Leitfragen für Ihren Boxenstopp

Bei Kommune Inklusiv legen die Modellkommunen einmal im Jahr sogenannte Boxenstopps ein, die ein oder zwei Tage dauern. Unterstützt durch eine professionelle externe Moderation, blicken die Netzwerkpartner*innen vor Ort kritisch auf ihr Projekt. Mit Hilfe von Leitfragen überprüfen sie unter anderem, welche Ziele sie bisher erreicht haben, ob ausreichend Menschen im Netzwerk sind, um Maßnahmen umsetzen, und ob die Gremien wissen, was sie zu tun haben. Es ist ein guter Termin, um herauszufinden, ob es im Projekt hakt oder größere Störungen gibt.

Sie können auch Sitzungen im engeren Projektteam oder Treffen der Netzwerkgremien, beispielsweise der Steuerungsgruppe, dazu nutzen, gemeinsam einen Blick auf Ihre Netzwerkarbeit zu werfen.

Dafür können Sie beispielsweise die Methode des Partizipativen Netzwerk-Mappings anwenden: "Infoblatt Partizipatives Netzwerk-Mapping (PDF) "

Partizipative Gruppen-Umfragen mit Apps

Um die Rückmeldung und die Meinung von Menschen einzuholen, die sich in Gruppen selten zu Wort melden, bieten sich Präsentations- und Umfrage-Programme wie Mentimeter an. Kommune Inklusiv nutzt die App bei Boxenstopps in den Modellkommunen. Die Erfahrung zeigt: Es kommen ehrlichere Antworten dabei heraus.

Die Moderation kann mit Mentimeter Umfragen erstellen, die Teilnehmer*innen können anonym über ihr Mobiltelefon oder ein Tablet antworten. Die Moderation kann auch nach der Stimmung der Teilnehmer*innen fragen. Die Antworten lassen sich in Echtzeit auf Bildschirm oder Leinwand präsentieren, als Text oder mit Grafiken. So kann die Moderation die Ergebnisse direkt aufgreifen, nachfragen oder eine Diskussion anregen.
Mentimeter ist noch nicht komplett barrierefrei, die Entwickler*innen arbeiten daran. Mit dem Screenreader funktioniert Mentimeter mittlerweile.

Es gibt eine kostenlose Version der App, die Funktionen sind allerdings sehr eingeschränkt. Die günstigste Bezahlversion kostet etwa 11 Euro im Monat.

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch und besprechen ein Dokument. Eine der Frauen sieht in die Kamera.

Schauen Sie unter anderem auf folgende Aspekte:

  • Was haben Sie gemeinsam geschafft?
  • Was haben Sie noch nicht erreicht?
  • Was ist bisher nicht gut gelaufen?
  • Was waren die konkreten Probleme?
  • Wo müssen Sie möglicherweise nachbessern?
  • Wie bewerten Sie Ihr strategisches Handeln? Sind Sie noch auf dem richtigen Weg?
  • Ist Ihnen weiterhin klar, was die Ziele Ihres inklusiven Netzwerks sind?
  • Sind diese Ziele noch aktuell?
  • Hat sich in der Gemeinde, der Stadt oder im Stadtviertel etwas verändert, auf das Sie reagieren und Ihre Ziele entsprechend anpassen sollten?
  • Gibt es Themen, die für Sie entscheidend sind, die Sie aber mit Ihrer Netzwerkarbeit nicht direkt beeinflussen können (beispielsweise Bus- und Bahnangebot)? Wie könnte sich Ihr Netzwerk in diesen Bereichen trotzdem engagieren und Verbesserungen bewirken?
  • Haben Sie die richtigen Aktionen und Angebote geplant, um Ihre Ziele zu erreichen? Haben Ihre Zielgruppen die Maßnahmen angenommen?
  • Was sind die nächsten Schritte, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?
  • Reichen die Ressourcen, um weiterzumachen: Geld, Personal, Räume?
  • Sitzen die richtigen Partner*innen am Tisch?
  • Brauchen Sie zusätzliche Partner*innen? Beispielsweise, um eine Ihrer Zielgruppen besser zu erreichen? Oder um ein spezielles Thema zu besetzen? Oder um Ihr Themenspektrum zu erweitern?
  • Welche Partner*innen brauchen Sie dafür?
  • Wie können Sie sie erreichen?
  • Wie gut ist es Ihnen bisher gelungen, dass die Zielgruppen und alle Bürger*innen bei Ihrer Netzwerkarbeit mitbestimmen?
  • In welchen Bereichen klappt Partizipation gut?
  • In welchen Bereichen könnten Ihre Zielgruppen beziehungsweise alle Bürger*innen stärker mitbestimmen?
  • Wie sehen die Strukturen Ihres inklusiven Netzwerks aus: Arbeiten die Gremien nach dem ersten Jahr so, wie Sie es sich erhofft haben? Wie stabil ist das Netzwerk?
  • Weiß jedes Gremium und jedes Mitglied im Gremium, was seine Funktion im Netzwerk ist?
  • Trifft sich die Steuerungsgruppe regelmäßig und kommt zu Entscheidungen, die die Netzwerkarbeit voranbringen? Gibt es aktive Arbeitsgruppen? Arbeitet die Netzwerkkoordination gut mit der Steuerungsgruppe und den Arbeitsgruppen zusammen? 
  • Ist allen Netzwerkpartner*innen klar, wer was entscheiden darf (Stichwort: starke Mandate)? Ist geklärt, wer wann in wessen Namen worüber sprechen darf?
  • Weiß jede*r Netzwerk-Partner*in, welche Aufgaben er oder sie hat? 
  • Was sind aktuell die größten Baustellen im Netzwerk?

