Projekte in der Kommune dauerhaft verankern

Kinder mit und ohne Behinderung sowie ein Mann auf einer Wiese. Der Mann winkt, einer der Jungs streckt den Daumen in die Luft.

Inklusion selbstverständlich leben

Nach einigen Jahren läuft die erste Förderung für Ihr Projekt aus. Doch es soll natürlich weitergehen auf Ihrem Weg zu einer inklusiven Stadt oder Gemeinde. Gut, wenn Sie während der Umsetzungsphase dafür schon die ersten wichtigen Schritte unternommen haben.

Das empfiehlt die Aktion Mensch

  • Prüfen Sie, welcher Weg zum nachhaltigen Erfolg für Sie der richtige ist. Wir zeigen verschiedene Möglichkeiten und Beispiele auf.
  • Denken Sie über das Finanzielle hinaus. Denn ebenso wichtig ist es, dass Sie Ihr Netzwerk pflegen, Mitarbeiter*innen ausbilden und fördern und die Menschen vor Ort gut in Ihr Projekt einbeziehen.
  • Lernen Sie von anderen Projekten – möglicherweise lässt sich Ihr Projekt auf ähnliche Weise verstetigen: Auf den folgenden Seiten finden Sie gute Beispiele aus der Praxis. Wie die Modellkommunen die Ziele von Kommune Inklusiv erfolgreich weiter verfolgen, lesen Sie unter "So verstetigen die Modellkommunen Inklusion vor Ort". 

Erfolgsfaktoren und Beispiele für den nachhaltigen Erfolg von Projekten

Mit verschiedenen Strategien können Sie dafür sorgen, dass Ihr Projekt nachhaltig weiterwirkt. Die Erfolgsfaktoren haben nicht nur etwas mit Geld zu tun. Gute Netzwerk- und Team-Strukturen sind mindestens genauso wichtig. Außerdem ist Partizipation von grundlegender Bedeutung: Beziehen Sie Ihre Zielgruppen von Anfang an in Ihr Projekt ein.

Die Kommune ist an Bord und unterstützt das Projekt weiter

Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg Ihres inklusiven Projekts: Die Stadt ist von Beginn an Teil Ihres Netzwerks. Das zeigen die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv.

Versuchen Sie deshalb schon in der Planungsphase Ihres Projekts, Kommunalpolitiker*innen, Parteien, Stadt- oder Gemeindeverwaltungen einzubeziehen. Bleiben Sie auch in der Umsetzungsphase weiterhin in Kontakt, erzählen Sie von Erfolgen Ihres Projekts und davon, wie die Kommune von Ihrem Projekt profitiert. Möglicherweise ist die Verwaltung bereit, nach der ersten Förderung die Personalkosten für eine hauptamtliche Netzwerkkoordination bei Ihrem Verein oder einem anderen Träger zu finanzieren. Oder die Kommunalverwaltung übernimmt die Netzwerkkoordination selbst und schafft in einem Amt eine Planstelle dafür.

Bürger*innen werden von Beginn an beteiligt und sehen das Projekt als ihr eigenes an

Legen Sie bereits in der Planungsphase den Grundstein für nachhaltigen Erfolg: Beziehen Sie die Menschen vor Ort von Anfang an in Ihr Inklusionsprojekt ein.

Ernst gemeinte und gut umgesetzte Partizipation trägt dazu bei, dass die Bürger*innen sich mit dem Projekt identifizieren und dafür verantwortlich fühlen. Sie engagieren sich auch nach dem Ende der Förderung dafür, dass das Projekt erfolgreich weiterläuft - oder zumindest Teilbereiche des Projekts.

Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass vor allem Projekte, die kooperativ geplant wurden, nach der Umsetzungsphase weiter erfolgreich wirken.

Mehr über die Bedeutung von Partizipation für den nachhaltigen Projekterfolg lesen Sie im Kapitel „Aktiv für Partizipation“.

Ein anderer Träger übernimmt das Projekt oder Teile des Projekts

Vielleicht ist auch ein anderer Verein aus Ihrem Netzwerk bereit, Ihr Projekt weiterzuführen. Der andere Verein könnte dann beispielsweise eine hauptamtliche Koordinationsstelle finanzieren. Innerhalb des Netzwerks könnten Sie beziehungsweise Ihre Organisation sich weiterhin fürs Projekt engagieren.

Engagierte Ehrenamtliche tragen das Projekt weiter

Sie haben es geschafft, dass sich in Ihrem Projekt viele ehrenamtliche Helfer*innen engagieren. Es sind feste Arbeitsgruppen entstanden mit Menschen, die sich regelmäßig treffen und untereinander gut vernetzt sind. Diese Gruppen sind weiterhin für Interessierte offen, die sich ebenfalls engagieren wollen. Nach der ersten Förderung kann dieses stabile ehrenamtliche Netzwerk das Projekt oder Teile des Projekts weiterführen.

Mehr zur Erfolgsstrategie Ehrenamtliche einbeziehen am Beispiel „Gemeinsam in Steinheim (GeiSt)“ lesen

Gut ausgebildete Mitarbeiter*innen führen das Projekt fort

Sie haben hauptamtliche Mitarbeiter*innen in Ihrer Organisation so geschult, dass sie Aufgaben Ihres Projekts eigenständig weiterführen können.

Ein Beispiel für solch eine erfolgreiche Ausbildung von Multiplikator*innen ist die inklusive Medienarbeit in der „Offenen Tür Ohmstraße“ in Köln-Porz. Wichtiger Bestandteil des inklusiven Medien-Projekts, das von Aktion Mensch gefördert wurde: Eine Medienpädagogin hat die Mitarbeiter*innen so geschult, dass sie nun selbst Medienkurse für Jugendliche leiten können. Außerdem nahmen die Mitarbeiter*innen an Workshops und Weiterbildungen anderer Organisationen teil.

