Die Psychologin: Sarah Schenk

Erlangen, Juli 2022

„Der Bereich Soziale Arbeit hat mich als gelernte Psychologin immer mehr gereizt als das Klinisch-Therapeutische. Mein Wunsch war es, dort anzusetzen, wo psychische Probleme vielleicht noch verhindert werden können. Deshalb habe ich nach dem Studium im Bereich der beruflichen Rehabilitation für Menschen mit Behinderung gearbeitet. Hier habe ich erlebt, dass Inklusion im Kontext Arbeit gelingen kann, wenn gute Aufklärung geleistet wird. Aber ich habe auch erlebt, dass nach Ende unserer Betreuung – und damit nach Ende der Aufklärungsarbeit bei den Firmen – das Kartenhaus oft zusammenfällt. Viele unserer Klient*innen verloren ihren Job wieder, weil Strukturen nicht nachhaltig verändert werden konnten. Das hat in mir den Wunsch verstärkt, mehr in die strukturelle Arbeit zu gehen. Etwas zu tun, was das Problem an der Wurzel packt und die Gesellschaft für Teilhabe-Barrieren sensibilisiert.

An Kommune Inklusiv Erlangen fand ich einerseits die Zielgruppen spannend. Die Zielgruppen sind in Einsamkeit lebende oder von Einsamkeit bedrohte Menschen und Menschen mit Hörbehinderung. Ich spreche selbst Gebärdensprache. Und während meines Studiums habe ich mich intensiv mit der Wirkung von Einsamkeit auf die Psyche beschäftigt. Andererseits wollte ich ganzheitlich arbeiten, ich wollte die Möglichkeit haben, großflächig etwas zu tun und zu verändern. Diese Möglichkeit sehe ich bei Kommune Inklusiv.

Das Thema Inklusion begleitet mich schon seit vielen Jahren. Ich habe mein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Pflegeheim für Menschen mit Demenz absolviert. Während des Studiums habe ich bei meinen Praktika immer wieder zu tun gehabt mit teilhabeeingeschränkten Menschen. Oft sind es die Menschen in meinem Umfeld, die mich bewegen und inspirieren. Wie sie ihren Alltag meistern, aber auch mit schwierigen Lebensphasen umgehen. Ich kenne einen Mann aus der Türkei, der mit neun Jahren gehörlos wurde und dennoch seinen Schulabschluss und sein Studium an Einrichtungen für Hörende gemacht hat. Er kam danach mit Frau und Kind nach Deutschland, wo sein Maschinenbau-Studium und sein Führerschein nicht anerkannt wurden. Das hat ihn vor viele Herausforderungen gestellt. Aber er hat nicht aufgegeben und arbeitet heute wieder in seinem alten Beruf.

Wenn ich nicht gerade für Inklusion im Einsatz bin, gehe ich wahnsinnig gerne in den Bergen wandern. Und in den letzten zwei Jahren der Corona-Pandemie habe ich meine Leidenschaft fürs Klettern entdeckt.

Auch wenn sich in den letzten Jahren schon ein Wandel gezeigt hat, wünsche ich mir, dass wir vor dem Thema Vielfalt nicht mehr die Augen verschließen. Dass wir es uns bewusst machen und immer wieder reflektieren. Wir dürfen die menschliche Vielfalt hinsichtlich Alter, Geschlecht, Herkunft oder Behinderung als Chance sehen! Und ich wünsche mir, dass die Toleranz unter den Menschen weiter zunimmt. Dass wir weniger über andere urteilen und alle so akzeptieren, wie sie sind.“

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