10 Ideen für eine inklusive Stadt

Eine junge Frau mit Blindenhund spaziert mit einer anderen Frau über eine Dorfstrasse mit Fachwerkhaus und Kirche im Hintergrund

Wohnen für alle

Alle Menschen können wohnen, wo und wie sie wollen. Das bedeutet:

  • Es gibt in allen Stadtteilen Wohnungen, deren Miete jede*r zahlen kann.
  • Die Wohnungen sind ohne Barrieren erreichbar: Häuser haben Aufzüge, breite Flure und breite Türen.
  • Supermärkte, Banken, Arztpraxen, Schulen, Kindergärten, Parks – all das ist von zuhause aus ohne Hindernisse zu erreichen. Das heißt: Alles befindet sich in der Nähe und die Wege dorthin sind breit und ohne Hindernisse. Oder es fahren barrierefreie Busse und Bahnen dorthin. Auch die Einrichtungen selbst sind barrierefrei.
  • Menschen, die beim Allein-Leben Unterstützung von anderen Menschen brauchen, bekommen sie. Sie können in einer Wohngemeinschaft leben. Oder in einem Haus, in dem sie jederzeit nach Hilfe klingeln können. Die Stadt unterstützt solche Wohnmodelle mit Geld. 
  • Es gibt Räume und Plätze, wo Menschen einander begegnen können, bei Feiern, Veranstaltungen oder auch einfach nur, um zu reden und einen Kaffee zu trinken.
  • Für Menschen mit sensorischen Behinderungen gibt es reizarme Rückzugsräume in belebten Gegenden, beispielsweise in Innenstädten oder an Bahnhöfen. Sowie Möglichkeiten zum Einkaufen in einer "Stillen Stunde" – ohne Musik und mit gedämpfter Beleuchtung.  

Die Aktion Mensch gibt in eine Broschüre Tipps, wie Sie Verantwortliche davon überzeugen, in inklusives Bauen zu investieren.  

Gruppenfoto von elf Jugendlichen und Erwachsenen in leerem Theatersaal

Kultur von allen für alle

Alle Menschen können ins Theater, Kino, auf Konzerte und Festivals, in die Oper, in Ausstellungen oder ins Museum gehen. Sie können an Kunst-, Sprach- oder Musikkursen teilnehmen. Kultur für alle ist möglich, denn:

  • Theater, Opernhäuser, Kinos und Museen sind barrierefrei erreichbar.
  • Wer nicht viel Geld hat, kann Tickets zum Sonderpreis kaufen.
  • Es gibt Vorführungen für blinde Menschen, in Einfacher und Leichter Sprache und in Gebärdensprache.
  • Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationshintergrund spielen selbstverständlich Hauptrollen in Theaterstücken, Opern und Kinofilmen.
  • Es ist ebenso selbstverständlich, dass in Galerien Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund, Menschen jeglichen Geschlechts und Alters gemeinsam ihre Werke ausstellen.
  • Volkshochschulen, Musikschulen und Kunstschulen sind für alle Menschen zugänglich: Sie sind barrierefrei erreichbar und bieten barrierefreie Kurse an, an denen zum Beispiel blinde oder gehörlose Menschen teilnehmen können. Wer nicht viel Geld hat, zahlt nur wenig Kursgebühren.
Ein blinder Mann am U-Bahn Gleis mit Blindenstock

Mobilität für alle

In einer inklusiven Kommune sieht Mobilität so aus:

  • Fuß- und Radwege sind ausreichend breit und sicher. Sie haben abgesenkte Bordsteine, ein Blindenleitsystem und sie sind gut in Schuss. Sie sind frei von parkenden Autos, Baustellen oder Mülltonnen. Menschen mit Kinderwagen, Rollstühlen, Rollatoren oder auf Dreirädern kommen problemlos überall durch.
  • Bus- und Bahnhaltestellen sind barrierefrei: Fahrplan, Ankunftszeiten und Verspätungen werden auf einer großen Infotafel angezeigt. Außerdem gibt es Lautsprecheransagen, und leicht zu bedienende Handy-Apps unterstützen zusätzlich.
  • Alle Menschen können problemlos in die Busse und Bahnen einsteigen: Die Türen sind breit und der Einstieg ist auf Bordsteinhöhe möglich.
  • Für alle Menschen, die eine Begleitperson brauchen, gibt es jemanden, der oder die sie auf ihren Wegen unterstützt.
  • Die Bahnen und Busse in passender Größe kommen zuverlässig und mindestens zweimal in der Stunde, auch auf dem Land, auch am Wochenende. Überall wo Bahnen und große Linienbusse nicht hinfahren, weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt, sind kleinere Fahrzeuge im Einsatz: Elektro-Minibusse, auch autonom fahrende, steuern entlegene Orte an.
  • In Städten sind kleine autonome Elektro-Fahrzeuge wie Taxis unterwegs.
  • Der öffentliche Personennahverkehr wird ergänzt durch weitere umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Carsharing-Autos oder Leihfahrräder und Leih-E-Bikes. Sie stehen an öffentlichen Stationen in der Stadt und auch auf dem Land.
  • Es gibt genug Parkplätze für Menschen mit Behinderung und für Familien mit kleinen Kindern. Andere Fahrer*innen nehmen Rücksicht und lassen die Plätze frei. Alle Menschen können ihr Auto und auch ihr Fahrrad an gut sichtbaren und ausgeleuchteten Stellen parken.
Mann im Rollstuhl und seine gehende Begleiterin auf einem Rampenaufgang zu einem Gebäude

