Stefan Burkhardt bei einem Vortrag
Stefan Burkhardt bei einem Vortrag
Stefan Burkhardt bei einem Vortrag

Qualifizierung: Mit Wissen mehr bewegen

Inklusion ist ein Lernprozess – auch für Profis

In den Modellvorhaben Kommune Inklusiv und Inklusion vor Ort ist die Schulung der Akteur*innen ein wesentlicher Teil, um Inklusion im Sozialraum voranzutreiben. Denn obwohl viele der Netzwerkpartner*innen bereits Erfahrung und Wissen in den Bereichen Inklusion, Teilhabe oder Barrierefreiheit hatten, lernen bis heute alle stetig dazu. Partizipation ist zum Beispiel von allen gewollt, doch (noch) nicht von allen gelernt und verwirklicht.

Das hat sich vor Ort bewährt:

  • Ganz gleich, welchen beruflichen Hintergrund Sie und Ihr Netzwerkteam haben, welche Erfahrungen Sie mitbringen, ob Sie ehrenamtlich oder hauptamtlich im Netzwerk mitwirken: Nehmen Sie sich genug Zeit, um dazuzulernen. Denn Inklusion umzusetzen, bedeutet ständiges Lernen und Aushandeln.
  • Planen Sie von Beginn an Zeit und Geld ein, um sich und Ihr Netzwerkteam fortzubilden.
  • Arbeiten Sie mit der wirkungsorientierten Projektplanung. Haben Sie dabei im Hinterkopf: Sich das Wissen darüber anzueignen, braucht Zeit und Geduld.
  • Planen Sie Zeit für Recherchen ein, um die Menschen, die Infrastruktur, die kommunale Verwaltung, die Vereine und Initiativen vor Ort besser kennenzulernen.
  • Planen Sie Zeit dafür ein, das vielfältige und unterschiedliche Wissen in Ihrem Netzwerk abzugleichen und so zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen.
  • Planen Sie auch Aufklärung für alle Menschen in Ihrem Sozialraum ein, um Vorurteile abzubauen, zum Beispiel durch Veranstaltungen, Vorträge oder Informationsbroschüren.

Professionalisieren Sie Ihr Netzwerk

Die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv und Inklusion vor Ort zeigen, dass der Aufbau eines inklusiven Netzwerks entscheidend ist, um Inklusion im Sozialraum voranzubringen. Die Erfahrungen zeigen auch: Wissen, Erfahrungen, Verständnis für Begriffe, Hierarchien, berufliche Praxis und Unterstützungsbedarfe im Netzwerk können sehr unterschiedlich sein.

Daher sollten alle Netzwerk-Partner*innen bereit sein dazuzulernen. Sie müssen Regeln zum Beispiel für Kommunikation aushandeln, ein gemeinsames Verständnis für Begriffe wie Inklusion entwickeln, unterschiedliche Arbeitsweisen von verschiedenen Organisationen zusammenbringen, die Bedürfnisse von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Akteur*innen beachten.

Betrachten Sie dieses Zusammenwachsen zum Netzwerkteam als Lern-, Professionalisierungs- und Weiterentwicklungs-Prozess. Planen Sie dafür Zeiten der Reflexion als Team ein und bleiben Sie offen dafür, auch neue Netzwerkpartner*innen dazuzuholen.

Viele Menschen sitzen auf Stühlen und hören einer Diskussion zu
Ulrike Schloo und Miriam Schröder

Unerlässlicher Teil der Professionalisierung: Hauptamtliche Netzwerkkoordination

Ein Netzwerk kann nur dann professionell arbeiten, wenn eine hauptamtlich arbeitende Netzwerkkoordination es organisiert und steuert. Wer diese hauptamtliche Stelle übernimmt, sollte eine besondere Lernbereitschaft mitbringen, da die Aufgaben vielfältig und anspruchsvoll sind.

Misserfolge im Netzwerk sind Teil des Lernprozesses

Die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv und Inklusion vor Ort zeigen: Auf dem Weg zu mehr Inklusion gibt es immer wieder Krisen zu bewältigen. Netzwerkteams müssen mit Misserfolgen, Kritik oder offener Ablehnung umgehen.

