Wissenschaftliche Begleitung

Inklusion heißt, dass alle Menschen selbstbestimmt leben und an der Gesellschaft teilhaben können. Egal welche individuellen Bedürfnisse sie haben. Ob das in den Modellkommunen gelingt, wollen Wissenschaftler*innen von den Universitäten Frankfurt und Marburg herausfinden. Sie untersuchen das Projekt während seiner fünfjährigen Dauer, messen also die Wirkung von Kommune Inklusiv.

Das passiert auf drei Ebenen.

Prof. Dr. Hendrik Trescher  ist für die Ebenen 1 und 2 verantwortlich. Bei seiner Arbeit wird er von Michael Börner (M.A.)  und Peter Nothbaum (M.A.) unterstützt. 

Prof. Dr. Dieter Katzenbach  beforscht gemeinsam mit Sophie Marie Ebe (Staatsexamen) und Moritz Fehl (Staatsexamen) Ebene 3. Ehemalige Mitarbeiter*innen sind Theresa Hauck (M.A.) und David Cyril Knöß (M.A.).

Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung

Die Untersuchungsebenen

Hier messen die Wissenschaftler*innen mit einem Fragebogen, wie die Teilnehmer*innen die Maßnahmen wahrnehmen, die vor Ort für mehr Inklusion durchgeführt werden. Solche Maßnahmen können zum Beispiel ein inklusives Jugendcamp oder ein Yoga-Kurs für Menschen mit und ohne Behinderung sein. Die wissenschaftliche Begleitung sucht so vor allem Antworten auf folgende Fragen:

  • Wie nehmen die Menschen die Maßnahmen wahr, an denen sie Maßnahmen teilnehmen?
  • Welchen Nutzen hat eine konkrete Maßnahme für die Teilnehmer*innen?
  • Wo sehen die Teilnehmer*innen Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Maßnahme?
  • Wo sehen die Teilnehmer*innen Weiterentwicklungsmöglichkeiten für den Sozialraum insgesamt?

Auf dieser Ebene beschäftigen sich die Wissenschaftler*innen detailliert mit den Modellkommunen. Sie untersuchen, welche Besonderheiten und Bedarfe die Kommunen hinsichtlich Inklusion haben, wie der Vernetzungsprozess und die Umsetzung vor Ort wirken und inwieweit sich die Teilhabemöglichkeiten der Menschen verändern – ob die Kommunen also inklusiver werden oder nicht. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt:

  • Wie wirken die einzelnen Maßnahmen in der jeweiligen Modellkommune?
  • Wie wirkt die Initiative Kommune Inklusiv als Ganzes in der Modellkommune? 
  • Wie verändert sich die Modellkommune über längere Zeit durch die Bereitstellung inklusiver Angebote?

Um das herauszufinden, führen die Forscher*innen drei Untersuchungen durch:

  • einen Sozialraum-Survey,
  • ein Sozialraum-Monitoring
  • und eine Handlungsfeld-Untersuchung.

Der Sozialraum-Survey ist eine persönliche Befragung der Bürger*innen in den Modellkommunen. Die Forscher*innen sammeln vor Ort Informationen zu den Themen Behinderung, Flucht und Demenz. Beim Sozialraum-Monitoring beobachten sie öffentliche Einrichtungen und Veranstaltungen direkt vor Ort. Dabei überprüfen die Wissenschaftler*innen mit einer Internet-Recherche und einer anschließenden schriftlichen Kurz-Befragung, ob Informationen über Barrierefreiheit verfügbar sind. Wenn ja: Inwiefern setzen die Einrichtungen Barrierefreiheit um? Bei der Handlungsfeld-Untersuchung evaluieren die Forscher*innen mit verschiedenen Methoden, wie die Themen Inklusion und Barrierefreiheit vor Ort in unterschiedlichen Lebensbereichen berücksichtigt sind.

Auf Ebene 3 beschäftigt sich die wissenschaftliche Begleitung mit der Perspektive der Menschen vor Ort, die von unterschiedlichen Formen der Ausgrenzung bedroht oder betroffen sind: Wie fühlen sich diese Menschen in das Leben in der Kommune einbezogen? Hier wollen die Wissenschaftler*innen auf der Einzelfallebene von den Personen selbst Genaueres über ihre Lebenslage und mögliche Diskriminierungen erfahren. Dazu befragen sie beispielsweise Senior*innen, Menschen mit Fluchterfahrung und Menschen mit Behinderungen. Mithilfe qualitativer Interviews dokumentiert die wissenschaftliche Begleitung ihre Erfahrungen im Verlauf des Projekts.

Es sind vor allem folgende Fragen von Interesse:

  • Wie geht es den Menschen vor Ort, die von Ausgrenzung bedroht oder betroffen sind?
  • Wie wirken sich die durch Kommune Inklusiv angestoßenen Veränderungen auf diese Menschen aus?
  • Welche Schlüsse lassen sich aus diesen Erfahrungen für die Umsetzung von Inklusion ziehen?

Im Sommer 2020 startete ein zusätzliches Teilprojekt auf Ebene 3. Es untersucht die Lebenslage von Menschen mit komplexen Unterstützungsbedarf. Außerdem untersucht es ihre Sicht darauf, ob sie am Leben vor Ort im Sozialraum teilhaben können. Komplexer Unterstützungsbedarf bedeutet: Die Menschen haben Beeinträchtigungen in vielen Bereichen, beispielsweise in ihren emotionalen, körperlichen, sozialen, kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten.