Behördenzugang für alle

Alle Menschen können ihre Behördenangelegenheiten selbstbestimmt erledigen.

  • Die Kommunalverwaltung veröffentlicht Online-Informationen, Broschüren, Dokumente und Formulare in Einfacher und Leichter Sprache. Ihre Webseiten, Broschüren und Formulare sind barrierefrei.
  • Alle Menschen können übers Internet von zuhause aus Ausweise beantragen, sich ummelden oder ihr Fahrzeug anmelden.
  • Wer dafür lieber zum Amt geht, findet dort Mitarbeiter*innen, die Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Migrationserfahrung gezielt unterstützen. Beispielsweise indem sie übersetzen oder beim Ausfüllen von Dokumenten helfen.
  • In Behörden gibt es die Möglichkeit, Gespräche in einer reizarmen Umgebung oder in einem Extra-Raum zu führen, allein mit der Ansprechperson. 
Eine junge schwarze und eine junge weiße Frau sitzen im Gespräch auf einer Bank.

Gesundheit für alle

Alle Menschen haben Zugang zu der Gesundheitsversorgung, die sie brauchen. Das heißt:

  • Alle Arztpraxen sind barrierefrei erreichbar: Es gibt eine Bus- und Bahnhaltestelle in der Nähe und Parkplätze für Menschen mit Behinderung und Familien mit kleinen Kindern. In die Praxis führen Rampen und Aufzüge. 
  • In Arztpraxen gibt es auch einen Einzel-Wartebereich.
  • Apotheken, Krankenhäuser und Arztpraxen informieren die Menschen in verständlicher Sprache: Die Internetseiten sind in Einfacher und in Leichter Sprache geschrieben und auch für blinde Menschen lesbar. Es gibt Broschüren und Faltblätter in Einfacher und Leichter Sprache, in anderen Sprachen und in Brailleschrift.
  • Apotheker*innen, Ärztinnen und Ärzte nehmen sich ausreichend Zeit für alle Menschen. Wenn nötig, gibt es in der Praxis oder im Krankenhaus jemanden, der oder die in andere Sprachen übersetzen kann, auch in Gebärdensprache. 
  • Alle Patient*innen werden ihrem Bedarf entsprechend beraten, versorgt oder gepflegt, egal, wie viel Geld sie haben oder wo sie versichert sind.
Ein junger, blonder Mann sitzt auf einem roten Tisch. Neben ihm sitzt eine junge Frau im Rollstuhl, die ihn anspricht und dabei lächelt.

Medien für alle

Alle Menschen können sich über das informieren, was sie interessiert und was ihr Leben betrifft.

  • Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen, Online-Medien: Alle Medien schreiben und senden zusätzlich in Einfacher und in Leichter Sprache. Sie übersetzen ihre Texte und Sendungen in Gebärdensprache und arbeiten mit Untertiteln.
  • Das Internet ist barrierefrei. Das bedeutet, dass es für alle Menschen zugänglich ist. Egal, welche Sprache sie sprechen, welche Technik sie verwenden oder welchen sozialen Hintergrund sie haben. Alle Menschen können die Inhalte erfassen, auch wenn sie beispielsweise beim Sehen, beim Hören, bei ihren Bewegungen oder in ihrer Konzentration eingeschränkt sind.
  • Medien berichten ganz alltäglich über Menschen mit Behinderung, Menschen mit Fluchterfahrung oder Menschen mit dem Geschlecht „divers“. Sie sind selbstverständlich immer wieder Hauptpersonen in der Berichterstattung.
  • Menschen mit Behinderung, mit Migrationserfahrung, alte und junge Menschen arbeiten gleichberechtigt in gemischten Teams beim Hörfunk, beim Fernsehen, bei Zeitungen, in Online-Redaktionen. Sie nehmen auch Führungspositionen ein.
Menschen demonstrieren am 5. Mai