Nehmen Sie sich daher Zeit, aus diesen Erfahrungen zu lernen und daran zu wachsen. Gemeinsame Treffen zur Reflexion und eine unabhängige Rückmeldung, zum Beispiel durch die Prozessbegleitung, können Ihnen dabei helfen. So können Sie aus Fehlern lernen und kritisch zum Beispiel über Zielgruppen, Maßnahmen, fehlende Partizipation oder fehlendes Wissen nachdenken und gegebenenfalls nachsteuern.

Herausforderungen im Inklusionsprozess

Inklusion in den Kommunen voranzubringen, ist nicht immer einfach. Die Netzwerkkoordinator*innen der Modellkommunen berichten von ihren Erfahrungen und unterschiedlichen Herausforderungen.

Schulungen sind wichtig für den Projekt-Erfolg

Versuchen Sie, Schulungen und Fortbildungen als einen wichtigen und dauerhaften Teil Ihres Inklusions-Vorhabens zu sehen. So können Sie entsprechende Lern-Zeiten oder Fortbildungen als festen Bestandteil der Projektarbeit in Ihren Projektplan einarbeiten.

Qualifizierung aller Beteiligten

Die Erfahrungen bei Kommune Inklusiv haben gezeigt: Für den Erfolg des Netzwerks ist es entscheidend, offen zu bleiben, Neues zu lernen und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. So zeigte sich zum Beispiel, dass das gesamte Netzwerkteam von Empowerment profitiert. Die Netzwerkpartner*innen lernten Neues über Zielgruppen, Methoden oder Kommunikationsformen.

Planen Sie Theorie-Einheiten fest ein

Ein Ergebnis der wissenschaftliche Begleitforschung bei Kommune Inklusiv: Netzwerkpartner*innen verspürten einerseits eine gewisse Theorie-Müdigkeit. Sie hatten das Gefühl, bereits alle wichtigen Kenntnisse und Fertigkeiten mitzubringen oder sie wollten nach einer längeren Planungsphase endlich mit der praktischen Arbeit anfangen. Andererseits wünschten sie sich mehr Fortbildungen und Wissen, um Fehler zu vermeiden oder Probleme besser zu verstehen. Greifen Sie diese widersprüchlichen Gefühle auf und planen Sie zum Beispiel Theorie-Einheiten mit viel praktischem Bezug ein. Auch feste Schulungstage pro Monat oder pro Quartal, wie in der Berufsschule, können dabei helfen, das kontinuierliche Dazulernen als wichtigen Teil der Netzwerkarbeit zu etablieren.

Menschen im Sozialraum sensibilisieren

Sensibilisieren Sie die Menschen im Sozialraum zu den Themen Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit. Dabei müssen Sie die Schlagworte nicht unbedingt nutzen und können zum Beispiel Veranstaltungen zum Thema „Tag der offenen Tür für alle“ planen. Wenn die Menschen im Sozialraum die Vorteile von Inklusion für sich selbst, ihre Familien und die Nachbarschaft kennen und schätzen, werden sie zu Verbündeten für Ihr Netzwerk.


Bauen Sie Expertise im Netzwerk auf

Im Netzwerk sind auch Menschen wichtig, die sich Expertise in bestimmten Themen aufbauen und dieses Wissen dann dem Netzwerk zur Verfügung stellen, wie zum Beispiel:

  • Um die kommunale Verwaltung aktiv in Ihr Netzwerk einzubeziehen, braucht es Netzwerkpartner*innen, die Fachwissen und die Fachsprache zu kommunalen Themen erwerben und beispielsweise Fortbildungen und Seminare dazu besuchen.
  • Inklusions-Vorhaben werden sehr oft zeitlich begrenzt gefördert. Doch nach drei oder fünf Jahren ist Inklusion noch nicht verwirklicht. Für die Fortführung und Verstetigung Ihres Inklusions-Vorhabens sollten sich daher Menschen dauerhaft mit der Fördermittel-Akquise und Antragstellung beschäftigen und dieses Wissen ins Netzwerk tragen.
  • Inklusive Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, um Ihr Projekt im Sozialraum bekannt zu machen, es dauerhaft zu verankern und Verbündete zu finden. Wer diese Aufgabe im Netzwerk übernommen hat, braucht Wissen darüber, wie barrierefreie Kommunikation funktioniert und wie Veranstaltungen oder Info-Flyer inklusiv gestaltet werden können.
Ein Mann zeigt auf eine Flipchart auf der Text und Zeichnungen zu sehen sind

