"Was kann Ihr Projekt für Ihre Zielgruppe bewirken?"
Der Leiter der Geschäftsstelle der Aktion Mensch-Stiftung Uwe Blumenreich erklärt, was Akteur*innen beachten sollten, wenn sie den Aufbau eines inklusiven Netzwerks von der Aktion Mensch fördern lassen wollen.
Wie stelle ich einen überzeugenden Förderantrag?
Es gibt bei der Aktion Mensch nicht den Förderantrag. Die Anforderungen sind unterschiedlich. Für die Mikroförderung - bei der wir je nach Förderbereich mit bis zu 20.000 Euro fördern, ohne dass Sie als Antragstellerin Eigenmittel beisteuern müssen - sollte ein Konzept vor allem folgende Fragen beantworten: Welche Bedürfnisse, welche Probleme hat die Zielgruppe? Welche passenden Aktivitäten haben Sie gewählt? Welche angemessenen Kosten folgen daraus? Dies ist ein relativ niedrigschwelliger Zugang zur Förderung, die Antragstellung vergleichsweise einfach.
Bei höheren Fördersummen steigt auch der Anspruch an ein Konzept. Hier muss noch klarer werden, welche Ziele für welche Zielgruppe Sie erreichen wollen, wie Sie die Zielgruppen aktiv in die Umsetzung einbeziehen und welche Kosten dadurch entstehen. Honorarkosten in Höhe von 25.000 Euro beispielsweise sollten Sie plausibel erläutern können.
Welche Fragen muss eine Bewerbung um hohe Fördersummen beantworten?
Wenn Sie Ihr Projekt über fünf Jahre mit bis zu 350.000 Euro fördern lassen wollen, kommen Fragen hinzu wie: Wie ist Ihr Projekt in den Sozialraum eingebunden? Mit welchen Kooperationspartnerinnen und -partnern setzen Sie es um? Welche weiteren Finanzierungsquellen gibt es? Wie ist das Projekt mit den Fachbehörden abgestimmt, also beispielsweise mit den Sozial- oder Jugendämtern, den Integrationsämtern oder auch mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern? „Überzeugendes Konzept“ bedeutet außerdem immer: Legen Sie uns schlüssig dar, wie Ihr Projekt die Lebensbedingungen für Ihre Zielgruppe verbessert. Oder vielleicht sogar die Gesellschaft verändert. Gemeinsam mit unseren Antragstellerinnen und Antragstellern arbeiten wir daran, dass ein Konzept überzeugend wird. Denn wir wollen ja, dass Sie mit unserer Förderung vor Ort gute und wirksame soziale Arbeit für die Zielgruppe machen.
Mein inklusives Netzwerk-Projekt soll in vielen verschiedenen Lebensbereichen in der Kommune wirken. Für meinen Antrag im Bereich Projektförderung muss ich mich allerdings für einen der fünf Lebensbereiche entscheiden, in denen die Aktion Mensch Projekte fördert. Für welchen Lebensbereich sollte ich mich entscheiden?
Für die Förderung ist das nicht ausschlaggebend. Wichtig ist, dass Sie einen Lebensbereich favorisieren und in diesem Lebensbereich Ihren Antrag stellen. Dass Sie sich für einen Lebensbereich entscheiden müssen, bedeutet nicht, dass Sie ausschließlich auf diesen Bereich festgelegt sind. Haben Sie sich beispielsweise für den Lebensbereich Freizeit entscheiden, dürfen Sie in Ihrem Projekt auch zum Thema Bildung oder Arbeit Maßnahmen entwickeln. Welchen Bereich Sie am besten wählen, können Sie mit der Person abstimmen, die Ihren Antrag entgegen nimmt. Also entweder mit einer Kollegin oder einem Kollegen bei uns oder - wenn Ihre Organisation beispielsweise Mitglied in einem der Bundes- oder Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege ist - mit den Beraterinnen und Beratern vor Ort.
Was muss ich noch beachten, wenn ich den Aufbau eines inklusiven Netzwerks von der Aktion Mensch fördern lassen will?
Machen Sie in Ihrem Antrag auf jeden Fall deutlich, dass es Ihnen um die Vernetzung im Sozialraum geht. Und beschreiben Sie, wie Sie das angehen wollen. Dafür sollten Sie sich klar darüber werden: Was verstehen Sie unter Netzwerkarbeit? Was ist der Mehrwert Ihres geplanten Netzwerks? Wollen Sie ein Netzwerk neu aufbauen oder ein bestehendes Netzwerk weiterentwickeln? Mit welchen Partnerinnen und Partnern wollen Sie das Netzwerk aufbauen? Oder: Mit welchen Partnerinnen und Partnern wollen Sie künftig intensiver zusammenarbeiten? Vielleicht sind Sie ein großer Verband, der vor Ort bereits gute Netzwerkarbeit geleistet hat, und Sie wollen Ihr Netzwerk nun vergrößern. Vielleicht sind Sie ein kleiner Verein, der mit der Netzwerkförderung erstmals feste Strukturen aufbauen möchte. Also beispielsweise hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen und regelmäßige, verlässliche Angebote entwickeln möchte. Wir fördern grundsätzlich beides. Wichtig ist, dass Sie gut begründen, was Sie mit Ihrem Netzwerkprojekt für Ihre Zielgruppe bewirken können.
Mit wem sollte ich mich denn vernetzen im Sozialraum?
Vernetzen Sie sich mit Partnerinnen und Partnern aus anderen Sektoren. Das heißt: Eine gemeinnützige Organisation sollte sich Netzwerkpartner aus dem öffentlichen Bereich, beispielsweise Schulen, Volkshochschulen oder andere kommunale Einrichtungen und Ämter suchen. Und Netzwerkpartner aus dem Wirtschaftsbereich: lokale Unternehmen oder Wirtschaftsverbände. Diese sogenannte trisektorale Vernetzung ist meiner Ansicht nach der Königsweg. Auch die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv haben gezeigt: Die Umsetzung von Inklusion in einem Stadtviertel, einer Stadt oder einer Gemeinde funktioniert nur, wenn die kommunale Verwaltung Teil des Netzwerks ist.
Was ist, wenn aus meinem inklusiven Netzwerkprojekt heraus neue Initiativen und Projekte entstehen? Können die dann auch von der Aktion Mensch gefördert werden?
Ja, das würde ich sogar als erwünscht bezeichnen. Natürlich müssen die Fördervoraussetzungen in formaler und inhaltlicher Hinsicht erfüllt sein. Das Netzwerk kann dazu beitragen, Ideen zu entwickeln und die richtigen Partnerinnen und Partner dafür zusammen zu bringen. So verstehe ich gute Netzwerkarbeit. Dann haben alle gewonnen: die Akteure, die Menschen vor Ort, wir als Aktion Mensch.