Schritt 2 – Analyse: Wo wollen Sie hin?

Haben Sie Ihren Sozialraum genauer untersucht, folgt die Analyse der Daten und Fakten. Dadurch finden Sie heraus, welche Zielgruppe und welche Handlungsfelder beziehungsweise Lebensbereiche Sie in Ihr Projekt einbeziehen wollen. Welche Zielgruppe hat welche Bedürfnisse? Wo besteht am meisten Handlungsbedarf? In welchem Lebensbereich können Sie am meisten erreichen?

Zielgruppen festlegen

Die meisten Menschen, die ein inklusives Projekt an ihrem Ort starten wollen, haben schon bestimmte Zielgruppen vor Augen. Neue Partner*innen bringen oft weitere Zielgruppen mit. Wichtig ist, dass Sie sich einerseits auf wenige Zielgruppen fokussieren. Andererseits sollten Sie sich die Offenheit für neue Zielgruppen und deren Bedürfnisse bewahren. Haben Sie im Hinterkopf, wie Sie sie vielleicht später an Ihrem Projekt beteiligen können.

Lesen Sie unter "Projekte wirkungsvoll planen", wie Sie Zielgruppen definieren und Bedarfe abfragen. Welche Ziele Sie letztlich für die Zielgruppen festlegen, ergibt sich aus der Wirkungslogik.

Lebensbereiche definieren

Die Kommune Inklusiv-Modellkommunen haben sich an den Lebensbereichen orientiert, in denen die Aktion Mensch schwerpunktmäßig Projekte fördert.

Eine Frau und zwei Männer sitzen auf einer Treppe und unterhalten sich.

Arbeit

Wie finden Menschen mit Behinderung oder Migrationserfahrung, ältere Menschen oder Frauen nach Erziehungszeiten besser Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt?

Barrierefreiheit

Können alle Menschen an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen? Gibt es für Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit geistiger Behinderung Informationen in Leichter Sprache? Hat Ihre Kommune genügend barrierefreien Wohnraum?

Mobilität

Sind Busse und Bahnen für alle Menschen zugänglich? Bieten Haltestellen Informationen für blinde oder gehörlose Menschen? Sind die Informationen zu Fahrplänen oder Fahrtkosten für alle Menschen verständlich?

Freizeit

Wie offen sind Vereine für Menschen mit Behinderung, für Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund? Sind Volkshochschulen, Turnhallen, Veranstaltungsräume oder Flächen für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer*innen, Eltern mit Kinderwagen zugänglich?

Wohnen

Gibt es genügend barrierefreie und bezahlbare Wohnungen? Sind Apotheken, Arztpraxen und Supermärkte in der Nähe von Wohngebieten und sind sie für alle zugänglich?

Bildung & Persönlichkeits-
entwicklung

Sind die Bildungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung oder Menschen mit Migrationshintergrund zugänglich? Gibt es genügend Empowerment-Kurse, Weiterbildungen und Schulungen für verschiedene Zielgruppen?

Erfahrungen aus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm

Die Koordinatorin Gracia Schade wollte zu Beginn von Kommune Inklusiv alle Angebote für alle Zielgruppen inklusiv gestalten. Doch schnell zeigte sich, dass diese Herangehensweise zu komplex wurde. Es ist kaum möglich, für viele verschiedene Menschen gleichzeitig eine spürbare Verbesserung in einem gewissen zeitlichen Rahmen zu erreichen. Deshalb entschieden sich die Projektteilnehmer*innen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm zunächst einmal für drei Zielgruppen: Menschen mit Behinderung, Senior*innen und Menschen mit Fluchterfahrung. Mit diesen ersten Zielgruppen können sie nun wichtige Erfahrungen für weitere Zielgruppen sammeln. Denn das große Ziel, Inklusion für alle Menschen zu erreichen, ist fester Bestandteil von Kommune Inklusiv – nur eben in kleinen und erreichbaren Schritten.

Die Erfahrung durch Kommune Inklusiv zeigt, dass auch andere Lebensbereiche sinnvoll sein können. So hat sich zum Beispiel die Verbandsgemeinde Nieder-Olm neben den Lebensbereichen Arbeit, Bildung und Freizeit auch für Gesundheit entschieden. Die Recherche und Analyse ihrer Kommune hatte ergeben, dass die Zielgruppe der Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung Schwierigkeiten hat, in gesundheitliche Angebote wie zum Beispiel Rehasport zu kommen.

Fangen Sie einfach an!

Fangen Sie mit einem Lebensbereich an, der Ihnen leichtfällt, und mit Zielgruppen, die Sie kennen. So erreichen Sie schnell Erfolge. Der Lebensbereich Freizeit eignet sich zum Beispiel gut für den Einstieg. Die Vorteile: Sie können mit der Leidenschaft der Menschen für ihr Hobby rechnen, der Lebensbereich ist wenig durch Gesetze geregelt und die Menschen beschäftigen sich gern mit ihrer Freizeit. Mit einfacheren Lebensbereichen und entsprechend kleinen Zielgruppen gewinnen Sie Erfahrung, Professionalität, Selbstsicherheit, erreichen schneller erste Erfolge und können so immer neue Motivation schöpfen. Die Förderfähigkeit bestimmter Lebensbereiche könnte eine weitere Entscheidungshilfe sein. So gibt es neben der Aktion Mensch als größte Förderorganisation im sozialen Bereich auch den Europäischen Sozialfonds, der insbesondere Inklusion fördert, und viele Stiftungen – lokal und bundesweit.

Lesen Sie dazu mehr unter "Finanzierung und Ressourcen planen".

Eine Gruppe Gehörloser vor dem Rathaus in Erlangen.

Kommune verstehen und überzeugen

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