Qualifizierung: Mit Wissen mehr bewegen
Inklusion ist ein Lernprozess – auch für Profis
In den Modellvorhaben Kommune Inklusiv und Inklusion vor Ort ist die Schulung der Akteur*innen ein wesentlicher Teil, um Inklusion im Sozialraum voranzutreiben. Denn obwohl viele der Netzwerkpartner*innen bereits Erfahrung und Wissen in den Bereichen Inklusion, Teilhabe oder Barrierefreiheit hatten, lernen bis heute alle stetig dazu. Partizipation ist zum Beispiel von allen gewollt, doch (noch) nicht von allen gelernt und verwirklicht.
Das hat sich vor Ort bewährt:
- Ganz gleich, welchen beruflichen Hintergrund Sie und Ihr Netzwerkteam haben, welche Erfahrungen Sie mitbringen, ob Sie ehrenamtlich oder hauptamtlich im Netzwerk mitwirken: Nehmen Sie sich genug Zeit, um dazuzulernen. Denn Inklusion umzusetzen, bedeutet ständiges Lernen und Aushandeln.
- Planen Sie von Beginn an Zeit und Geld ein, um sich und Ihr Netzwerkteam fortzubilden.
- Arbeiten Sie mit der wirkungsorientierten Projektplanung. Haben Sie dabei im Hinterkopf: Sich das Wissen darüber anzueignen, braucht Zeit und Geduld.
- Planen Sie Zeit für Recherchen ein, um die Menschen, die Infrastruktur, die kommunale Verwaltung, die Vereine und Initiativen vor Ort besser kennenzulernen.
- Planen Sie Zeit dafür ein, das vielfältige und unterschiedliche Wissen in Ihrem Netzwerk abzugleichen und so zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen.
- Planen Sie auch Aufklärung für alle Menschen in Ihrem Sozialraum ein, um Vorurteile abzubauen, zum Beispiel durch Veranstaltungen, Vorträge oder Informationsbroschüren.
Professionalisieren Sie Ihr Netzwerk
Die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv und Inklusion vor Ort zeigen, dass der Aufbau eines inklusiven Netzwerks entscheidend ist, um Inklusion im Sozialraum voranzubringen. Die Erfahrungen zeigen auch: Wissen, Erfahrungen, Verständnis für Begriffe, Hierarchien, berufliche Praxis und Unterstützungsbedarfe im Netzwerk können sehr unterschiedlich sein.
Daher sollten alle Netzwerk-Partner*innen bereit sein dazuzulernen. Sie müssen Regeln zum Beispiel für Kommunikation aushandeln, ein gemeinsames Verständnis für Begriffe wie Inklusion entwickeln, unterschiedliche Arbeitsweisen von verschiedenen Organisationen zusammenbringen, die Bedürfnisse von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Akteur*innen beachten.
Betrachten Sie dieses Zusammenwachsen zum Netzwerkteam als Lern-, Professionalisierungs- und Weiterentwicklungs-Prozess. Planen Sie dafür Zeiten der Reflexion als Team ein und bleiben Sie offen dafür, auch neue Netzwerkpartner*innen dazuzuholen.
Unerlässlicher Teil der Professionalisierung: Hauptamtliche Netzwerkkoordination
Ein Netzwerk kann nur dann professionell arbeiten, wenn eine hauptamtlich arbeitende Netzwerkkoordination es organisiert und steuert. Wer diese hauptamtliche Stelle übernimmt, sollte eine besondere Lernbereitschaft mitbringen, da die Aufgaben vielfältig und anspruchsvoll sind.
Misserfolge im Netzwerk sind Teil des Lernprozesses
Die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv und Inklusion vor Ort zeigen: Auf dem Weg zu mehr Inklusion gibt es immer wieder Krisen zu bewältigen. Netzwerkteams müssen mit Misserfolgen, Kritik oder offener Ablehnung umgehen.
Nehmen Sie sich daher Zeit, aus diesen Erfahrungen zu lernen und daran zu wachsen. Gemeinsame Treffen zur Reflexion und eine unabhängige Rückmeldung, zum Beispiel durch die Prozessbegleitung, können Ihnen dabei helfen. So können Sie aus Fehlern lernen und kritisch zum Beispiel über Zielgruppen, Maßnahmen, fehlende Partizipation oder fehlendes Wissen nachdenken und gegebenenfalls nachsteuern.
Herausforderungen im Inklusionsprozess
Schulungen sind wichtig für den Projekt-Erfolg
Versuchen Sie, Schulungen und Fortbildungen als einen wichtigen und dauerhaften Teil Ihres Inklusions-Vorhabens zu sehen. So können Sie entsprechende Lern-Zeiten oder Fortbildungen als festen Bestandteil der Projektarbeit in Ihren Projektplan einarbeiten.
Qualifizierung aller Beteiligten
Die Erfahrungen bei Kommune Inklusiv haben gezeigt: Für den Erfolg des Netzwerks ist es entscheidend, offen zu bleiben, Neues zu lernen und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. So zeigte sich zum Beispiel, dass das gesamte Netzwerkteam von Empowerment profitiert. Die Netzwerkpartner*innen lernten Neues über Zielgruppen, Methoden oder Kommunikationsformen.
