Beispiel KfW – Inklusion sichert IT-Fachkräfte

Je schneller die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr IT-Fachkräfte brauchen wir in allen Lebensbereichen. Das weiß auch die KfW-Bankengruppe. Von den rund 7.200 Beschäftigten der Förderbank arbeiten fast 1000 Mitarbeiter*innen in der IT. Doch IT-Fachkräfte sind schwer zu finden. Laut einer Studie des Verbandes der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom blieben 96.000 Stellen im Jahr 2021 unbesetzt. Im Vorjahr waren es noch 86.000.

Für Michael Schmitz, Leiter der IT-Nachwuchsförderung bei der KfW, ist das kein neues Phänomen. „Wir haben schon länger Stellen ausgeschrieben, die wir nicht besetzen, weil wir für sie keine Leute finden. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, die Fachkräfte selbst auszubilden.“

Nachwuchsförderung schafft Fachkräfte

Das Unternehmen lässt dabei keine Möglichkeit aus: Neben klassischer Lehre und dualen Studiengängen gibt es ein 15-monatiges Traineeprogramm mit jährlich bis zu 20 Plätzen. Bei der Auswahl der Bewerber*innen will die Förderbank kein Talent verpassen, ganz gleich ob diese schon etwas älter sind, eine Zuwanderungsgeschichte oder eine Behinderung haben. Aus diesem Grund arbeitet die Förderbank etwa mit dem Sozialunternehmen myAbility zusammen, das ihnen dabei hilft, Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung für ihr Unternehmen zu gewinnen. Michael Schmitz ist es zudem wichtig, ungefähr gleich viele Frauen und Männer einzustellen. Von den IT-Trainees der KfW-Bankengruppe war im Jahr 2021 fast die Hälfte weiblich.

Eine Gruppe junger Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund

Vom Maschinenbau-Student zum IT-Trainee

Unter den aktuellen Trainees ist auch Tobias Franz. „Ich erwarte von allen Trainees Zielstrebigkeit“, so Michael Schmitz von der KfW. „Bei Tobias Franz war mir sofort klar, dass er sie hat – als Beachvolleyball-Profi in der Gehörlosen-Nationalmannschaft.“ Neben Ehrgeiz und Zielstrebigkeit hat der 29-jährige Familienvater Tobias Franz auch einen Bachelor und Master in Maschinenbau mitgebracht. Lösungen für IT-Probleme zu finden macht ihm genauso viel Spaß wie die Berechnung von Bauteilen. „Auch für den Maschinenbau ist IT inzwischen ein sehr wichtiges Instrument“, erklärt Franz. „Um die Arbeit zu digitalisieren und zu automatisieren, sind Programmierkenntnisse unverzichtbar. Deswegen habe ich mir neben dem Studium selbst die Programmiersprachen Java und Python erarbeitet.“ Eine ideale Basis, um auch im IT-Bereich zur Fachkraft ausgebildet zu werden.

Weitere Talente sind in der KfW gefragt

Die Trainees der IT-Nachwuchsförderung sind sehr begehrt – auch in Abteilungen außerhalb der IT. So waren die Leiter*innen der einzelnen Abteilungen, die die Trainees während ihrer Ausbildung durchlaufen, allesamt begeistert von Fatema. Nach ihrem Studium in Libyen und Deutschland absolvierte die junge Frau erfolgreich das Traineeprogramm und arbeitet seit 2021 am KfW-Standort Berlin.

Es finden sich auch immer wieder Quereinsteiger*innen unter den Trainees, deren Studienfach wenig mit IT zu tun hat. Im aktuellen Jahrgang gibt es zum Beispiel einen Ernährungswissenschaftler und eine Soziologin. Das ist kein Hindernis, weil es der Personalabteilung der IT nicht um Studienfächer, sondern um die Menschen geht. „Wenn die Lust auf IT haben, lernen sie die Inhalte“, weiß Michael Schmitz.

Und auch Menschen, die schon etwas älter sind und nicht in ihren Zwanzigern, wie für das Programm üblich, heuern bei der KfW an: Emin beispielsweise kam nach dem Studium in der Türkei mit seinem Mann nach Deutschland. Beruflich konnte er lange Zeit nirgendwo Fuß fassen, weil er wegen des Jobs seines Mannes oft gemeinsam mit ihm umziehen musste. Er wurde mit 38 Jahren zum Trainee.

Tobias Franz mit Kinnbart und schwarzem Pullover
Tobias Franz startete im März 2022 bei der KfW

Wer Fachkräfte will, schafft für sie die Bedingungen

Der KfW-Bankengruppe ist es sehr wichtig, gute Bedingungen für Bewerber*innen und Mitarbeiter*innen zu schaffen. Nur so können diese ihr volles Potenzial ausschöpfen und in das Unternehmen einbringen. Das liegt in beidseitigem Interesse. Schließlich will die KfW die besten Leute für ihr IT-Traineeprogramm finden, um die digitale Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Für Tobias Franz standen bereits während des Bewerbungsprozesses Gebärdensprachdolmetscher*innen bereit und auch jetzt, wo er fest für die KfW arbeitet, unterstützen sie ihn. Obwohl er mit Hörgeräten beidseitig hören kann und spricht, fällt ihm die Kommunikation in seiner Muttersprache, der deutschen Gebärdensprache, viel leichter. Die KfW hat darüber hinaus für den ganzen aktuellen Trainee-Jahrgang einen fortlaufenden Gebärdensprachkurs organisiert.

Für Menschen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, bietet sie firmeninterne Sprachkurse an. Für alleinerziehende Väter oder Mütter gibt es eine Betriebs-Kita sowie Kooperationen mit anderen Kindergärten. Hat ein Vater oder eine Mutter einmal keine Betreuung, muss aber vor Ort im Büro sein, kann er oder sie das Eltern-Kind-Zimmer nutzen.

Menschen mit Behinderung einzustellen lohnt sich
Mehr Informationen zum Thema im Fachportal der Aktion Mensch zu Fördermöglichkeiten, Unterstützung, Praxisbeispiele, Zahlen und Fakten.
Michael Schmitz mit Brille und einem Pullover
Michael Schmitz leitet die IT-Nachwuchsförderung bei der KfW.

Wie die KfW ihre Fachkräfte hält

Neben dem Eingehen auf individuelle Bedarfe hat die Förderbank aus Frankfurt noch einen weiteren Faktor ausgemacht, um zukunftsfähig zu sein: Alle Menschen im Betrieb sollen sich wohlfühlen und gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Denn Mitarbeiter*innen zu halten wird mit der zunehmenden Konkurrenz um die klugen Köpfe in Deutschland genauso wichtig werden wie neue zu gewinnen. Die KfW-Bankengruppe bietet daher auch Betriebssportgruppen, Elternzeit und Teilzeit-Modelle. Sie sollen dafür sorgen, dass sich Arbeits- und Privatleben der Mitarbeiter*innen die Waage halten und sie gesund bleiben.

„Um Fachkräfte zu halten müssen wir heute einfach attraktiv sein“, erklärt Michael Schmitz, Leiter der IT-Nachwuchsförderung. „Dass wir Inklusion ernst meinen und die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen, macht uns attraktiver als andere Arbeitgeber. Dennoch wünsche ich mir, dass sich bei uns in der Nachwuchsförderung noch mehr junge Leute mit Behinderung, Zuwanderungsgeschichte und junge Frauen bewerben. Wir brauchen die Fachkräfte!“

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