Spielend lernen in der Magischen Sommerschule

Schneverdingen, Juli 2022

Kinder, die bald in die 5. Klasse kommen, können in Schneverdingen während der Sommerferien eine ganz besondere Schule besuchen: die Magische Summerschool.

Sie findet vom 1. bis zum 12. August in der Kooperativen Gesamtschule Schneverdingen (KGS) statt – 2022 bereits zum dritten Mal. Magisch ist die Summerschool, weil sie sich am Thema Zauberei orientiert. Das lässt viele kreative Unterrichtsmethoden zu und macht spielerisches Lernen möglich. So haben die Kinder Spaß und eignen sich neues Wissen und Fähigkeiten ganz nebenbei an.

Kommune Inklusiv Schneverdingen rief die Sommerschule 2020 ins Leben. Koordinatorin Ulrike Schloo hatte die Idee gemeinsam mit ihrer Tochter Lisa Schloo und ihrer Schwester Agnes Fach. Lisa Schloo und Agnes Fach sind selbst Lehrerinnen – und außerdem große Harry Potter-Fans. Mit der Magischen Summerschool wollten sie Kinder unterstützen, die durch den Unterrichtsausfall während der Pandemie Nachholbedarf hatten. Vor allem die Kinder unmittelbar vor dem Schulwechsel sollten in Ruhe die Dinge aufholen können, die beim Lernen zu Hause nicht so gut geklappt hatten.

Zwei Kinder sind als Zauberlehrlinge verkleidet, mit Zauberstab und der Eule Hedwig — Wer will, kann als Hexe oder Zauberer verkleidet in die Sommerschule gehen.

Eine Frau hält zwei Hula Hoop Reifen, ein Kind mit Besenstil läuft darauf zu — In den Pausen spielen die Kinder beispielsweise Quidditch.

Die Ängste vor dem Schulwechsel nehmen

Der Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule ist sensibel. „In Schneverdingen vielleicht besonders sensibel“, sagt der Rektor der KGS Mani Taghi-Khani. „Wir haben in der Stadt viele kleine Grundschulen: In einem Jahrgang gibt es manchmal nur 20 Kinder. Diese Kinder wechseln nach dem Sommer auf die KGS, eine riesige Schule mit über 1.500 Schüler*innen. Das kann die Kinder überfordern.“

Durch die Pandemie sei der Wechsel noch sensibler geworden: „Viele Eltern haben Angst, ihr Kind könnte es im Gymnasial- oder Realschulzweig nicht schaffen. Wir versuchen, ihnen diese Ängste zu nehmen. Es kann im ersten halben Jahr auf der neuen Schule nur darum gehen, eine Gemeinschaft zu bilden und den Lernstand anzugleichen.“ Die Summerschool unterstützt schon vor Beginn des neuen Schuljahres hierbei.

Lesen, rechnen, zaubern, entspannen

2020 lernten die Kinder Rechentricks und lasen gemeinsam „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Sie bastelten Zauberstäbe, bekamen Besuch von Zauberern und durften selbst im Hexen- oder Zauberer-Kostüm zur Schule kommen.

2021 ließen sich die Inklusionsmacher*innen von Kommune Inklusiv viel Neues einfallen: In einer Zaubertrank-Stunde machten die Kinder einen spielerischen Einstieg ins Fach Chemie. Sie lernten Entspannungstechniken wie Yoga und Progressive Muskelrelaxation kennen. Im Rahmen der „Tierstunden“ kümmerten sich die Kinder um Hund, Hühner und Esel.

Leuphana-Universität Lüneburg übernimmt die Summerschool

2022 sind auch Lehramtsstudent*innen und Doktorand*innen der Leuphana-Universität Lüneburg mit an Bord. Sie übernehmen künftig gemeinsam mit der KGS Schneverdingen vom Kommune Inklusiv-Team Organisation und Durchführung der Magischen Sommerschule. Damit ist das sommerliche Lernangebot auch über 2023 hinaus gesichert. Die Förderung für Kommune Inklusiv läuft nämlich Ende Juni 2023 aus. Während des Sommers werden die Student*innen und Doktorand*innen der Leuphana-Universität den Unterricht unterstützen und ihren Einsatz außerdem für Studien an der KGS nutzen. Dieses Jahr führen Kommune Inklusiv und die „Neuen“ das Programm noch einmal gemeinsam durch.

Von der Sommerschule profitieren alle

Wie gut die Sommerschule ankomme, zeige sich meist am letzten Tag, erzählt Kommune Inklusiv-Koordinatorin Ulrike Schloo: „Es gibt immer viele Tränen. Die Kinder wollen, dass es weitergeht. Ein Schüler wünschte sich von uns eine Frühlings-, Herbst- und Winterschule.“ Auch einige Eltern planten mittlerweile ihren Urlaub nach dem Datum der Summerschool, so KGS-Rektor Taghi-Khani.

Die Sommerschule wurde ins Leben gerufen, um Lernlücken zu schließen – und sie erreicht noch so viel mehr: Die Kinder verbringen eine schöne gemeinsame Zeit. Sie lernen ihre künftigen Schulkamerad*innen kennen und schließen neue Freundschaften. Sie entdecken neue Dinge, die ihnen Spaß machen wie Yoga, Chemie oder sich um Tiere zu kümmern. Lehrer*innen können sich hier ohne (Zeit-)Druck ausprobieren.

Agnes Fach ist dieses Jahr zum dritten Mal dabei. „Manche Leute fragen mich, warum ich das mache – wo doch eigentlich Ferien sind“, sagt sie. „Aber es ist einfach schön zu unterrichten, wenn überhaupt kein Druck da ist. So macht Lernen Spaß – nicht nur den Kindern, auch mir als Lehrerin!“