Planen Sie Theorie-Einheiten fest ein
Ein Ergebnis der wissenschaftliche Begleitforschung bei Kommune Inklusiv: Netzwerkpartner*innen verspürten einerseits eine gewisse Theorie-Müdigkeit. Sie hatten das Gefühl, bereits alle wichtigen Kenntnisse und Fertigkeiten mitzubringen oder sie wollten nach einer längeren Planungsphase endlich mit der praktischen Arbeit anfangen. Andererseits wünschten sie sich mehr Fortbildungen und Wissen, um Fehler zu vermeiden oder Probleme besser zu verstehen. Greifen Sie diese widersprüchlichen Gefühle auf und planen Sie zum Beispiel Theorie-Einheiten mit viel praktischem Bezug ein. Auch feste Schulungstage pro Monat oder pro Quartal, wie in der Berufsschule, können dabei helfen, das kontinuierliche Dazulernen als wichtigen Teil der Netzwerkarbeit zu etablieren.
Menschen im Sozialraum sensibilisieren
Sensibilisieren Sie die Menschen im Sozialraum zu den Themen Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit. Dabei müssen Sie die Schlagworte nicht unbedingt nutzen und können zum Beispiel Veranstaltungen zum Thema „Tag der offenen Tür für alle“ planen. Wenn die Menschen im Sozialraum die Vorteile von Inklusion für sich selbst, ihre Familien und die Nachbarschaft kennen und schätzen, werden sie zu Verbündeten für Ihr Netzwerk.
Bauen Sie Expertise im Netzwerk auf
Im Netzwerk sind auch Menschen wichtig, die sich Expertise in bestimmten Themen aufbauen und dieses Wissen dann dem Netzwerk zur Verfügung stellen, wie zum Beispiel:
- Um die kommunale Verwaltung aktiv in Ihr Netzwerk einzubeziehen, braucht es Netzwerkpartner*innen, die Fachwissen und die Fachsprache zu kommunalen Themen erwerben und beispielsweise Fortbildungen und Seminare dazu besuchen.
- Inklusions-Vorhaben werden sehr oft zeitlich begrenzt gefördert. Doch nach drei oder fünf Jahren ist Inklusion noch nicht verwirklicht. Für die Fortführung und Verstetigung Ihres Inklusions-Vorhabens sollten sich daher Menschen dauerhaft mit der Fördermittel-Akquise und Antragstellung beschäftigen und dieses Wissen ins Netzwerk tragen.
- Inklusive Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, um Ihr Projekt im Sozialraum bekannt zu machen, es dauerhaft zu verankern und Verbündete zu finden. Wer diese Aufgabe im Netzwerk übernommen hat, braucht Wissen darüber, wie barrierefreie Kommunikation funktioniert und wie Veranstaltungen oder Info-Flyer inklusiv gestaltet werden können.
Holen Sie sich Wissen und Hilfe von außen
Zertifikatskurs Prozessbegleiter*in für die Gestaltung von inklusiven Sozialräumen
Seit 2022 bietet die Aktion Mensch zu Beginn jeden Jahres einen Zertifikatskurs Prozessbegleiter*in an. Die Teilnehmer*innen lernen, Netzwerke zu beraten, zu unterstützen, zu moderieren und zu stärken.
Sie wollen die Ausschreibung nicht verpassen und sich für den kommenden Zertifikatskurs bewerben? Dann melden Sie sich für unseren Newsletter an. Dort erfahren Sie Neuigkeiten zu Kommune Inklusiv, Inklusion vor Ort und zum Praxishandbuch Inklusion.
Diese Aktion Mensch-Schulungen empfehlen wir
Inklusion im Sozialraum
Moderation
Projektmanagement und -planung
Partizipation
Inklusion braucht Vernetzung
Wirkungsorientierte Planung und Evaluation
Evaluation und Monitoring
Gelingende Kommunikation
Laterale Führung
Grundlagen der Organisationsentwicklung
Sozialraumorientierte Projekte (weiter-)führen
Ressourcen und Finanzierung sozialer Projekte
Inklusive Öffentlichkeitsarbeit, Einfache Sprache, Leichte Sprache
Netzwerke entwickeln
Schulungen der Aktion Mensch
Die Aktion Mensch bietet seit 2017 regelmäßig die oben genannten Online- und Präsenz-Schulungen kostenlos an. Sie wurden für Kommune Inklusiv entwickelt und sind nun auch für Inklusion vor Ort wichtig. Die Aktion Mensch entwickelt das Schulungsangebot ständig weiter – neue Schulungen kommen hinzu, bewährte werden den aktuellen Anforderungen oder Herausforderungen angepasst.
Die Schulungen sind für alle Menschen offen, die sich für einen inklusiven Sozialraum und für mehr Teilhabe in der Kommune einsetzen, wie zum Beispiel Sozialraumakteur*innen, ehrenamtlich Engagierte, kommunale Vertreter*innen, Netzwerkkoordinator*innen und viele mehr.
Sie wollen den regelmäßigen Schulungsnewsletter der Aktion Mensch erhalten? Dann schreiben Sie eine E-Mail an kommune-inklusiv@aktion-mensch.de .
Schauen Sie auch gerne regelmäßig auf unsere Internetseite mit aktuellen Schulungen. Dort finden Sie das Schulungsprogramm für die kommenden Monate.
Empowerment
Empowerment-Workshops schaffen vor allem bei Selbstvertreter*innen Selbstbewusstsein, eine stärkere Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen. In den Workshops werden sie gestärkt, um sich zum Beispiel in Projekten einzubringen oder auf Podiumsgesprächen ihre Sichtweise zu vertreten.
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