Der Mensch ist keine Maschine

Enno Park
Der Cochlea-Implantat-Träger ist Mitgründer des Cyborgs e. V., der sich mit der technischen Erweiterbarkeit des Menschen befasst.
www.ennomane.de
Welche Auswirkungen hat die rasante technologische Entwicklung auf Ihr persönliches Leben?
Das Cochlea-Implantat hat mir als Spätertaubtem das Gehör zurückgeschenkt, was meine Lebensqualität ungemein gesteigert hat. Aber auch jenseits solcher Prothesen hat die Digitalisierung mein Leben drastisch verbessert. So erlaubte mir zum Beispiel das Internet, über Foren, Messenger, Facebook, Twitter und zahllose Dienste am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, ohne dafür hören können zu müssen.
Wie wird sich unsere Gesellschaft Ihrer Meinung nach in absehbarer Zeit durch technischen und medizinischen Fortschritt verändern?
Die Digitalisierung wird voranschreiten – Stichwort: Internet der Dinge. Schnellere Rechner in Verbindung mit großen Datenmengen (Big Data) werden dazu führen, dass Software immer intelligenter wird und immer mehr Dinge selbstständig erledigen kann. Man denke da nur ans selbstfahrende Auto. Prothesen wie Cochlea-Implantate oder Retina-Chips werden weiter verbessert, allerdings wird das Problem bleiben, dass längst nicht allen behinderten Menschen damit geholfen werden kann. Der Mensch wird auch in Zukunft keine reparierbare Maschine sein. Dafür werden Cyborg-Techniken Mainstream, sobald sinnvolle Funktionen von Piercings oder Ohrringen erledigt werden können.
Welche Erwartungen für die Verwirklichung von Inklusion – positive wie negative – knüpfen Sie an die weitere technologische Entwicklung?
Digitale Hilfsmittel erleichtern behinderten Menschen die Teilhabe per Internet überall dort, wo Lebensbereiche digitalisiert werden. Im Bildungsbereich könnten sie zum Beispiel MOOCs (Massive Open Online Course, offene Online-Kurse) nutzen, wenn der Besuch eines Hörsaals beim Studieren Probleme bereitet. Bei DVDs und Streaming-Anbietern gibt es heute schon mehr untertitelte Inhalte als bei TV-Sendern. Automatische Untertitelung in Echtzeit könnte Gehörlosen in naher Zukunft helfen, auch ohne Gebärdensprachdolmetscher ein Gespräch zu verfolgen. Gleichzeitig steht zu befürchten, dass die Gesellschaft sich dann weniger stark um Barrierefreiheit und Inklusion bemüht – dabei hilft die Digitalisierung beispielsweise einem Menschen mit Lernschwäche unter Umständen auch nicht weiter.
Welche Erfindung würden Sie sich für die nächsten zehn Jahre wünschen, welche fürchten Sie?
Für mich selber: Ein Cochlea-Implantat, das vollständig in meinem Körper verschwindet, sodass ich zum Schlafen oder Schwimmen nichts mehr ablegen muss. Dringender wäre aber, die derzeit noch sehr niedrige Auflösung von Retina-Chips zu erhöhen.

Was uns zu Menschen macht, ist auch, dass wir uns der Natur nicht unterwerfen müssen. Das heißt jedoch, dass es nicht mehr das Schicksal ist, das unser Leben bestimmt, sondern wir selbst.
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