Wie Inklusion die Auswirkungen des demografischen Wandels mildern kann

Job auf dem ersten Arbeitsmarkt statt in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung: Cathrin Öhler

Cathrin Öhler hat fast 15 Jahre in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet. Heute ist sie durch das Budget für Arbeit als Hauswirtschaftshilfe auf dem ersten Arbeitsmarkt in einer Kindertagesstätte beschäftigt. Das Budget für Arbeit soll Menschen mit Behinderung dabei helfen, einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Bekommen können es Personen, die in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten oder das Recht hätten, dort zu arbeiten.

Die 32-jährige Nieder-Olmerin hilft, das frisch gekochte Essen für die Kinder zuzubereiten, schnippelt Gemüse und unterstützt, wo sie kann. Ihre Kolleg*innen schätzen Cathrin Öhlers Hilfsbereitschaft und freuen sich auch in den Kindergruppen über ihre Unterstützung. „In dem neuen Job fühle ich mich leichter und es bedeutet mir sehr viel, hier zu arbeiten“, sagt Cathrin Öhler. Anders als bei ihrer Tätigkeit in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung zahlt sie nun wie alle anderen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen in die Rentenkasse ein. Sie sorgt mit ihrer Arbeit und dem Lohn dafür, dass unsere Solidargemeinschaft auch in Zukunft funktioniert.

Interview mit Cathrin Öhler auf dem YouTube-Kanal der Kommune Inklusiv VG Nieder-Olm ansehen

Cathrin Öhler liest mit einer anderen Frau in einem Buch.

Inklusiver Verein ohne Nachwuchssorgen: Olympic Taekwondo Club Bonn

Immer mehr Vereine und Organisationen haben ein Nachwuchsproblem: Immer mehr ältere Mitglieder scheiden aus und weniger junge Menschen rücken nach. So gibt es immer weniger Menschen, die Ämter ausfüllen können und Vereinsbeiträge zahlen. Dabei könnten viele Vereine oder Organisationen recht einfach neue Mitglieder gewinnen, wenn sie sich für alle Menschen öffnen würden.

„Wir in unserem Verein hatten noch nie Nachwuchssorgen“, freut sich Aziz Acharki, Vereinsvorsitzender des Olympic Taekwondo Club Bonn. „Denn bei uns spielt es keine Rolle, ob jemand aus einem anderen Land kommt oder eine Behinderung hat. Bei uns zählt allein der Sport.“

Im Verein trainieren Jugendliche mit Fluchterfahrung oder mit Behinderung, ältere Menschen, Frauen und junge Mädchen mit und ohne Kopftuch, einige von ihnen sind selbst Trainerinnen. „Alle Menschen, die Spaß am Taekwondo haben, können bei uns trainieren und werden gleichberechtigt behandelt“, sagt Acharki. Es gibt Breitensport-Gruppen, wo jede*r mitmachen kann, und Leistungsgruppen für diejenigen, die gerne auf Wettkämpfen antreten wollen. „Einige Flüchtlinge haben schon in ihren Heimatländern auf hohem Niveau gekämpft und holen jetzt für unseren Verein Medaillen“, berichtet Acharki. „Sie sind ein großer Gewinn.“

Der sportliche Erfolg und das Gemeinschaftsgefühl im Verein geben besonders den Vereinsmitgliedern mit Fluchterfahrung viel Kraft. Flüchtlinge bekommen zum Beispiel Hilfe bei der Übersetzung von Briefen oder bei der Suche nach einem Job oder einer Wohnung. „Viele helfen gern, denn oft haben sie selbst eine Migrationsgeschichte und sind sehr stolz, dass sie jetzt anderen helfen können.“ Sicher sei es auch normal, dass immer mal wieder Kinder und Jugendliche kommen und gehen, so Acharki. „Doch wir haben auch Vereinsmitglieder, die seit mehr als 20 Jahren dabei sind.“