Dem Netzwerk eine Struktur geben

In einem inklusiven Netzwerk treffen viele sehr unterschiedliche Menschen aufeinander, mit verschiedenen Erwartungen, Meinungen und Ideen. Manche arbeiten hauptamtlich für das Netzwerk, andere ehrenamtlich, manche haben viel, andere wenig Zeit für ihr Engagement.

Darüber hinaus sitzen Menschen mit ganz unterschiedlichen Jobpositionen und Fähigkeiten an einem Tisch: Geschäftsführer*innen von Verbänden, Bürgermeister*innen, Altenpfleger*innen, Mitarbeiter*innen aus Werkstätten. Für die Netzwerkarbeit ist es wichtig, dass sie sich gleichberechtigt und auf Augenhöhe austauschen. Verbindliche Regeln und feste Vereinbarungen wie ein Kooperationsvertrag helfen dabei.

Auch sollten in so einem bunten inklusiven Netzwerk alle Menschen wissen, wer für was zuständig ist, damit sie gut miteinander arbeiten und sich absprechen können.

Das erste Netzwerktreffen ist der Zeitpunkt, an dem Sie Vereinbarungen treffen und Aufgaben verteilen. Wie Sie das Netzwerktreffen konkret planen und umsetzen können, lesen Sie in der "Checkliste: Erstes inklusives Netzwerktreffen (PDF) ".

Wer übernimmt welche Aufgaben?

Zum gegenseitigen Kennenlernen gehört, dass Sie gemeinsam erarbeiten, welche Ressourcen im Netzwerk vorhanden sind: Wer hat wie viel Zeit, wer kann Räume oder Fahrzeuge zur Verfügung stellen, wer kennt wen in der Kommunalverwaltung? Dabei hilft Ihnen unser "Infoblatt: Ressourcen finden (PDF) “.

Verteilen Sie anschließend eindeutige Aufgaben an die Netzwerkpartner*innen: Wer übernimmt die Repräsentation nach außen, wer ist Sprecher*in, wer wirbt Fördermittel ein? Welche verschiedenen Aufgaben die Menschen in einem Netzwerk übernehmen könnten, haben wir in einem "Infoblatt: Aufgaben in Netzwerken (PDF) " zusammengestellt.

Klare Zuständigkeiten und starke Mandate

Die Aufgaben und Zuständigkeiten müssen mit starken Mandaten hinterlegt sein. Das heißt, es muss klar sein, welche Netzwerkpartner*innen wann in wessen Namen worüber sprechen dürfen. Auch muss klar sein, welche Entscheidungen sie treffen dürfen, im Netzwerk, aber auch im eigenen Verband. Halten Sie dies schriftlich fest, in einem Protokoll oder in einem Beschluss.

Vor allem die Position der Netzwerkkoordination sollte klar definiert werden: Sie hält das Netzwerk zusammen und ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben. Soll die Koordination in erster Linie zwischen den Partner*innen vermitteln? Oder handelt sie als Projektleitung mit Führungs- und Managementaufgaben?

In einem inklusiven Netzwerk sollten außerdem Vertreter*innen Ihrer Zielgruppen aktive Rollen übernehmen. Nur so ist echte Partizipation garantiert.

Vier Personen mit und ohne Behinderung während einer Diskussionsrunde nebeneinander

Der Job der Netzwerkkoordination ist anspruchsvoll

Netzwerkkoordinator*innen brauchen Durchhaltevermögen, Inklusionswissen und Management-Fähigkeiten. Sie sollten sehr gut kommunizieren können. Wichtig ist auch, dass sie bereit sind, mit Menschen aus den Zielgruppen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und sie für Partizipation zu stärken. Die Person, die die Aufgabe übernimmt, sollte einige der Anforderungen von Anfang an erfüllen. Vieles weitere können die Netzwerkkoordinator*innen im Laufe der Zeit lernen, beispielsweise in Fortbildungen. Unsere Grafik zeigt, in welchen vier Bereichen die Netzwerkkoordination besonders gut aufgestellt sein sollte.

Verständigung über einen einheitlichen Inklusionsbegriff

Verständigen Sie sich auf einen einheitlichen und für alle transparenten Inklusionsbegriff. Die Erfahrungen aus Kommune Inklusiv zeigen, dass es ohne einen einheitlichen Inklusionsbegriff schnell zu Missverständnissen kommen kann. Netzwerkpartner*innen fühlen sich im Laufe des Projekts möglicherweise nicht mehr zugehörig. Menschen aus den Zielgruppen können sich ausgeschlossen fühlen.