Politisches Engagement von allen

Alle Menschen sind ermutigt und gestärkt, sich politisch zu engagieren. Sie erhalten die Unterstützung, die sie benötigen. Zum Beispiel um mitzubestimmen, wenn in der Stadt etwas neu geplant wird: neue Wohnungen, neue Buslinien, neue Freizeitangebote, neue Kultureinrichtungen. Sie nutzen ihr Recht auf Mitbestimmung gern, denn:

  • Es gibt einen Inklusionsbeirat, an dem sich alle Menschen beteiligen können: Senior*innen und junge Menschen, Menschen mit Fluchterfahrung und Menschen, die nur wenig Geld haben. Herkunft, Alter, Religion und Geschlecht spielen keine Rolle. Die Mitglieder im Inklusionsbeirat entscheiden mit im Stadt- oder Gemeinderat. Sie beraten die Kommunalverwaltung.
  • Weil Medien barrierefrei berichten, haben alle Menschen das nötige Wissen, um sich politisch zu engagieren.
  • Alle achten darauf, dass nicht nur die starken und lauten Menschen, die oft Chef*innen-Positionen einnehmen, etwas sagen. Jede*r ist wichtig und wird gleichberechtigt angehört.
  • Die Kommunalverwaltung ermutigt und stärkt alle Menschen, sich für ihre Stadt oder Gemeinde zu engagieren und bei Projekten mitzuentscheiden. Sie informiert in Einfacher Sprache und Leichter Sprache auf ihren Webseiten, in Broschüren, bei Vor-Ort-Veranstaltungen in den Stadtvierteln und Ortsteilen.
  • Alle Wahllokale sind barrierefrei erreichbar. Auch alle Informationen zur Wahl sind barrierefrei erhältlich. Die Kommune erklärt darüber hinaus für alle verständlich, wie die Wahlen überhaupt funktionieren.
Eine junge Frau klettert an einer Wand in einer Kletterhalle. Sie wird von einem Mann an einem Seil gesichert.

Sport für alle

Alle Menschen können Sport machen, wenn sie wollen.

  • In der Stadt oder Gemeinde gibt es Sportvereine mit Angeboten, die für alle Menschen bezahlbar sind.
  • Sportplätze und Sportangebote sind barrierefrei: Sie sind für alle Menschen offen, gut erreichbar und zugänglich. Infos zu den Angeboten sind ebenfalls barrierefrei: Es gibt sie in Einfacher und Leichter Sprache sowie in Brailleschrift. Auf der Internetseite gibt es Gebärdensprachvideos, die das Angebot erklären.
  • Städte und Gemeinden bieten kostenlose Sportangebote an, in Zusammenarbeit mit den Sportvereinen vor Ort, unterstützt von Krankenkassen und lokalen Unternehmen. 
Ein kleines Mädchen malt mit Unterstützung eines Mannes eine Schafsfigur an

Gleiche Bildungschancen für alle

Alle Kinder können in jede Kindertagesstätte und auf jede Schule gehen.

  • Alle Schulen und Kindertagesstätten sind barrierefrei.
  • Es gibt ausreichend Lehrer*innen und Erzieher*innen, um alle Schüler*innen so zu fördern, wie sie es brauchen. Die Lehrer*innen und Erzieher*innen sind entsprechend gut ausgebildet und haben genügend Zeit für Weiterbildungen. Sie werden unterstützt, wenn sie Hilfe brauchen.
  • Es hängt nicht vom Bildungsstand, der Hautfarbe, der Religion oder vom Geld der Eltern ab, welche Schulbildung Kinder bekommen. Auch in welchem Stadtteil sie wohnen, spielt keine Rolle.
Zwei Männer, einer mit Besen in der Hand, stehen auf dem Hof eines Betriebs

Sinnstiftende Arbeit für alle

Alle Menschen finden einen Job, von dem sie leben können und bei dem sie Anerkennung finden. Das ist möglich, weil die Gesellschaft sich auf diese Weise weiterentwickelt hat:

  • Unternehmen beschäftigen alle Menschen, egal welche Merkmale sie haben. Sie wissen, dass alle Menschen Talente und Fertigkeiten haben. Sie erkennen diese Talente an und fördern die Menschen entsprechend.
  • Ältere und jüngere Menschen werden gleichermaßen für ihre Erfahrungen und ihre guten Ideen geschätzt.
  • Es ist selbstverständlich, dass manche Arbeitnehmer*innen Phasen haben, in denen sie nicht so lange bei der Arbeit bleiben können, weil sie Kinder oder Eltern pflegen. Teilzeitarbeit wegen der Pflege hindert sie nicht daran, Führungspositionen einzunehmen.
  • Führungspositionen sind so divers besetzt, wie die Gesellschaft auch ist. Frauen, Männer, Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund stehen gleichermaßen an der Spitze von Unternehmen, Gremien, Parteien, Organisationen und Institutionen.
  • Durch die Arbeit in gemischten Teams sind alle erfolgreicher und zufriedener am Arbeitsplatz.