Norderstedt: Stetig besser werden durch Reflexion

Es muss nicht immer eine groß angelegte wissenschaftliche Begleitung oder eine professionelle Evaluation sein. In Norderstedt trifft sich die Steuerungsgruppe des Netzwerks Inklusion & Innovation Norderstedt  einmal im Jahr zum Boxenstopp. Und das Koordinationsteam reflektiert alle paar Wochen mit ihrem Prozessbegleiter den Stand der Dinge. Zudem gab es eine Bestandsaufnahme in der Mitte des Projekts und eine Abschlussbetrachtung am Ende. Ein Boxenstopp-Ergebnis war beispielsweise: Mehrere Mitglieder hatten das Gefühl, dass bei aller guter und erfolgreicher Arbeit die Beteiligung, die Beziehungen und das Verbindende etwas auf der Strecke bleiben. Im Workshop entwickelten die Teilnehmer*innen dann die Idee, sogenannte Beziehungs-Calls einzuführen. Seitdem rufen die Mitarbeiter*innen des Koordinationsteams immer mal wieder die Partner*innen an und berichten von aktuellen Projektideen, erkundigen sich nach den Themen, die die Partner*innen beschäftigen, oder gratulieren zu Erfolgen, wenn sie davon in der Zeitung lesen. Dieses neue Vorgehen hat die Beziehungen und das Netzwerk nachhaltig gestärkt. Das Projektteam ist wieder näher an den Netzwerkpartner* innen. Die Projektmitarbeiter*innen haben bei vielen Anrufen gemerkt, dass sich die Menschen freuen, gehört zu werden, und dass es immer etwas Wichtiges und Interessantes zu besprechen gibt.
Drei stilisierte untergehakte Personen über dem Motto Inklusion & Innovation
Eine Gruppe von sieben Frauen und Männern stehen um ein Fahrradgefährt für vier Personen

Die Scheu überwinden vor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Im Laufe des zweijährigen Aufbaus des Netzwerks Inklusion & Innovation Norderstedt kam eine Erkenntnis regelmäßig zum Vorschein: Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit könnte besser laufen. Im Team fühlte sich niemand so recht für diese Aufgabe gewappnet. Interviews, Radio- und Fernsehauftritte gehörten nicht zur Komfortzone der Mitarbeiter*innen. Auch hier halfen die Reflexionstreffen mit dem Prozessbegleiter. Getreu dem eigenen Projekt-Motto „In Möglichkeiten denken, statt in Barrieren“ ermutigte er das Team die Einladungen ins Regionalfernsehen als Chance und Notwendigkeit zu sehen. Die Fernseh-Auftritte brachten positive Resonanz und motivierten künftig selbstbewusst mit Aktionen und Inhalten an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Gruppe entwickelte Ideen für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit, in dem sie ergründete: Was brauchen wir? Hat in unserem Netzwerk jemand diese Kompetenzen und Ressourcen? Wer kann uns unterstützen? Die Ideen nahm das Koordinationsteam mit in die tägliche Arbeit und setzte viele Maßnahmen erfolgreich um: Eine stadtweite Plakat-Aktion, eine Aufklärungs-Tour mit einem Inklusions-Bike, ein inklusives Sportfest und natürlich diverse Auftritte im Regional-Fernsehen.

Gruppenfoto mit zehn Frauen und Männer in weißen Oberteilen im Garten

Raum schaffen für mehr Partizipation

2020 ging es in Norderstedt in der Abschlussbetrachtung der Projektphase Netzwerkaufbau um die Frage: Wie geht es weiter? Eine Inklusionsagentur zu gründen, stand als vage Idee im Raum. Aber in der Diskussion kristallisierte sich heraus, am besten zuerst die Menschen vor Ort persönlich zu fragen: Was braucht Norderstedt in Zukunft, um inklusiver zu werden? Das Koordinationsteam entwarf einen Fragebogen und befragte Bürger*innen und Netzwerkpartner*innen nach Wünschen und Hindernissen in Bezug auf Teilhabe in Norderstedt.

Die Auswertung brachte vier Schwerpunkte zum Vorschein: Norderstedt braucht mehr Teilhabe-Angebote für Senior*innen, Teilhabe-Angebote in den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit, ein inklusives Bildungsangebot und Angebote, um Menschen für Partizipation, Selbstbestimmung und Mitsprache zu stärken. Das Projektteam konnte sich gut vorstellen, diese Punkte mithilfe einer Inklusionsagentur anzugehen.

Aus der Umfrage zogen die Projektmitarbeiter*innen eine weitere Erkenntnis: Ohne Partizipation und die Zusammenarbeit verschiedener Gesellschaftsbereiche wird die Umsetzung nicht gelingen. Das Team der Inklusionsagentur sollte deshalb inklusiv und interdisziplinär werden. Über Mini-Jobs konnten die Projektmitarbeiter*innen Menschen aus wichtigen Lebensbereichen ins Team holen: aus einem Sportverein, der Volkshochschule und dem Verband Wirtschaftsjunioren. Außerdem sind zwei der neun Mitarbeiter*innen Menschen mit Behinderung. Seit Januar 2021 arbeitet nun ein inklusives und interdisziplinäres Team an Phase 2 des Inklusionsprozesses in Norderstedt: einer Inklusionsagentur als Anlaufstelle und Kompetenzzentrum für alle Fragen rund um das Thema Inklusion.

Evaluationsbeispiel VG Nieder-Olm
Die Evaluation zeigte, dass das Bewusstsein für Inklusion fehlt.
Kinder mit und ohne Behinderung sowie ein Mann auf einer Wiese. Der Mann winkt, einer der Jungs streckt den Daumen in die Luft.

Projekte in der Kommune dauerhaft verankern

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