Begehungs-Team für mehr Barrierefreiheit

Drei Frauen mit unterschiedlichen Mobilitätseinschränkungen  unterhalten sich  auf einem Platz.

Schneverdingen, August 2021

Kleine Dinge für mehr Barrierefreiheit lassen sich leicht umsetzen. Kommune Inklusiv Schneverdingen zeigt im Projekt „Schneverdingen barrierefrei erleben“, wie das geht. Ziele des Projekts: eine neue Broschüre über barrierefreie Angebote vor Ort erstellen. Und Unternehmer*innen aufzeigen, dass Barrierefreiheit günstig und unkompliziert sein kann.

„Barrierefrei“ bedeutet für viele Leute „rollstuhlgeeignet“. Barrierefreiheit hat aber mehr Seiten: Unterscheiden lassen sich räumliche Barrierefreiheit, kommunikative Barrierefreiheit und digitale Barrierefreiheit.

Bereits 2008 hat Schneverdingen die Broschüre „Schneverdingen barrierefrei erleben“ herausgegeben. Sie informiert über barrierefreie Angebote vor Ort, ist allerdings nicht mehr aktuell. Außerdem geht sie ausschließlich auf (abgebaute) Barrieren für Menschen mit Gehbehinderung ein.

Begehungs-Team ist offen für alle, die mitmachen wollen

Zwei Menschen aus der Selbsthilfegruppe für Menschen mit MS brachten bei Kommune Inklusiv die Idee ein, die Broschüre zu erneuern. Und zwar mit einem besonderen Konzept: Menschen aus den Zielgruppen sollten sich zusammentun, Kontakt zu Betrieben in Schneverdingen aufnehmen, deren Angebote vor Ort ausprobieren und danach mit den Verantwortlichen über die Ergebnisse sprechen.

Welche Seiten von Barrierefreiheit werden berücksichtigt? Was ist schon barrierefrei, was nicht? Wo ließe sich noch eine Barriere abbauen? Mit diesen Fragen im Hinterkopf gründete sich das Schneverdinger Begehungs-Team. Zurzeit machen sechs Menschen mit. Das Team ist offen für alle, die Lust haben, sich zu engagieren.

Einfache Schritte zu mehr Barrierefreiheit

Die Erfahrungen und Informationen, die das Team bei den Betrieben sammelt, sollen in die neue Broschüre einfließen. Gleichzeitig will das Team den Unternehmer*innen vor Ort die Befürchtung nehmen, dass Barrierefreiheit aufwändig und teuer sei.

Vielleicht reicht es schon, in einem Restaurant die Speisekarte in größerer Schrift zu drucken. Im Buchladen könnten Blattlupen oder Blätterhilfen für Menschen bereitliegen, die nicht so gut sehen oder die Seiten eines Buches nicht so gut greifen können. In der Bank lässt sich ein Knopf, dessen Funktionsweise niemand kennt, mit einem Erklär-Schild versehen.

Der Weg zur Broschüre ist das Ziel

Die neue Broschüre wird im Mai 2022 fertig und natürlich so barrierearm wie möglich sein. Aus diesem Grund schreiben die Inklusionsmacher*innen aus dem Begehungs-Team sie in Einfacher Sprache.

Das Projekt sei allerdings viel mehr als die Broschüre, die am Ende herauskomme, betont Jessica Bleifuß, eine der zwei Koordinatorinnen von Kommune Inklusiv in Schneverdingen: „Natürlich ist es nötig, die Broschüre zu aktualisieren. Es geht uns von Kommune Inklusiv und dem Begehungs-Team aber vor allem um den Weg dorthin. Um den Austausch. Der ist ein Gewinn für die Unternehmen. Gleichzeitig bekommt das Begehungs-Team Wertschätzung. Und es erfährt auch Neues.“ 

So äußerte bei der Sparkassen-Begehung eine Frau aus dem Team, dass sie ihr Geld nicht mitten im Flur zählen wollte. Der Filialleiter zeigte ihr daraufhin eine Nische, in der das unbeobachtet möglich ist. Langfristig wünschen sich die Inklusionsmacher*innen aus dem Begehungs-Team, dass sich die besuchten Betriebe an sie erinnern und sich bei künftigen Fragen an sie wenden. Und sie hoffen, mit ihrem Besuch ein Umdenken hin zu mehr Barrierefreiheit anzuregen.

Einen ersten Erfolg hatte das Begehungs-Team bei einer Bäckerei: Kurz nachdem es vor Ort war, installierte die Bäckerei eine Rampe für das hauseigene Café. Seitdem können es auch Menschen im Rollstuhl besuchen.

Finanziell unterstützt durch #1BarriereWeniger

Finanziert wird das Projekt vom Verein Heideblüte e.V. und der Schneverdingen Touristik. Außerdem unterstützt die Aktion Mensch das partizipative Konzept der Broschüre „Schneverdingen barrierefrei erleben“ mit einer von Kommune Inklusiv unabhängigen Förderung aus dem Programm #1BarriereWeniger

Wenn Sie Ihre Stadt oder Gemeinde auch barrierefreier machen wollen, informieren Sie sich über das neue Förderprogramm! Von Barrierefreiheit profitieren nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern alle Menschen vor Ort. 

Hier geht es zum Förderprogramm #1BarriereWeniger der Aktion Mensch

Eine Frau und ein Mann sitzen vor einem Laden und machen Pause. Im Vordergrund sieht man ein Spezialfahrrad.

Elaine Beyer vom Begehungsteam (links) berät Florian Bartel, Inhaber des Unverpacktladens „Tante Minchen“.

Modellkommune Schneverdingen

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