Holen Sie sich Wissen und Hilfe von außen

Alle Netzwerke bei Kommune Inklusiv wurden durch eine externe Prozessbegleitung begleitet. Die Prozessbegleitung unterstützt nach Bedarf und kann zum Beispiel bei Projekt-Anträgen helfen oder wenn es zu Konflikten kommt. Besonders in Reflexionsphasen ist es sehr hilfreich, einen unabhängigen Blick von außen einzuholen. Die Kommune Inklusiv-Akteur*innen haben diese Zusammenarbeit mit der Zeit immer stärker kennen und schätzen gelernt. Denn bisher ist es noch nicht üblich, sich externe Berater*innen dazuzuholen.

Zertifikatskurs Prozessbegleiter*in für die Gestaltung von inklusiven Sozialräumen

Seit 2022 bietet die Aktion Mensch zu Beginn jeden Jahres einen Zertifikatskurs Prozessbegleiter*in an. Die Teilnehmer*innen lernen, Netzwerke zu beraten, zu unterstützen, zu moderieren und zu stärken.

Sie wollen die Ausschreibung nicht verpassen und sich für den kommenden Zertifikatskurs bewerben? Dann melden Sie sich für unseren Newsletter an. Dort erfahren Sie Neuigkeiten zu Kommune Inklusiv, Inklusion vor Ort und zum Praxishandbuch Inklusion.

Diese Aktion Mensch-Schulungen empfehlen wir

Inklusion im Sozialraum

Damit die Zusammenarbeit im Netzwerk gelingt, sollten Sie wichtige Begriffe, Grundlagen, Gelingensbedingungen, Herausforderungen und Rahmenbedingungen kennen sowie die Grundprinzipien sozialräumlichen Handelns verstehen.

Moderation

In der Netzwerkarbeit gehören Workshops, Besprechungen, Arbeitstreffen und Veranstaltungen nahezu zum täglichen Geschäft. Mit verschiedenen Moderations-Methoden sollte sich vor allem die Netzwerkkoordination vertraut machen, damit Treffen in positiver Atmosphäre stattfinden und zu guten Ergebnissen führen.

Projektmanagement und -planung

Lernen Sie die Voraussetzungen und Methoden zur Durchführung von Projekten kennen. Arbeitspakete müssen ermittelt und zeitlich eingeplant werden. Auch realistische Zwischenziele und Termine sind wichtige Teile des Projektmanagements.

Partizipation

Wer inklusive Projekte im Sozialraum erfolgreich planen und umsetzen möchte, muss partizipative Prozesse einplanen. Bilden Sie sich weiter, welche Voraussetzungen und Spielregeln nötig sind, welche Dynamik zwischen den Teilnehmer*innen im Partizipations-Prozess entstehen können, wie Sie mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen verschiedener Zielgruppen umgehen sowie welche Methoden Sie einsetzen können.

Inklusion braucht Vernetzung

Inklusion kann nur gelingen, wenn sich verschiedene Akteur*innen zusammenschließen. Lernen Sie, wie Sie Kooperationen und Netzwerke aufbauen, koordinieren, moderieren und am Leben halten.

Wirkungsorientierte Planung und Evaluation

Lernen Sie die Grundlagen und Methoden der wirkungsorientierten Projektplanung kennen. Sie hilft Ihnen, Ihre Ziele besser zu erreichen und Ihre Erfolge zu messen und festzuhalten. Sie kann außerdem dabei helfen, erfolgreiche Förderanträge zu schreiben.

Evaluation und Monitoring

Um Projekterfolge zu messen, sollten Sie die Grundlagen der Evaluation und des Monitorings kennenlernen. So können Sie im laufenden Prozess prüfen, ob Sie noch auf dem richtigen Weg sind oder gegebenenfalls nachsteuern müssen. 

Gelingende Kommunikation

Die Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten ist eine gelungene Kommunikation. Lernen Sie, wie Sie selbst in Konfliktsituationen und mit schwierigen Gesprächspartner*innen konstruktive Gespräche führen sowie Konflikte vor der Eskalation erkennen und entschärfen können.