Mehr zur Erfolgsstrategie Multiplikator*innen ausbilden am Beispiel „Offene Tür Ohmstraße“ lesen

Sie denken über bisherige Projektgrenzen hinaus und öffnen sich dadurch für neue Möglichkeiten der Finanzierung

Sie haben bei Ihrem Projekt bisher ausschließlich in Kategorien der sozialen Arbeit gedacht: beispielsweise an inklusive Freizeitaktivitäten im Quartier, an Förderkurse für Menschen mit Lernschwierigkeiten, an Hilfsangebote für ältere Menschen. Ein Netzwerk aus der Hildesheimer Nordstadt ist einen Schritt weiter gegangen: Das Netzwerk hat sein Projekt „Nordstadt.Mehr.Wert“ noch vor dem Auslaufen der ersten Förderung so aufgestellt, dass es zu einem Städtebau-Projekt werden konnte. Auf diese Weise hat das Projekt Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“ bekommen. Das Städtebauförderprogramm wird von Bund, Land und Stadt finanziell unterstützt.

Nun bekommen die Hildesheimer finanzielle Unterstützung für Bauprojekte: ein Kultur- und Bildungszentrum, die Sanierung einer Sporthalle und eine Erweiterung des Familienzentrums. Das zunächst angebotsorientierte Quartiersprojekt hat sich zu einem Sozialprogramm für den gesamten Stadtteil erweitert.

Mehr zur Erfolgsstrategie über Projektgrenzen hinaus denken am Beispiel "Nordstadt.Mehr.Wert" lesen

Das Netzwerk finanziert sich selbst durch überzeugte, motivierte Partner*innen

Holen Sie Partner*innen in Ihr Netzwerk, von denen Sie wissen: Diese Menschen stehen voll und ganz hinter Ihrer Idee. Sie sind bereit, Ihr Projekt verlässlich zu unterstützen: mit Geld, Personal, Wissen oder Räumen für Veranstaltungen. So kann es gelingen, dass das Netzwerk sich dauerhaft selbst trägt.

Den Partnerinnen und Partnern müsse es etwas wert sein, im Netzwerk mitzumachen. So formuliert es Wolfgang Pütz, Vorstand und Geschäftsführer der Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg gGmbH und Netzwerkleiter des Projekts bonn-rhein-sieg-fairbindet. Ziel des Projekts: Mehr Menschen mit Behinderung sollen Jobs in Unternehmen in der Region bekommen. Pütz hat es geschafft, ein Netzwerk aufzubauen, das sich selbst finanziert. „Ich wollte unabhängig werden von einem institutionellen Geldgeber“, sagt er.

Wie Sie Netzwerkpartner*innen gewinnen und überzeugen können, erfahren Sie unter „Ein inklusives Netzwerk aufbauen“.

Mehr zur Erfolgsstrategie „Netzwerk finanziert sich selbst“ am Beispiel bonn-rhein-sieg-fairbindet lesen.

Sie gründen einen Verein

Einige oder alle Netzwerkpartner*innen beschließen, künftig in Form eines eingetragenen Vereins zusammenzuarbeiten.

Ein Verein hat mehrere Vorteile. Unter anderem übernehmen die Vereinsmitglieder mehr - rechtliche - Verantwortung, die Zusammenarbeit ist verbindlicher. Weitere Vorteile beschreiben wir auf der Seite „Inklusion in der Kommune selbstverständlich machen“.

Die Vereinsgründung ist ein formaler Akt. Sie und Ihre Netzwerkpartner*innen geben sich eine Satzung. Mit der Satzung können Sie sich vom Finanzamt als gemeinnützig anerkennen lassen. Mit dieser Anerkennung wiederum wenden Sie sich an das Amtsgericht in Ihrem Stadtbezirk. Es trägt Ihren gemeinnützigen Verein ins Vereinsregister ein.

Mehr zur Erfolgsstrategie Vereinsgründung am Beispiel „Modellkommune Schwäbisch Gmünd“ lesen

Sie gründen eine Stiftung

Stiftungen sind ein Mittel, um mit Geld aus der Wirtschaft, von Privatmenschen und von öffentlichen Einrichtungen gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken.
Eine Stiftungsgründung ist etwas aufwändiger als eine Vereinsgründung. Es gibt verschiedene Stiftungsformen – Gründer*innen müssen sich für die Form entscheiden, die am besten zu ihren Zielen passt.

Eine Stiftung soll das Vermögen, das ihr die Privatpersonen, Unternehmen oder Vereine übertragen haben, sicher und gewinnbringend anlegen. Die so erwirtschafteten Erträge werden für den Stiftungszweck ausgegeben: Sie fließen beispielsweise in gemeinnützige Projekte. Wenn Sie also eine Stiftung gründen, können Sie irgendwann – voraussichtlich nach einigen Jahren – aus den Erträgen die Personal- und Sachkosten für Ihr Projekt decken.

Welche Schritte Sie bei der Stiftungsgründung beachten müssen, erklärt der Bundesverband Deutscher Stiftungen auf seiner Webseite.

Mehr zur Erfolgsstrategie Stiftungsgründung am Beispiel „Gemeinsam in Steinheim (GeiSt)“ lesen

 

Beispiele für den nachhaltigen Erfolg von inklusiven Projekten

Vier Männer und Frauen, davon eine im Rollstuhl sowie ein Kleinkind vor einer Stadtkulisse.

Die Vision einer inklusiven Stadt und Gemeinde

Das große Ziel ist, dass in allen Städten und Gemeinden alle Menschen ganz selbstverständlich, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. So sieht unsere inklusive Vision aus.