Die Perspektive von Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf findet bislang wenig Beachtung. Für Praxis und Forschung stellen ihre Bedürfnisse oft eine Herausforderung dar. Um sich der Sichtweise der Menschen anzunähern, führen die Wissenschaftler*innen teilnehmende Beobachtungen und Interviews bei verschiedenen Kooperationspartner*innen durch.

Die Fragestellungen sind:

  • Wie stellt sich die Lebenssituation von Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf hinsichtlich der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft dar?
  • Welche Bedeutung hat der institutionelle Rahmen bei der Gestaltung sozialraumorientierter Arbeit und Angebote für den persönlichen Lebenszusammenhang?

Kooperationspartner*innen im Teilprojekt „Menschen mit komplexen Unterstützungsbedarf“ sind der Anbieter Komm Ambulante Dienste , der Verein BeWo Darmstadt und die Stiftung Haus Lindenhof .  

Veröffentlichungen im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung

Die Forscher*innen der Universitäten Frankfurt und Marburg haben bis jetzt folgende Untersuchungsergebnisse publiziert. Im Internet abrufbare Artikel sind verlinkt.

  • Trescher, Hendrik (i.E.):

Barriere. In: Kessl, Fabian / Reutlinger, Christian (Hrsg.): Sozialraum – eine elementare Einführung. Wiesbaden: Springer VS, im Erscheinen.

Zum Internetauftritt der Publikation bei „Springer VS“

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa / Börner, Michael (i.E.):


„Kommune Inklusiv“? – Potenziale und Herausforderungen inklusiver Sozialraumentwicklung.
 In: Wansing, Gudrun; Schäfers, Markus; Köbsell, Swantje (Hrsg.): Teilhabeforschung – Einführung in ein neues Forschungsfeld. Methodologien, Methoden und Projekte der Teilhabeforschung. Wiesbaden: Springer VS, im Erscheinen

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa (2021):

Sozialraum und Inklusion - Ethnographische Sozialraumbegehungen zur raumbezogenen Rekonstruktion von Teilhabe und Ausschluss . In: sozialraum.de (13), Ausgabe 2/2021

  • Trescher, Hendrik (2021):

Ambivalenzen Leichter Sprache . In: Zeitschrift für Inklusion 15 (1).

  • Trescher, Hendrik / Börner, Michael (2021):

Perspektiven inklusiver Sozialraumentwicklung - Empirische Befunde zu Inklusionspotentialen des Lebensbereichs Freizeit Erlebnis. In: Renate Freericks, Dieter Brinkmann (Hrsg.): Erlebnis – Gemeinschaft – Transformation. Berufsfeld Freizeit und Tourismus im Umbruch. Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit e.V. - Bremen 2021, S. 151-170.

Zum Sammelband „Erlebnis – Gemeinschaft – Transformation. Berufsfeld Freizeit und Tourismus im Umbruch“, Open Access

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa (2020):

Inklusion im kommunalen Raum . Sozialraumentwicklung im Kontext von Behinderung, Flucht und Demenz. Bielefeld: transcript Verlag, 372 Seiten

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa (2020):

Behindernde Räume . In: Gemeinsam leben 28 (2), S. 105-113

  • Trescher, Hendrik / Lamby, Anna / Börner, Michael (2020):

Einstellungen zu Inklusion im Kontext „geistiger Behinderung“ . Lebensbereiche Freizeit, Arbeit und Wohnen im Vergleich. In: Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik (ISSN: 1420-1607), Jahrgang 26, 2020, Heftnummer 2, S. 13-19

  • Trescher, Hendrik / Börner, Michael (2019):

Empowerment und Inklusion. Zur (Un)vereinbarkeit zweier Paradigmen am Beispiel einer Empowermentschulung . In: Behindertenpädagogik, 58. Jahrgang, 2019, Heft 2, S 137-156.

Zur Ausgabe der Zeitschrift "Behindertenpädagogik"

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa (2019):

Inklusion im relationalen Raum. Ethnographische Sozialraumbegehungen zwischen Teilhabe und Ausschluss . In: Ricken, Gabi / Degenhardt, Sven (Hrsg.): Vernetzung, Kooperation, Sozialer Raum – Inklusion als Querschnittaufgabe. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 227-231

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa (2018):

„Kommune Inklusiv“ – Sozialräume beforschen und begleiten. In: Teilhabe 57 (4), S. 156-162

Zur Ausgabe der Zeitschrift mit der Veröffentlichung ",Kommune Inklusiv' – Sozialräume beforschen und begleiten", Open Access

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa (2017):

Raum und Inklusion. Zu einem relationalen Verhältnis . In: Zeitschrift für Inklusion, online

  • Trescher, Hendrik / Hauck, Teresa / Börner, Michael (2017):

Auf dem Weg zu Inklusion? – ‚Busfahren’ als Praxis ethnografischer Inklusionsforschung . In: Vierteljahrsschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 86, S. 250-252.


Titelblatt der Broschüre "Die wissentschaftliche Begleitung der Initiative Kommune Inklusiv". Menschen sitzen an einem Tisch und unterhalten sich.

Broschüre zur wissenschaftlichen Begleitung

Mehr darüber, wie die Wissenschaftler*innen arbeiten und welche Zwischenergebnisse es gibt, lesen Sie in unseren Broschüren "Die wissenschaftliche Begleitung der Initiative ,Kommune Inklusiv'" und "Begegnung und Barrierefreiheit".