Laterale Führung

In inklusiven Netzwerken arbeiten die Netzwerk-Partner*innen auf Augenhöhe zusammen. Das bedeutet, es gibt keine direkten Hierarchien. Die Netzwerkkoordination sollte daher lernen, wie sie ihre Projektleitungs- beziehungsweise Koordinationsrolle ausgestalten kann, wo Herausforderungen lauern, welche Möglichkeiten der Einflussnahme es gibt und wie sie die verschiedenen Perspektiven, Prioritäten und Grundbedürfnisse der Akteur*innen verstehen und berücksichtigen kann.

Grundlagen der Organisationsentwicklung

Inklusion ist ein stetiger Entwicklungs- und Veränderungsprozess. Daher ist es wichtig, Einblick in die Grundlagen systemischer Organisationsentwicklung zu gewinnen, um solche Veränderungsprozesse zu erkennen, handhabbar zu machen und konstruktiv zu begleiten.

Sozialraumorientierte Projekte (weiter-)führen

Inklusive Netzwerkprojekte sind sehr dynamisch. Lernen Sie, wie Sie Pausen zur Reflexion der laufenden Netzwerkarbeit einlegen und welche Methoden des Prozess- und Wissensmanagements dabei helfen.

Ressourcen und Finanzierung sozialer Projekte

Für Ihr inklusives Projekt benötigen Sie verschiedene Ressourcen, beispielsweise Menschen mit Wissen, Können und Erfahrungen sowie Räume, Material und natürlich auch Geld. Lernen Sie mehr darüber, wie Sie Ressourcen finden und sinnvoll einsetzen können und welche Fördermöglichkeiten für inklusive Projekte und Netzwerke es gibt.

Inklusive Öffentlichkeitsarbeit, Einfache Sprache, Leichte Sprache

Lernen Sie, mit welchen Methoden Sie Ihre Zielgruppe am besten erreichen und Informationen barrierearm vermitteln können.

Netzwerke entwickeln

Pflegen Sie Ihr Netzwerk und erweitern Sie es nach Bedarf. Arbeiten Sie aktiv daran, dass sich Ihr Netzwerk weiterentwickelt. Durch eine Netzwerk-Analyse erkennen Sie Chancen und Herausforderungen.

Schulungen der Aktion Mensch

Die Aktion Mensch bietet seit 2017 regelmäßig die oben genannten Online- und Präsenz-Schulungen kostenlos an. Sie wurden für Kommune Inklusiv entwickelt und sind nun auch für Inklusion vor Ort wichtig. Die Aktion Mensch entwickelt das Schulungsangebot ständig weiter – neue Schulungen kommen hinzu, bewährte werden den aktuellen Anforderungen oder Herausforderungen angepasst.

Die Schulungen sind für alle Menschen offen, die sich für einen inklusiven Sozialraum und für mehr Teilhabe in der Kommune einsetzen, wie zum Beispiel Sozialraumakteur*innen, ehrenamtlich Engagierte, kommunale Vertreter*innen, Netzwerkkoordinator*innen und viele mehr.
Sie wollen den regelmäßigen Schulungsnewsletter der Aktion Mensch erhalten? Dann schreiben Sie eine E-Mail an kommune-inklusiv@aktion-mensch.de .

Schauen Sie auch gerne regelmäßig auf unsere Internetseite mit aktuellen Schulungen. Dort finden Sie das Schulungsprogramm für die kommenden Monate.

Empowerment

Empowerment-Workshops schaffen vor allem bei Selbstvertreter*innen Selbstbewusstsein, eine stärkere Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen. In den Workshops werden sie gestärkt, um sich zum Beispiel in Projekten einzubringen oder auf Podiumsgesprächen ihre Sichtweise zu vertreten.

Mehr zum Thema lesen Sie unter:


Portraitbild von Conny Lopez

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Die Redakteurin und Expertin für Einfache Sprache Conny Lopez erzählt im April 2025, warum es sich lohnt, einen klaren und einfachen Schreib-Stil zu lernen und zu trainieren.

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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Damit die Menschen vor Ort von Ihrem Projekt erfahren, sollten Sie von Beginn an Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einplanen.