohe Zahlen und alte Jahreszahlen kommen in der Leichten Sprache meist nicht vor. Stattdessen sind Formulierungen wie "sehr viel" oder "vor langer Zeit" üblich.

Das Regelwerk gibt außerdem Empfehlungen zur Schreibweise von Datumsangaben, Uhrzeiten, Zeitangaben oder Telefonnummern. Häufig ist es hierbei vom Kontext abhängig, welche Schreibweise besser verständlich ist. Die Prüfer*innen geben hierzu Empfehlungen ab.

3. Regeln für Sätze

In der Leichten Sprache werden kurze Sätze mit einfachem Satzbau verwendet. In jedem Satz soll nur eine Information enthalten sein.

4. Regeln für Texte in Leichter Sprache

Texte in Leichter Sprache richten sich direkt an die Leser*innen. Fragen und Querverweise auf andere Texte oder Textstellen werden nach Möglichkeit vermieden.

Bei der Übersetzung in Leichte Sprache dürfen Texte auch verändert werden. Wichtig ist aber, dass der Inhalt und der Sinn des ursprünglichen Textes erhalten bleibt. Ob das der Fall ist, entscheiden  die Prüfer*innen.

5. Regeln für Gestaltung und Bilder

Texte in Leichter Sprache sollen übersichtlich strukturiert sein. Durch Absätze, Zwischenüberschriften und Fettungen von wichtigen Infos wird der Text leichter verständlich. Aufzählungen können am besten erfasst werden, wenn sie mit Bulletpunkten aufgelistet werden.

Außerdem gilt:

  • Jeder Satz steht in einer eigenen Zeile. Ist ein Satz zu lang für eine Zeile, dann werden Wörter nicht getrennt, sondern in der neuen Zeile komplett aufgeschrieben.
  • Satzteile, die sinngemäß zueinander gehören, werden auch zusammen in eine Zeile geschrieben.
  • Findet ein Seitenwechsel statt, zum Beispiel in einem Dokument oder einem Buch, gibt es keine Satztrennung. Sätze werden als Ganzes auf der neuen Seite begonnen. Das Gleiche gilt wenn möglich auch für Absätze.

Auch für die Formatierung von Texten gibt es in der Leichten Sprache klare Regeln.

  • Texte in Leichter Sprache verwenden eine einfache, große Schrift, zum Beispiel ohne Schnörkel.
  • Zwischen den Zeilen ist ausreichend Abstand (Zeilenabstand 1,5).
  • Texte werden immer linksbündig formatiert. Blocksatz wird nicht verwendet.
  • Zwischen Schriftfarbe und Hintergrund ist ein ausreichend hoher Kontrast wichtig.

Der Einsatz von Bildern gehört zur Leichten Sprache dazu. Sie können das Verständnis des Textes erleichtern. Dafür ist es wichtig, dass die Bilder zum Text passen. Außerdem sollen die Bilder gut erkennbar sein, also eine gute Qualität haben. Die Abbildungen sollen nicht als Hintergrund verwendet werden.

Spezielle Bilder für Leichte Sprache

Für die Bebilderung von Texten in Leichter Sprache werden oft spezielle Grafiken und Illustrationen entwickelt. Diese Bilder werden von unterschiedlichen Stellen angefertigt, zum Beispiel von der Lebenshilfe Bremen oder der Zeichnerin Reinhild Kassing. Beide haben große Online-Bilddatenbanken. Hier kann man gegen eine Gebühr Grafiken kaufen, um Texte in Leichter Sprache damit zu ergänzen.

Wenn du Beispiele für Bilder zu Leichter Sprache sehen möchtest, dann schau dir mal das Wörterbuch beim Familienratgeber an.

6. Prüfen von Texten in Leichter Sprache

Ob ein Text die Regeln der Leichten Sprache einhält, entscheiden Prüfer*innen. Diese Prüfer*innen haben selbst Lernschwierigkeiten. Nur wenn sie den Text komplett verstehen, darf ein Text als Leichte Sprache bezeichnet werden. Stoßen die Prüfer*innen auf Probleme, muss der Text noch einmal überarbeitet werden.

Alle Regeln, die das Netzwerk Leichte Sprache definiert hat, kannst du dir hier als PDF herunterladen.

Gut zu wissen: An der Universität Hildesheim wurde 2017 die Forschungsstelle Leichte Sprache gegründet. Sie erforscht, wie die Leichte Sprache und ihre Regeln weiterentwickelt und bedarfsgerecht angepasst und eingesetzt werden können.

Du siehst also: Es ist gar nicht so einfach, Texte in Leichte Sprache zu übersetzen. Damit am Ende alles seine Richtigkeit hat, gibt es spezielle Übersetzer*innen für Leichte Sprache. Die kennen die Regeln für Leichte Sprache besonders gut. Sie wandeln die Texte von Alltagssprache in Leichte Sprache um – entweder freiberuflich oder als Teil von Übersetzungsbüros oder -agenturen. Viele von ihnen sind ebenfalls Mitglied im Netzwerk Leichte Sprache. Dort kannst du eine Liste der Netzwerkmitglieder anfragen.

Wenn du noch mehr über Leichte Sprache erfahren möchtest, dann findest du weitere Infos in unserem Beitrag „Was ist Leichte Sprache?: Definition und Anwendung“.

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