Das ist die Initiative Kommune Inklusiv

In allen Städten und Gemeinden können alle Menschen ganz selbstverständlich gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen: Das ist das Ziel von Kommune Inklusiv, einem bundesweiten Modellvorhaben der Aktion Mensch. Um das Ziel zu erreichen, haben sich in einem ersten Schritt fünf Kommunen gemeinsam mit der Aktion Mensch auf den Weg gemacht. Sie wollen die Gesellschaft vor Ort inklusiver gestalten.

In einer öffentlichen Ausschreibung hatte die  Aktion Mensch 2016 nach diesen Modellstädten und -gemeinden gesucht. 129 Kommunen hatten sich beworben. Bis Ende Juni 2023 begleitet die Aktion Mensch die Modellkommunen Erlangen, Rostock, Schneverdingen, Schwäbisch Gmünd und Verbandsgemeinde Nieder-Olm. Zusammen planen die Akteur*innen vor Ort Projekte, Maßnahmen und Instrumente für eine inklusive Gesellschaft. Sie setzen die Lösungen gemeinsam um und arbeiten daran, dass sie dauerhaft wirken und die Erfolge sich verstetigen. 

In der Broschüre "Inklusion vor Ort umsetzen" stellen wir Kommune Inklusiv detailliert vor – in Alltagssprache und in Leichter Sprache

Grundlage des Projekts: der weite Inklusionsbegriff

Viele Menschen denken bei Inklusion in erster Linie an Menschen mit Behinderung. Die Aktion Mensch hat für Kommune Inklusiv den weiten Inklusionsbegriff zugrunde gelegt:

„Jeder Mensch soll sich gleichberechtigt und unabhängig von Behinderung, sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung oder sonstiger individueller Merkmale und Fähigkeiten an allen gesellschaftlichen Prozessen beteiligen können.“

Ziel von Kommune Inklusiv ist es, dass sich alle Menschen zugehörig fühlen: Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationserfahrung, jung, alt, arm und reich, Mann, Frau und Kind.

Wissenstransfer

Von den Erkenntnissen aus den Modellkommunen können andere Gemeinden, Städte und Kreise in Deutschland profitieren. Die Erfahrungen aus der Initiative Kommune Inklusiv fließen beispielsweise in das Praxishandbuch Inklusion ein. Das Praxishandbuch gibt es online und als Printausgabe. Die Printausgabe können Sie kostenlos bestellen oder als barrierefreies PDF herunterladen.

Zum Praxishandbuch Inklusion

Die Aktion Mensch organisiert außerdem Veranstaltungen, auf denen Akteur*innen aus den Modellkommunen und aus anderen Kommunen sich austauschen, von ihren Erfahrungen berichten und gute Beispiele aus der Praxis vorstellen.

Herausforderungen im Inklusionsprozess
Inklusion in den Kommunen voranzubringen, ist nicht immer einfach. Die Netzwerkkoordinator*innen der Modellkommunen berichten von ihren Erfahrungen und unterschiedlichen Herausforderungen.

Wissenschaftliche Begleitung

Als Modellvorhaben für eine inklusivere Gesellschaft wird Kommune Inklusiv von Anfang an wissenschaftlich begleitet. Forscher*innen der Universitäten Frankfurt/Main und Marburg untersuchen, ob die Gesellschaft vor Ort durch das Vorhaben tatsächlich inklusiver wird.

Dabei schauen sie sich drei Ebenen genauer an: Wie beurteilen die Teilnehmer*innen die konkreten Maßnahmen vor Ort? Wie verändert sich der Sozialraum – also der Ort, an dem das Vorhaben wirken soll (beispielsweise ein Stadtviertel, eine Gemeinde oder eine Stadt)? Wie verändern sich die Situation und die Gefühle der Menschen in den Modellkommunen?

Zur wissenschaftlichen Begleitung

Wie Inklusion vor Ort gelingen kann: vier Bedingungen

Inklusion passiert nicht einfach so. Sie braucht Rahmenbedingungen. Zusammen mit Mitarbeiter*innen aus den Kommunen, Selbsthilfevereinen und Verbänden hat sich die Aktion Mensch in der Vorbereitung für Kommune Inklusiv Gedanken gemacht, wie Inklusion gelingen kann. Dafür hat sie Umfragen gestartet und Diskussionsrunden veranstaltet. Es haben sich vier Bedingungen herauskristallisiert, die besonders wichtig sind für Vielfalt in der Gesellschaft, Teilhabe aller Menschen und gegenseitigen Respekt. Kommune Inklusiv will diese Bedingungen verwirklichen.

Die vier Bedingungen

Inklusion beginnt im Kopf. Sie gelingt, wenn Alt und Jung, Menschen mit und ohne Behinderung, Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund sich mit ihrer Lebenswelt auseinandersetzen. Sie merken dann, was in der Stadtgesellschaft und in der Gemeinde schon gut läuft. Sie merken auch, was noch nicht funktioniert. Diese Wahrnehmung kann ein Anstoß für große Veränderungen sein. Ziel ist: Die Mehrheit der Bürger*innen weiß, wie wichtig Inklusion ist und dass sie ihnen nützt. Denn jede und jeder ist für eine solidarische Gesellschaft wichtig.
Inklusion vor Ort gelingt nur, wenn die kommunale Verwaltung sie mitträgt. Sie muss sich mit dem Vorhaben identifizieren und davon überzeugt sein, dass mehr Inklusion die Gesellschaft voranbringt. Wenn die Kommunalverwaltung den Inklusionsprozess von oben stützt, motiviert und aktiviert sie damit auch die Menschen vor Ort. Die Verwaltung kann sich auf unterschiedliche Weise beteiligen: mit Personal, Ideen oder Geld. Sie kann auch Räume oder Plätze für Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Wichtig ist auch, dass sich die Verwaltung zu einem weiten Inklusionsbegriff bekennt.

Erfolgreiche Inklusion ist auf starke lokale Akteur*innen angewiesen. Beispielsweise Vertreter*innen von gemeinnützigen Vereinen, Wohlfahrtsverbänden oder Wirtschaftsunternehmen, engagierte Bürger*innen, Menschen aus den Zielgruppen als Expert*innen in eigener Sache. Sie kommunizieren idealerweise auf Augenhöhe miteinander, artikulieren sich deutlich und formulieren ihre Interessen und Ideen mit Mut und Selbstvertrauen. Doch nicht alle Menschen fühlen sich stark genug, um ihre Meinung zu sagen oder ihr Recht zu fordern. Damit Inklusion gelingen kann, müssen mehr Menschen für Partizipation gestärkt, das heißt „empowert“ werden.

Mehr darüber lesen, wie Empowerment gelingt.

Um Inklusion zu erreichen, müssen Vertreter*innen von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und kommunaler Verwaltung in einem professionellen Netzwerk an gemeinsamen Zielen arbeiten. Das heißt: Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft sollten auf Augenhöhe und gleichberechtigt kooperieren, in einem Netzwerk mit klaren Strukturen, festen Gremien und eindeutig verteilten Rollen. Ein wichtiger Bestandteil des Netzwerks ist nach den Erfahrungen der Aktion Mensch eine hauptamtliche Netzwerkkoordination, die den Austausch organisiert. Eine entscheidende Rolle spielt auch die Qualifizierung der Netzwerkpartner*innen. Denn erfolgreiche Arbeit im Netzwerk lässt sich lernen: beispielsweise wie die Partner*innen gut nach innen und nach außen kommunizieren, wie sie echte Partizipation organisieren oder wie sie wirksam Fördermittel beantragen.

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