Nutzen Sie die Instrumente der Wirkungslogik

Wenn Sie Ihr Projekt nach dem Prinzip der Wirkungslogik geplant haben, wird Ihnen die Überprüfung Ihrer bisherigen Arbeit vermutlich schnell und gut gelingen. Wenn Sie bislang nicht mit den Werkzeugen der Wirkungslogik gearbeitet haben: Nutzen Sie sie jetzt für den Blick auf Ihre Netzwerkarbeit.

Mut zur Neuausrichtung

Möglicherweise müssen Sie nach Ihrem Boxenstopp die Ressourcen in Ihrem inklusiven Netzwerk noch einmal abfragen, Aufgaben neu verteilen, Gremien anders besetzen oder zumindest mit den Menschen in den Gremien zu neuen Vereinbarungen kommen. Infos dazu finden Sie unter „Dem Netzwerk eine Struktur geben“.

Vielleicht kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Sie zusätzliche Partner*innen in Ihrem inklusiven Netzwerk brauchen. Wie Sie sie vor Ort finden und ansprechen, beschreiben wir unter „Ein inklusives Netzwerk aufbauen“. Wie Sie sie gut und schnell in Ihr bestehendes Netzwerk einbinden, lesen Sie unter „Neue Partner*innen an Bord holen“.

Sie können auch nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten für Ihr Netzwerk oder einzelne Projekte suchen. Mehr darüber erfahren Sie unter "Finanzierung und Ressourcen planen".

Aus den Erfahrungen der Modellkommunen wissen wir: Neuorientierung hat nichts mit Scheitern zu tun. Manchmal hilft es, Aufgaben neu zu verteilen. Das kann die Netzwerkarbeit beleben, frische Impulse geben und die Menschen neu motivieren.

Erfahrungen aus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm

Zusätzlich zu den Boxenstopps treffen sich die Netzwerkpartner*innen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm am Jahresende, um gemeinsam zu reflektieren: „Was war gut?“, „Was können wir besser machen?“ „Welche Anregungen gibt es?“ „Was kann die Koordination besser machen?“ Dabei kommt das Netzwerk stets zu guten Ergebnissen.

Erfahrungen aus Rostock

Kommune Inklusiv Rostock stand viele Monate vor der Herausforderung, die Steuerungsgruppe neu aufzustellenBei einem Boxenstopp war herausgekommen: Die Netzwerkpartner*innen in der Steuerungsgruppe waren sich nicht klar darüber, was ihre Aufgaben sind und wer welche Rolle hat. An der Neuaufstellung arbeitete das Team in mehreren Boxenstopps, unterstützt von einem professionellen Moderator.

Im November 2021 einigten sich die Netzwerk-Koordinator*innen Anja Schulz und Erik Ortlieb und die Netzwerkpartner*innen. Folgendes setzt Kommune Inklusiv Rostock jetzt um beziehungsweise hat es bereits umgesetzt: 


  • Die Steuerungsgruppe versteht sich jetzt als Kompetenzteam. Mit ihrem Expertenwissen stehen die Mitglieder den Koordinator*innen zur Seite und beraten sie.
  • Die Netzwerk-Koordinator*innen und das Kompetenzteam legten noch einmal klar fest, wer für was bei Kommune Inklusiv Rostock zuständig ist.
  • Kompetenzteam und Netzwerk-Koordination haben sich einen Fahrplan gegeben, nach dem sie die Treffen des Teams strukturieren.
  • Die Netzwerk-Koordinator*innen werden neue Aktionen und Maßnahmen gemeinsam mit den Mitgliedern des Kompetenzteams stets darauf überprüfen, welche Wirkung die Maßnahmen erzielen und wie sie dauerhaft erfolgreich sein können.
  • Gemeinsam entwickeln Kompetenzteam und Koordination eine Strategie, wie es bei Kommune Inklusiv Rostock bis zum Projektende im Juni 2023 weitergeht. Dann überlegen sie, welche neuen Partner*innen sie dafür noch im Netzwerk brauchen.

Um den Kontakt auch zwischen den Teamtreffen zu halten, hat Kommune Inklusiv Rostock sogenannte Beziehungs-Anrufe („Care Calls“) eingeführt. „Wir rufen unsere Netzwerkpartnerinnen und -partner aus dem Kompetenzteam einfach mal an und fragen, wie es geht und mit welchen Dingen sie sich gerade beschäftigen“, erzählt Koordinator Erik Ortlieb. „Es ist uns wichtig, in einem offenen Austausch zu bleiben.“


Beim Boxenstopp Anfang März 2022 arbeiteten die Netzwerkkoordinator*innen und das Kompetenzteam an ihrer Strategie, Kommune Inklusiv Rostock nachhaltig erfolgreich aufzustellen. Auch hier unterstützte sie ein professioneller Moderator. „Wir werden drei Wege verfolgen, die sich ergänzen“, sagt Koordinatorin Anja Schulz. Erstens arbeitet das Team daran, dass Netzwerkpartner*innen verschiedene Kommune Inklusiv-Projekte nach Juni 2023 eigenständig weiterführen. Zweitens wollen die Koordinator*innen in den nächsten Wochen und Monaten mehr Kontakte zu Politiker*innen in Rostock aufbauen. Drittens wollen sie den Kontakt zur Verwaltung stärken.

 

Übrigens

Die Kosten für eine Prozessbegleitung und für eine externe Moderation können von der Aktion Mensch innerhalb eines Projekts gefördert werden.

Die Aktion Mensch bietet außerdem regelmäßig Fortbildungen zum Thema Moderation an.

Junge Menschen sitzen am Rostocker Hafen

Rechtzeitig an morgen denken

Denken Sie  darüber nach, wie es mit Ihrem inklusiven Projekt nach der ersten Förderung weitergeht.