Publikumsgespräche stärken die öffentliche Debatte

Seit 2017 bringt das Theater Traumschüff wichtige gesellschaftliche Themen auf die Bühne und diskutiert diese nach den Vorstellungen mit seinen Zuschauer*innen. In den Stücken geht es um Themen, die direkt das Leben der Menschen vor Ort betreffen. Die schwimmende Wanderbühne fährt jeden Sommer durch Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.

 

Bibergeil “ behandelt etwa den Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft, der vor allem in der Gegend um die Oder aktuell ist. Im Stück baut der Biber einen Staudamm und zerstört dadurch die Maisernte. Landwirt Thomas fühlt sich machtlos, weil er das geschützte Tier nicht stören darf. „Hinter den Fenstern “ verfolgt die Frage, was passiert, wenn vor Ort die letzte Arztpraxis schließt: Dorfärztin Helga geht in Rente. Anstatt dass ihr Sohn Raul die Praxis übernimmt, bietet er lieber digitale Video-Sprechstunden für die Dorfbewohner*innen an.
Das Traumschüff liegt in Dömitz vor Anker. Das Publikum sitzt am Ufer und verfolgt die Vorstellung.

Nach der Vorstellung zuhören und diskutieren

Nach den kostenlosen Vorstellungen erzählen die Zuschauer*innen von sich und wie sie das im Stück behandelte Thema erleben. Ob und wie sie den Ärztemangel auf dem Land spüren. Ob der Biber bei ihnen Probleme macht oder sie sich freuen, wenn sie dem Nager nahe eines Gewässers begegnen . Indem jede*r aus dem eigenen Alltag erzählt, gewinnen alle Menschen neue Perspektiven. Sie tauschen sich aus, entwickeln Verständnis füreinander und lösen Informationsblasen auf. 
 
Wie wichtig es ist, alle Perspektiven auf ein Thema kennenzulernen und zu diskutieren zeigt die Studie „Die andere Deutsche Teilung“: 75 Prozent der Menschen empfinden die öffentliche Debatte zunehmend als hasserfüllt, mehr als die Hälfte ist unzufrieden, wie Demokratie in Deutschland funktioniert. Das Traumschüff-Team möchte die Debattenkultur verbessern und die Menschen mit den leicht verständlichen Theaterstücken zum Nachdenken und Diskutieren anregen – konstruktiv, offen und zugewandt. 
 

Austausch auf Augenhöhe

Die Zuschauer*innen können nach der Vorstellung einfach ihre Meinung sagen – auch diejenigen, die sonst vielleicht eher zurückhaltend oder leise sind. Menschen aus der Stadt und vom Land werden genauso gehört wie Jüngere und Ältere, Menschen mit viel und mit wenig Geld, mit hoher und mit geringer Bildung, mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund. Denn nur wenn alle gehört werden, lassen sich gesellschaftliche Herausforderungen auch so lösen, dass alle mitgenommen werden. 
 
Durch die Publikumsgespräche erleben alle, dass ihre Sicht der Dinge zählt, dass sich andere für ihre Meinungen interessieren und dass sie etwas ändern können.  Genau so funktioniert Inklusion.
 
Oft geben die Perspektiven und Meinungen der Menschen sogar den Anstoß für ein neues Theaterstück. Die Theatermacher*innen vom Traumschüff merken, welche Themen den Menschen wichtig sind und worüber es sich lohnt zu schreiben. In „Treue Hände“ fragen sie zum Beispiel, wie sich die deutsche Wiedervereinigung auf das Leben der Menschen in Ostdeutschland ausgewirkt hat – ein Thema das noch heute viele Zuschauer*innen bewegt. 

Drei Schauspieler*innen sitzen auf der Bühne an einem gedeckten Tisch

 Im Stück Bibergeil kommen sich ein Landwirt und ein Biber in die Quere.

Das Traumschüff macht Theater für alle 

Dem Theater ist es wichtig, möglichst alle Menschen zu erreichen. Deswegen sind die Vorstellungen kostenlos und nah bei den Menschen, sowohl thematisch als auch örtlich. Die Zuschauer*innen brauchen oft nur wenige Minuten von ihrer Wohnung oder ihrem Haus zur Anlegestelle der schwimmenden Wanderbühne. Außerdem steuert das Traumschüff bewusst die ländlichen Gegenden von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt an. Dort geht es in kleinen Orten vor Anker, wo es keine Theater gibt . Eine Traumschüff-Vorstellung ist deshalb für viele Leute der erste Theaterbesuch. 
 
„Beim Tourauftakt ist ein Zuschauer zu uns gekommen und hat gesagt, er habe selten ein Theater erlebt, bei dem sich so unterschiedliche Menschen treffen“, freut sich Traumschüff-Gründer David Schellenschmidt. „Wir wollen mit unseren Stücken keine Antworten liefern, sondern Perspektiven aufzeigen und den Denkprozess anstoßen. Wir möchten, dass das Publikum sich selbst eine Meinung bilden kann.“ Und das geht eben am besten, wenn viele verschiedene Menschen sich treffen, mit einander reden und unterschiedliche Sichtweisen einbringen können – inklusiv, respektvoll und selbstbestimmt. 
Das Traumschüff liegt  in Dömitz vor Anker. Am Ufer sitzt das Publikum und verfolgt die Theatervorstellung.

Zum Tourauftakt 2021 ging das Traumschüff in Dömitz vor Anker. Hier leben rund 3000 Menschen. 

10 gute Gründe für Inklusion

Grund 4: Barrierefreiheit ermöglichen

Inklusion beinhaltet Barrierefreiheit und Barrierefreiheit ist für alle gut.