Das Netzwerk erweitern
Neue Netzwerk-Partner*innen gewinnen
Sie werden immer mal wieder an den Punkt kommen, an dem Sie zusätzliche Partner*innen im Netzwerk benötigen: beispielsweise um Ihre Zielgruppen besser einzubeziehen oder weil Sie weitere Expertise brauchen. Die Erfahrung aus Kommune Inklusiv zeigt: Je vielfältiger Ihr Netzwerk ist, je mehr Partner*innen aus verschiedenen Lebensbereichen an Bord sind, desto mehr Menschen können Sie erreichen und desto stärker ist Ihr Projekt in der Kommune verankert.
Erkenntnisse aus Kommune Inklusiv
- Finden Sie Netzwerkpartner*innen, die zu Ihrem Thema und zu Ihren Zielgruppen passen. Schauen Sie dabei nach Partner*innen aus allen Gesellschaftsbereichen.
- Sie können Wunschpartner*innen am besten für Ihr Netzwerk gewinnen, indem Sie sie persönlich ansprechen und ihnen deutlich machen, welchen Nutzen sie von der Netzwerkarbeit hätten.
- Wenn neue Netzwerkpartner*innen an Bord sind: Verständigen Sie sich darüber, ob alle dieselbe Vision, dieselben Ziele und denselben Inklusionsbegriff teilen. Überprüfen Sie gegebenenfalls Ihre Strategie und Ihre Planungen. Passen Sie sie an, wenn die neue Zusammensetzung Ihres Netzwerks es nötig beziehungsweise möglich macht.
- Beschreiben Sie neuen Partner*innen, wie Ihr Netzwerk entstanden und wie es strukturiert ist. Stellen Sie ihnen alle wichtigen Unterlagen zur Verfügung.
- Besprechen Sie, welche Aufgaben die neuen Partner*innen im inklusiven Netzwerk übernehmen wollen. Beziehen Sie die Partner*innen in konkrete Projekte ein.
Wann Sie Ihr Netzwerk erweitern sollten
An einem Punkt in der Netzwerkarbeit stellen Sie fest, dass Ihre Zielgruppe die Angebote nicht so annimmt wie gewünscht. Das kann verschiedene Gründe haben:
Menschen aus der Zielgruppe waren nicht oder nicht ausreichend an der Planung der Maßnahmen beteiligt. Finden Sie heraus, was Ihre Zielgruppe wirklich will und braucht, beispielsweise mit Hilfe der kooperativen Projektplanung.
Ihnen fehlen Partner*innen, die das Fachwissen, die Kontakte zu den Zielgruppen, das Personal oder die Räume haben, um die Maßnahmen erfolgreich umzusetzen. Diskutieren Sie mit Ihren Netzwerk-Mitgliedern: Welche weiteren Schlüssel-Partner*innen und Ressourcen brauchen wir, um die Probleme zu lösen und die Bedürfnisse der Zielgruppe zu erfüllen? Versuchen Sie, Selbstvertreter*innen und Menschen aus Ihren Zielgruppen für die Netzwerkmitarbeit zu gewinnen.
Wie Sie neue Netzwerkpartner*innen finden und überzeugen
Planen Sie die Erweiterung Ihres Netzwerks strategisch:Ideen aufschreiben
Kontakte nutzen
Gründlich recherchieren
Argumente sammeln
Persönlichen Kontakt suchen
Vorteile der Mitarbeit aufzeigen
Geduldig sein
Arbeitsblätter für die Netzwerk-Erweiterung:
Partner*innen gut in die Arbeit einbeziehen
Diese Infos brauchen Partner*innen über Ihr Netzwerk
Erläutern Sie in persönlichen Gesprächen, wie Ihr inklusives Netzwerk aufgebaut ist:
- für welche Ziele und Zielgruppen Sie arbeiten,
- welche Vision das Netzwerk verfolgt,
- was Sie motiviert,
- welche Gremien für was zuständig sind,
- welche*r Partner*in welche Aufgaben übernommen hat,
- welche Projekte Sie bereits umgesetzt haben und welche geplant sind.
Fragen Sie darüber hinaus, welche weiteren Informationen Ihre neuen Netzwerkpartner*innen brauchen.
Sie haben für Ihr Netzwerk ein Leitbild, Regeln der Zusammenarbeit, eine Geschäftsordnung oder einen Kooperationsvertrag erstellt? All diese Dokumente sollten Sie neuen Netzwerkpartner*innen zuschicken. Auch Protokolle von Netzwerktreffen und Gremiensitzungen sind hilfreich. Wählen Sie die wichtigsten aus.
Pflegen Sie Ihr Netzwerk
Beziehen Sie neue Partner*innen direkt ein
Besprechen Sie gemeinsam, welche Rollen und Aufgaben die neuen Mitglieder im Netzwerk am liebsten übernehmen würden.
Beziehen Sie neue Partner*innen in Gremien ein, zum Beispiel in Arbeitsgruppen oder in die Steuerungsgruppe. Geben Sie ihnen Arbeitsmaterialien, Projektpläne und präsentieren Sie die Ergebnisse von Maßnahmen. Ein gemeinsamer Termin mit allen Netzwerkpartner*innen zum gegenseitigen Kennenlernen ist sinnvoll.