Manche Zielgruppen fühlen sich eventuell gar nicht erst angesprochen. So zeigt der Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung von Kommune Inklusiv, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vor allem den Begriff „Integration“ kennen und wichtig finden. Den Begriff „Inklusion“ ordnen sie vor allem Menschen mit Behinderung zu. Dadurch fühlten sich viele Menschen mit Migrationserfahrung nicht angesprochen, obwohl sie in einigen Kommunen zu den Zielgruppen gehören. Kinder und Jugendliche kennen den Begriff „Inklusion“ oft gar nicht. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, ein gemeinsames Verständnis für den Begriff Inklusion festzulegen und diesen Begriff an vielen Stellen zu erläutern: bei Gesprächen mit Netzwerkpartner*innen, bei Gesprächen mit der Zielgruppe, auf der Projektwebseite, in Pressemitteilungen.

Dieser Aufwand lohnt sich, zeigt der Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung von Kommune Inklusiv: „Fühlt sich ein Mensch von Inklusion angesprochen, betrachtet sie als persönliches Anliegen und gesamtgesellschaftliche Aufgabe zugleich, hat er oder sie insgesamt eine positivere Haltung und eine höhere Handlungsbereitschaft.“

Wie wollen Sie zusammenarbeiten?

Erarbeiten Sie gemeinsam, in welcher Form das Netzwerk seine Ziele am besten erreichen kann: Einigen Sie sich auf eine Gremienstruktur und legen Sie die Arbeitsteilung zwischen den Gremien fest.

Die Netzwerke in den Kommune Inklusiv-Städten und -Gemeinden bestehen aus:

  • einer Netzwerkkoordination
  • einer Steuerungs- oder Strategiegruppe
  • offenen Arbeitsgruppen, in denen ganz unterschiedliche Menschen zusammenarbeiten und ihre Ideen einbringen können

Das hat sich als eine sinnvolle Struktur erwiesen. Wie die Gremien in den Kommune Inklusiv-Netzwerken zusammenarbeiten, erklärt das "Infoblatt: Netzwerkgremien – Wer macht was? (PDF) ".

Unsere Empfehlung: Verfassen Sie eine Kooperationsvereinbarung und am besten zusätzlich eine Geschäftsordnung. Es zahlt sich aus, Zeit und Gedanken in beides zu stecken. Stimmen Sie Ihre Kooperationsvereinbarung und die Geschäftsordnung gemeinsam mit Ihren Netzwerkpartner*innen auf Ihre Bedürfnisse, Ihre Themen und Ihre Art der Zusammenarbeit ab. Dann wird es Ihnen später viel leichter fallen, in die Umsetzung zu starten. In den Dokumenten "Muster: Empfehlungen für eine Kooperationsvereinbarung (PDF) " und „Muster: Empfehlungen für eine Geschäftsordnung (PDF) “ finden Sie Musterformulierungen.

Besprechen Sie auch, auf welche Weise Sie miteinander kommunizieren und Informationen austauschen wollen: per E-Mail, in einer Messenger-Gruppe oder in einem Online-Forum? Einigen Sie sich auf Arbeitsinstrumente wie einheitliche Vorlagen, Präsentationen und Protokolle.

Die nächsten Arbeitsschritte

Klären Sie, was Sie bis zum nächsten Netzwerktreffen erreicht haben wollen und wer welche Arbeitsschritte bis wann verbindlich übernehmen kann. Das motiviert zum Weitermachen. So nimmt die Netzwerkarbeit Fahrt auf.

Ein funktionierendes inklusives Netzwerk ist das Herzstück auf dem Weg zur inklusiven Kommune. Es lohnt sich also unbedingt, Zeit und Energie ins Finden der passenden Partner*innen zu investieren – und im Laufe der Projektarbeit offen zu bleiben auch für neue Partner*innen. Denn ein Netzwerk ist immer eine lebendige Struktur, die sich stetig weiterentwickelt.

Fünf junge Menschen sitzen draußen auf einer Bank, im Hintergrund ist ein Park zu sehen. Eine Frau trägt ein Kopftuch, ein Mann sitzt im Rollstuhl.

Kommune neu kennenlernen

Zu Beginn Ihres Inklusionsprojektes sollten Sie sich ansehen, welche Zielgruppen an Ihrem Ort leben. Wo gibt es Probleme oder dringenden Handlungsbedarf, wer setzt sich schon aktiv für Inklusion ein und was läuft schon sehr gut?