Das wir gewinnt

„Balance halten“

Hornist Felix Klieser wird beim Musizieren am Klavier begleitet

Felix Klieser gilt als einer der besten Nachwuchs-Hornisten. Sein Instrument spielt der 23-Jährige mit den Zehen. Mit vier Jahren hat er begonnen. Täglich übt er acht Stunden. Der ausgebildete Berufsmusiker hat ein hauptsächlich klassisches Musik-Repertoire, das er weltweit vorträgt. Im Herbst 2014 nimmt der Göttinger sein nächstes Album mit Orchester auf.

Was bedeutet Musik für Sie?

Ich vergleiche das immer mit einem Fernseher: Wenn man einen Fernseher nimmt und das Kabel in die Steckdose steckt, ist das eigentlich sterbenslangweilig. Der Fernseher wird erst damit interessant, dass man gute Filme hat, die man darauf sieht. Und genauso ist es mit Musik: Musik an sich ist ja erstmal irgendwie nichts. Was wir Musiker versuchen, sind verschiedene Dinge des Lebens durch Musik nachzuzeichnen – Emotionen, Situationen, Lebensabschnitte und so weiter. Das macht Musik erst interessant.

Felix Klieser hält sein Horn mit den Füßen

Viele Menschen haben in ihrem alltäglichen Leben nichts mit Menschen mit Behinderung zu tun. Wenn die Sie das erste Mal sehen, glauben Sie, die sagen: „Ach das ist ein behinderter Mensch, der auch Musik macht“ – oder sehen die direkt den Künstler Felix Klieser?

Ich kann mir schon vorstellen, dass manche Menschen über meine Behinderung reden. Aber wenn ich mit einem Orchester oder Dirigenten zusammenarbeite, dann setzt man sich in den Proberaum und dann geht’s los: „Herr Klieser, welches Tempo hätten Sie gerne? Wie möchten Sie die Balance haben?“ Dann wird eben gearbeitet. Das Wichtigste ist doch, dass die Gesellschaft versucht, Menschen mit Behinderung als normal zu betrachten. Das funktioniert aber im Umkehrschluss nur, wenn man sich als behinderter Mensch selbst als normal sieht.

Sie sind im Werbespot der Aktion Mensch zu sehen. Wie haben Sie sich beim Dreh gefühlt?

Es ist natürlich ein Unterschied, ob man ein Konzert spielt oder bei einem Fernseh-Spot dabei ist. Der wesentlichste Unterschied war wohl, dass ich nicht richtig gespielt, sondern nur so getan habe. Das macht das Ganze natürlich entspannter. Ich musste eigentlich nur gut aussehen und schön geschminkt sein. (lacht)

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