Beziehen Sie die neuen Mitglieder auch aktiv in laufende oder geplante Projekte ein. Fragen Sie sie beispielsweise, ob sie zu Aktionen wie Straßenfesten, Workshops oder Konferenzen kurzfristig einen eigenen Beitrag leisten wollen. Oder ob sie zumindest mit Namen oder Logo erwähnt werden wollen.
Bestimmen Sie einen Paten oder eine Patin
Sie können aus den Reihen der bisherigen Netzwerkpartner*innen einen Paten beziehungsweise eine Patin bestimmen. Er oder sie kümmert sich einige Monate darum, dass neue Mitglieder sich gut aufgehoben fühlen. Der Pate oder die Patin ist Ansprechpartner*in für alle Fragen zum Netzwerk und zu Projekten. Außerdem kann er oder sie Kontakte zu anderen Menschen im inklusiven Netzwerk vermitteln.
Kommunizieren Sie transparent und wertschätzend
Halten Sie vereinbarte Fristen ein, sagen Sie Bescheid, wenn Sie zu einem Termin nicht kommen können, und falls ein Projekt sich verzögert, erklären Sie, weshalb. Zeigen Sie Ihren neuen Partner*innen, dass Sie verlässlich, professionell und respektvoll zusammenarbeiten wollen. Dann wachsen bei ihnen das Vertrauen und die Bereitschaft, sich selbst verbindlich einzubringen.
Gewonnen haben Sie, wenn Ihre Partner*innen die Ziele und Vision des Netzwerks in ihre eigenen Organisationen oder Institutionen und ihre persönlichen Netzwerke tragen – wenn sie sie beispielsweise bei ihrer täglichen Arbeit berücksichtigen.
Auf neue Dynamik im Netzwerk eingehen
Verständigen Sie sich über Ziele und Vision
Neue Netzwerkpartner*innen bringen neues Wissen, Kontakte und frische Energie mit ins Netzwerk. Sie bringen aber auch eigene Vorstellungen und Erwartungen mit. Verständigen Sie sich deshalb mit allen Netzwerkpartner*innen auf Schwerpunkte, Ziele und Vision Ihres Vorhabens. Beispielsweise: „Museen in der Stadt bieten inklusive Führungen an“ oder: „Die Volkshochschule ermöglicht barrierefreie Sprachkurse“.
Klären Sie Grundbegriffe
Verständigen Sie sich auch über Grundbegriffe, die Ihnen möglicherweise selbstverständlich erscheinen: Sprechen Sie beispielsweise darüber, was die Partner*innen jeweils unter Inklusion verstehen. Nur so erreichen Sie, dass sich alle Partner*innen zugehörig fühlen und keine Missverständnisse entstehen. Kommune Inklusiv hat als Ziel, dass sich alle Menschen ganz selbstverständlich am gesellschaftlichen Leben beteiligen: reich und arm, Mann und Frau, mit und ohne Migrationserfahrung, jung und alt, mit und ohne Behinderung. Das ist der sogenannte weite Inklusionsbegriff.
Überprüfen Sie Strategie und Maßnahmen und bessern Sie gegebenenfalls nach
Überprüfen Sie gemeinsam Strategie und bisherige Planungen. Geben Sie neuen Netzwerkpartner*innen die Gelegenheit, direkt mitzuwirken. In vielen Fällen wird sich herausstellen, dass sie neue Ideen und Wissen einbringen. Möglicherweise ändern sich auch (Teil-)Ziele Ihres Netzwerks. So müssen Sie gegebenenfalls nachbessern und Strategie und Maßnahmen anpassen, um diese zu erreichen. Dabei können Sie Schritte aus dem Prozess der kooperativen Planung anwenden.
Erfahrungen aus Erlangen
Im Anschluss gründete sie eine neue Arbeitsgruppe. Ganz bewusst holten die Netzwerkkoordinator*innen verschiedene Partner*innen an Bord: unter anderem das Seniorenamt der Stadt, die Volkshochschule, den „Ratschlag für soziale Gerechtigkeit“ – ein Kreis von etwa 50 sozialpolitisch aktiven Organisationen –, Politiker*innen, Akteur*innen der Seniorenarbeit aus verschiedenen Stadtteilen, Vertreter*innen der Stadtteilhäuser – das sind Begegnungsorte in den Vierteln mit verschiedenen Angeboten. Auch Vertreter*innen der Zielgruppen engagieren sich in der AG Einsamkeit. Gemeinsam mit diesen vielfältigen Netzwerkpartner*innen diskutierten die Erlanger Koordinatorinnen: Was brauchen Menschen, die unter Einsamkeit leiden? Es haben sich zwei Ideen herauskristallisiert:
Es muss mehr Begegnungsorte geben, an denen sich alle Menschen jederzeit willkommen fühlen – beispielsweise Stadtteilcafés in den Stadtteilhäusern. An diesen Orten können dann unter anderem Angebote der Nachbarschaftshilfe entstehen, alle Menschen aus dem Viertel können gemeinsam neue Ideen umsetzen.
Es braucht mehr sogenannte aufsuchende Arbeit in den Stadtteilen – also beispielsweise Sozialarbeiter*innen, die einsame Menschen vor Ort besuchen. Die Sozialarbeiter*innen können den Menschen unter anderem die Angebote der Stadtteilhäuser näher bringen. Außerdem sollen sie herausfinden, was es braucht, damit die Menschen die Angebote der Stadtteilhäuser nutzen.
Danach formulierte die Arbeitsgruppe konkrete Ziele sowie eine Strategie und entwickelte Maßnahmen, um die Ziele zu erreichen.