Das Wir gewinnt

"Das Bein ist halt ab."

Eine Collage mit zwei Bildern. Links zu sehen sind eine Frau mit Beinprothese und ein kleines Mädchen. Rechts eine Frau mit einem Bein und zwei Krücken, die jubelt.

Prothese tragen: Ja oder nein? Daniela ist auf einem Bein unterwegs und das kann jeder sehen, denn sie trägt keine Prothese. Auch Denise hat ein Bein – und viele Prothesen. Die beiden klären uns über die Vor- und Nachteile des Hilfsmittels auf.

Denise’s große Leidenschaft ist das Radfahren. Und das, obwohl sie bei einem Unfall mit zwei Jahren ihren rechten Unterschenkel verloren hat. Dass das geht, hat sie – neben ihren Eltern und tollen Medizinern – vor allem einer zu verdanken: ihrer Prothese.

„Ob ich eine Prothese tragen möchte, war für mich nie eine Frage: natürlich. Mit Krücken kommt man nicht so weit, wie man möchte, belastet das andere Bein zu sehr und kann auch nichts wirklich in der Hand halten. Für mich ist die Prothese ein Hilfsmittel, mit dem ich mich frei bewegen kann, mit dem ich tun kann, was ich möchte. Genauso wie manche Menschen eine Brille nutzen, trage ich eine Prothese,“ erklärt Denise.

Eine Prothese muss auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt sein

Eine Prothese, so Denise, gebe ihr ein bisschen Freiheit zurück. Natürlich gibt es auch Nachteile: Denise muss immer einen ganzen Koffer Ersatzprothesen dabeihaben – zum Beispiel auch eine Schwimmprothese, wenn sie einen Ausflug zum See macht. Außerdem kann es dauern, bis man eine passende Prothese gefunden hat, die zum Träger und zu seinem Leben passt. „Deswegen wünsche ich mir noch bessere Technologien, die mehr auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten abgestimmt werden können,“ sagt Denise.

Auch Daniela hat bei einem Unfall ein Bein verloren. Eine Prothese trägt sie aber nicht. „Andere Leute verstehen das oft nicht und fragen mich, warum ich keine Prothese trage. Ich fühle mich eben ohne komplett,“ erklärt Daniela.

„Ohne Prothese lässt sich viel besser tanzen!“

Daniela findet Prothesen kalt und unbequem. Ihre eigene Prothese kennen nur ihr Prothesenbauer, ihre Physiotherapeuten und sie selbst. Sie trägt sie allein aus gesundheitlichen Gründen und nicht öfter als nötig. „Ohne Prothese kann ich meine Schuhe zubinden, weil ich die Schuhe mit den Armen noch erreiche, meine Organe werden nicht zusammengequetscht und es lässt sich viel besser tanzen“, sagt sie.

Aber sie kann auch verstehen, wieso manche Leute verwundert sind, dass sie keine Prothese trägt: „Ich denke, für Menschen mit zwei Beinen ist der Gedanke, ein Bein zu verlieren, schlimm. Sie tröstet es vielleicht, dass es Prothesen gibt. Die kann man anziehen und dann ist fast alles wie früher.“

Prothese – ja oder nein?

Letztendlich sind sich Denise und Daniela einig: Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob eine Prothese das richtige Hilfsmittel im Alltag ist. Manche Menschen fühlen sich mit einer Prothese freier – bei anderen ist es gerade umgekehrt. „Ich wünsche mir flexibleres Denken,“ sagt Daniela, „Nur weil mein Körper anders aussieht als der von vielen anderen, heißt das nicht, dass ich anstrebe, (wieder) wie die Masse auszusehen. Ich freue mich lieber über die skurrilen Begegnungen im Alltag. Den kleinen Jungen, der seine Mama fragt, ob ich ein Flamingo bin, und nicht versteht, warum seine Mama und ich darüber so laut lachen.“

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