Inklusion in der Kommune selbstverständlich machen

Verankern Sie Ihr Inklusionsprojekt fest in der Kommune. Machen Sie es zu einem selbstverständlichen Teil des Lebens im Stadtteil, in der Stadt oder Gemeinde. Dafür ist es wichtig, dass Sie Ihr Netzwerk so weit wie möglich über alle Gesellschaftsbereiche spannen und dass die Kommunalverwaltung Teil Ihres Netzwerks ist.

Ein Beispiel dafür kommt aus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm: Dort ist Annette Hambach-Spiegler verantwortlich für die Bürgerdienste. Sie ist auch Netzwerkpartnerin von Kommune Inklusiv. Als Hambach-Spiegler in ihrer Abteilung die Positionen der Seniorenbeauftragten und der Integrationsmanagerin neu besetzte, ergänzte sie deren Aufgabenbeschreibung um die aktive Mitarbeit bei Kommune Inklusiv.

Je mehr Menschen Ihr inklusives Netzwerk und Ihre Projekte kennen und unterstützen, desto eher wird Ihr Inklusionsprojekt weiter bestehen. Denn je mehr Menschen auf diese Weise eine positive Haltung zur Inklusion entwickeln, desto eher tragen Bürger*innen, Aktive aus Ihrem Stadtviertel, Ihrer Kommune, Ihrem Kreis das Vorhaben mit.

Perfekt, wenn gleich das Stadtoberhaupt die Werbetrommel für Inklusion rührt, so wie in der Stadt Schneverdingen. Dort erklärte Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens das Jahr 2020 für ihre Kommune zum „Jahr der Inklusion“. Sie wollte mit dieser Aktion alle Vereine vor Ort dazu anregen, das Thema Inklusion im Vereinsleben immer mitzudenken und den Inklusionsgedanken zu verankern. 

Wie Sie die Kommunalverwaltung als Partnerin gewinnen können, lesen Sie unter „Kommune verstehen und überzeugen“. 
 

Es gibt viele Wege, wie Sie Inklusion in Ihrer Kommune selbstverständlich machen können. Hier ein paar Anregungen aus den bisherigen Erfahrungen unserer Modellkommunen:

  • Behalten Sie das große Ziel im Blick: die inklusive Gesellschaft. Die Haltung der Menschen beeinflussen, Strukturen vor Ort gemeinsam verändern und konkrete Aktionen umsetzen: Wenn Sie es schaffen, diese drei wichtigen Aspekte gleichzeitig anzugehen, kann Ihr Inklusionsprojekt im Hinblick auf dieses Ziel erfolgreich sein.
  • Machen Sie Ihr Netzwerk fit für die Zeit nach der Förderung: Festigen Sie die Netzwerkstrukturen, indem Sie Mitarbeiter*innen, Partner*innen und ehrenamtlich aktive Bürger*innen sinnvoll einbinden und Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilen. Lesen Sie dazu mehr unter "Neue Partner*innen an Bord holen". Arbeiten die Steuerungsgruppe und die Arbeitsgruppen selbstständig? Weiß jede und jeder, was sie oder er zu tun hat? Dann können Projekte weiterlaufen – gegebenenfalls auch ohne die Unterstützung durch eine hauptamtliche Netzwerkkoordination.
  • Beteiligen Sie alle Bürger*innen: Beziehen Sie die Menschen in Planung und Umsetzung Ihres Projekts ein. Welche Aspekte dafür wichtig sind, lesen Sie im Kapitel „Aktiv für mehr Partizipation“. Planen Sie gemeinsam mit engagierten Bürger*innen und Menschen aus Ihren Zielgruppen konkrete Maßnahmen, Aktionen oder Veranstaltungen. Motivieren Sie sie, die Aktionen mit umzusetzen. Ehrenamtliches Engagement kann Ihr Projekt nachhaltig erfolgreich machen: Zum Beispiel dann, wenn die Engagierten bereit sind, Teile des Projekts über den Förderzeitraum hinaus fortzuführen. Die Modellkommune Schneverdingen hat beispielsweise gleich zu Beginn des Projekts nach Ideen gesucht, um das freiwillige Engagement in der Kommune zu festigen und zu verbessern. Schneverdingen hat dann eine Freiwilligenbörse geschaffen.
  • Pflegen Sie Ihre Kontakte zu Kommunal- und Stadtteilverwaltungen, zu Kommunalpolitiker*innen, in die Vereine und Organisationen, zu den Bürger*innen. Nehmen Sie sie mit auf Ihrem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft: Wichtig ist, dass sich die Haltung der Menschen zur Inklusion so verändert, dass sie sie als selbstverständlich ansehen. Und dass Entscheider*innen und Bürger*innen dann gemeinsam mit Ihnen daran arbeiten, die Gesellschaft inklusiver zu gestalten. So macht im besten Fall die Kommunalverwaltung Ihr Ziel einer inklusiven Gesellschaft zu ihrem eigenen Ziel und arbeitet konsequent darauf hin: indem sie Ihre Projekte fördert, eigene Inklusionsprojekte ins Leben ruft und Inklusion in allen Bereichen mitdenkt.
  • Denken Sie auch an Öffentlichkeitsarbeit! Ein schön gestalteter, informativer Newsletter, auf den sich die Abonnent*innen freuen, eine gut gepflegte Social-Media-Präsenz, auf der Bürger*innen mit diskutieren können, ein guter Kontakt zu Journalist*innen vor Ort - das alles trägt zur Bekanntheit und Beliebtheit Ihres Inklusionsprojekts bei. Außerdem steigert es die Aufmerksamkeit für das Thema Inklusion und das Bewusstsein für Inklusion generell. Lesen Sie dazu mehr auf der Seite "Presse- und Öffentlichkeitsarbeit organisieren".
ein rollstuhlfahrer und ein junger mann sitzend auf einem brunnenmauer in einer fußgängerzone

Überlegen Sie, ob ein Verein eine passende Form wäre

Möglicherweise ist es sinnvoll, dass Sie für Ihr Projekt eine eigene Rechtsform gründen, beispielsweise einen Verein. Ein Verein hat gegenüber einem Netzwerk folgende Vorteile:

  • Er kann Mitarbeiter*innen einstellen.
  • Er kann Spenden einwerben.
  • Er kann sich durch Mitgliedsbeiträge finanzieren.
  • Er kann Gemeinnützigkeit beantragen, Eigentum erwerben und Vermögen bilden.
  • Die Strukturen sind fester und verbindlicher, alle Mitglieder haben automatisch die gleichen Rechte und Pflichten.
Eine Collage der Porträtfotos von Meike Moog-Steffens und Rolf Weinreich.

Nachgefragt bei

Meike Moog-Steffens,  Bürgermeisterin der Modellkommune Schneverdingen und Rolf Weinreich, Mitglied in der Kommune Inklusiv-Steuerungsgruppe und in der Arbeitsgruppe Freizeit.

Erfahrungen aus Schneverdingen

In allen fünf Modellkommunen engagieren sich Menschen ehrenamtlich für mehr Inklusion. Schneverdingen zeichnet sich durch ein besonders starkes Ehrenamt aus. Neben der hauptamtlichen Projektleitung bringen sich dort nahezu ausschließlich Ehrenamtliche ins Projekt ein.

Ziel von Kommune Inklusiv Schneverdingen ist es, das Ehrenamt zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Die Idee: Der Ausbau und die Stärkung des freiwilligen Engagements soll über eine zentrale Stelle gefördert werden. So soll eine nachhaltige Struktur für das Ehrenamt entstehen. In der Planungsphase starteten die Projektkoordinator*innen zunächst eine Befragung: Was brauchen die Ehrenamtlichen aus den verschiedenen Vereinen, Initiativen und Organisationen? Was fehlt? Was läuft gut? Wo gibt es Unsicherheiten?

Die Umfrageergebnisse zeigten: Es gibt noch einiges zu verbessern. Viele Vereine und Organisationen hatten zum Beispiel Nachwuchssorgen und wünschten sich mehr ehrenamtliche Mitglieder. Andere Menschen hätten gern eine Art Qualifizierung oder theoretische Einführung, damit sie ihr Ehrenamt verantwortungsvoll ausüben können. Auch bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder der Organisation von Veranstaltungen wünschten sich die Ehrenamtlichen Unterstützung.

Das Schneverdinger Projektteam von Kommune Inklusiv arbeitet nun mit vielen Partner*innen daran, die Wünsche in die Tat umzusetzen – in Form einer Freiwilligenbörse. Sie hilft bei der Suche und der passgenauen Vermittlung von Ehrenamtlichen. Zudem bietet sie Qualifizierung, Unterstützung und Information für freiwilliges Engagement. Die Bürgermeisterin und der Stadtrat unterstützen die Idee und das Mehrgenerationenhaus in Schneverdingen hat sich als Projektträger angeboten. So steht die Freiwilligenbörse auf einem starken Fundament aus Träger, Politik und Zivilgesellschaft. Es hat dadurch gute Chancen, auch nach dem Ende des Modellprojekts Kommune Inklusiv bestehen zu bleiben.

Ehrenamtliches Engagement fördern und weiterentwickeln

Ulrike Schloo, Netzwerkkoordinatorin in Schneverdingen, berichtet im Video, wie das Projektteam in Schneverdingen das ehrenamtliche Engagement fördern und weiterentwickeln will.
Zwei Frauen laufen auf die Kamera zu, eine Frau hat einen Blindenführhund dabei

3. Phase: Verstetigung

Die fünf Modellkommunen Rostock, Nieder-Olm, Erlangen, Schwäbisch Gmünd und Schneverdingen sind noch nicht in der Verstetigungsphase. Deshalb stellen wir zunächst andere Projekte und gute Beispiele vor. Lesen Sie mehr in der 3. Phase: Verstetigung.